Sony Xperia X im Test: Auf Glas folgt Metall
5/6Kamera
Wie von Sony gewohnt, ist die Kamera eines der wichtigsten Merkmale des Smartphones. Die technischen Daten der Hauptkamera gleichen dabei dem Xperia Z5: 23 Megapixel Auflösung auf einem 1/2.3" kleinen Sensor, ein Öffnungsverhältnis von f/2.0 bei 24 mm Brennweite sowie ein LED-Blitz sind im neuen Xperia X verbaut. Die Frontkamera bietet eine vergleichsweise hohe Auflösung von 13 Megapixel, die über einen 1/3"-Sensor realisiert wird.
Einen Unterschied zum Z5 gibt es dennoch: Beim Sony Xperia X steht das automatische Scharfstellen von Objekten im Fokus. Ein selbsternannter „prädiktiver Autofokus“ soll erkennen können, ob sich ein Objekt bewegt, anschließend aus der Richtung der Bewegung die nächste Position berechnen und darauf automatisch scharfstellen. Eine Technik, die in DSLRs und Systemkameras schon seit Jahren zum Einsatz kommt und dort in der Praxis gut funktioniert.
Der Autofokus arbeitet im Alltag sehr schnell. Das zu fokussierende Objekt kann per Fingertipp ausgewählt werden und wird anschließend per Software begleitet. Trotzdem resultieren nicht alle Versuche in scharfen Aufnahmen. Je nach Lichtverhältnis oder Geschwindigkeit des sich bewegenden Objekts trifft der Autofokus nicht immer genau.
Den Tag über begleitet, kann das Sony Xperia X wie auch seine Vorgänger hinsichtlich Farbgebung und Grad der Sättigung überzeugen und präsentiert auf den ersten Blick ansehnliche und lebendige Bilder. Der Weißabgleich ist weder am Tag noch bei Dämmerung, in Kunstlicht oder bei Nacht problematisch und zeigt sich insgesamt sehr treffsicher. Die Bildschärfe insgesamt ist mit einem „Gut“ zu bewerten und erstreckt sich nahezu komplett bis in die Ecken. An den Rändern fällt sie jedoch etwas ab.
Ganz klar ist zu erkennen, dass Sony endlich den Bildbearbeitungsalgorithmus überarbeitet hat. Strukturen beispielsweise am Himmel wirken glatter und nicht mehr ganz so krisselig, wie es sonst bei bisher allen Xperia-Vorgängern gewesen ist. Bis auf einen leichten Moiré-Effekt (Bild 14 in der Bilderübersicht, am rechten Bildrand in der 100-Prozent-Ansicht nach dem Download erkennbar), der nur extrem selten zum Tragen kommt, weist die Optik vor dem 1/2,3"-Sensor keine weiteren erkennbaren Abbildungsfehler auf.
Die Belichtungsmessung sollte leicht nach unten korrigiert werden
Der hauseigene Sensor weist einen sehr guten Dynamikumfang auf, wobei die Betonung der Belichtungsmessung ganz eindeutig darauf liegt, zu dunkle Bildpartien nicht unterzubelichten. Das hat jedoch zur Konsequenz, dass der Himmel gelegentlich überblendet wird und Durchzeichnungen zum Teil verloren gehen. Eine Nachbearbeitung kann in diesem Fall auch keine Details mehr rekonstruieren.
Da die Stärken des Sensors eher in einer nachträglichen Aufhellung der Schatten, statt in der Nachbelichtung zu heller Flächen liegen, wäre es geschickter, die Belichtungsmessung um circa 1/3- bis 2/3-Blenden nach unten zu korrigieren und anschließend die Schatten um denselben Wert durch den internen Bildbearbeitungsalgorithmus aufzuhellen. Wie anhand des angefügten Beispiels zu sehen ist, wird das Rauschen in den Schatten wenn überhaupt nur leicht verstärkt.
Bei erhöhten Empfindlichkeiten verstärkt Schärfungsartefakte zu erkennen
Muss die Sensorempfindlichkeit erhöht werden, was beispielsweise in Innenräumen oder in der Nacht stets der Fall ist, schlagen die Schärfungsartefakte, für die Smartphones von Sony seit langer Zeit berüchtigt sind, wieder voll zu und trüben besonders in der 100-Prozent-Ansicht (Bilder 26 bis 28) den Bildeindruck. In der Nacht und dem maximalen ISO-Wert von 1.600 sind zwar immer noch viele Details zu erkennen, das ungleichmäßige Rauschmuster beispielsweise am Himmel ist jedoch grauenvoll anzuschauen.
Die maximale Videoauflösung liegt bei Full HD, andere moderne Smartphones dieser Preisklasse zeichnen bewegte Bilder bereits in UHD auf. Auch das Xperia Z5 beherrscht die Aufnahme von höher auflösendem Material. Dafür bietet das Xperia X mit SteadyShot eine Funktion zur Stabilisierung von Videoaufnahmen, die den Vorgängern fehlt. Diese kann im Intelligent-Active-Modus allerdings nur bei Aufnahmen von Full HD mit 30 FPS, nicht aber mit 60 FPS zugeschaltet werden. Bei Videos, die aus der Hand aufgezeichnet werden, wird der Unterschied dafür sichtbar.
Am Tag sind vom neuen Sony Xperia Z nach also gute, zum Teil sogar sehr gute Fotos zu erwarten. In der Nacht dafür eher weniger. Die hier gezeigte nachträgliche Bildbearbeitung macht zudem deutlich, das Sony mehr aus dem Sensor des Xperia X hätte herausholen können, indem der Algorithmus besser angepasst worden wäre. Dabei sollten auch noch einmal jene Parameter gründlich überarbeitet werden, die die Schärfungsartefakte bei höheren Empfindlichkeiten verursachen.
Auch im Jahr 2016 kein USB Typ C
Bei der Anschlussvielfalt gibt es keine Überraschungen. Mit LTE, WLAN nach ac-Standard, Miracast, GPS/GLONASS und Bluetooth 4.2 gibt es standesgemäß eine Menge aktueller Standards. Auf USB Typ C verzichtet Sony hingegen auch im Jahr 2016. Der 32 GByte große Nutzerspeicher lässt sich per microSD um (aktuell) bis zu 200 GByte erweitern. Zudem bewirbt Sony das Xperia mit der Unterstützung von Hi-Res-Audio und sich automatisch anpassenden Software-Einstellungen für eine bessere Klangqualität.
Die Telefoneigenschaften wurden im Netz von O2 in Düsseldorf und im Ruhrgebiet getestet. Das Xperia X sorgte für klare Gespräche ohne Probleme oder störende Geräusche. Die Lautstärke von Ohrhörer und Lautsprecher geht in Ordnung. Auch die Ortungsdienste arbeiten im Zusammenspiel mit dem Mobilfunknetz zuverlässig und schnell.
Akku mit Qnovo-Technologie für mehr Zyklen
Ein Akku mit 2.620 mAh soll für eine Akkulaufzeit von bis zu zwei Tagen sorgen, sofern auf den Stamina-Modus zurückgegriffen wird. Durch diesen lassen sich per Software umfangreiche Energiespareinstellungen vornehmen, die die Akkulaufzeit verlängern können. Zudem setzt Sony als erster großer Hersteller in einem Mainstream-Produkt auf die Akkutechnologie der US-amerikanischen Firma Qnovo.
Dadurch soll Software in Echtzeit den Status der Akkuzellen überprüfen und so beispielsweise den Ladevorgang für eine längere Lebensdauer des Energiespeichers justieren. Weitere Vorteile sollen mehr Ladezyklen ohne Leistungsabfall – nämlich bis zu 800 Stück – sowie mehr Laufzeit und ein schnelleres Aufladen sein.
Zwei Tage Laufzeit möglich, aber nicht gegeben
Die Haltbarkeit des Akkus kann im Rahmen des Tests nicht überprüft werden, die Akkulaufzeit hingegen schon. Im Alltag hält das Xperia X mit dem Abgleich mehrerer E-Mail-Konten, durchgängig aktiviertem WLAN und mobilen Daten sowie GPS, Internetsurfen und der Nutzung von Messengern und sozialen Netzwerken rund einen bis eineinhalb Tage durch. Bei gemäßigter Nutzung oder der Anpassung durch den Stamina-Modus können durchaus auch die versprochenen zwei Tage erreicht werden. Von vornherein gegeben ist dies aber nicht.
Obwohl 2.620 mAh vergleichsweise klein ausfällen, schafft das Xperia X im PCMark, der eine gemischte Nutzung von Surfen sowie Bild- und Textverarbeitung simuliert, eine Laufzeit von fast acht Stunden und liegt somit fast zwei Stunden vor dem Z5 mit größerem Akku aber auch leicht größerem Display. Im Videodauertest hält das Modell etwas über achteinhalb Stunden durch, wobei der Abstand zum Z5 auf knapp eine halbe Stunde schrumpft.