Wettbewerbsverfahren: EU nimmt Googles Werbegeschäft ins Visier
Die EU-Kommission will laut Medienberichten ein weiteres Wettbewerbsverfahren gegen Googles Mutterkonzern Alphabet in die Wege leiten. In diesem Fall geht es um die dominante Rolle im Werbegeschäft, berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Personen, die mit dem Verfahren vertraut sind.
Noch ist nichts offiziell. Unternehmen und Verbände, die sich in der Vergangenheit über Googles Praktiken im Werbegeschäft beschwert haben, habe die EU-Kommission in den letzten Tagen allerdings um weitere Dokumente gebeten. Das Ziel dieser Maßnahme: Mit den zusätzlichen Informationen sollen die Vorwürfe untermauert werden. Dieser Schritt wird von Beobachtern nun als sicheres Zeichen gedeutet, dass die EU-Kommission bald eine offizielle Ermittlung einleiten will. Laut dem Wall Street Journal könne der Startschuss sogar noch vor dem August erfolgen.
Google missbrauche dominante Position im Werbegeschäft
Bei dem Verfahren geht es im Kern um Googles Werbedienste AdSense und AdWord, die die europäischen Wettbewerbshüter schon seit einigen Jahren im Visier haben. Nun soll aber konkret geprüft werden, ob Google die Betreiber von Webseiten benachteiligt, die Werbung von konkurrierenden Anbietern einbinden. Ähnliche Vorwürfe richten sich auch gegen Googles internes Auktionssystem, über das Werbeanzeigen versteigert werden.
Für Google geht es bei diesem Verfahren um das Eingemachte. Denn der Löwenanteil des Konzernumsatzes stammt aus dem Werbegeschäft. So erwirtschaftete der Mutterkonzern Alphabet etwa im vierten Quartal 2015 einen Umsatz von insgesamt 21,3 Milliarden US-Dollar. 19,1 Milliarden US-Dollar stammten dabei aus dem Werbegeschäft – das sind knapp 90 Prozent.
Drittes Wettbewerbsverfahren gegen Google
Sollte die EU-Kommission tatsächlich die Praktiken von Google im Werbegeschäft prüfen, wäre es nun mehr das dritte Wettbewerbsverfahren gegen den amerikanischen Konzern. Seit einigen Jahren wird bereits untersucht, ob Google die dominante Position im Suchmaschinengeschäft ausnutzt, um Anbieter von konkurrierenden Spezialsuchmaschinen zu benachteiligen. Das betrifft etwa Preisvergleiche wie Google Shopping. Mittlerweile ist sogar eine Geldstrafe in Höhe von drei Milliarden Euro im Gespräch – das wäre ein neuer Rekord.
Ein weiteres Verfahren dreht sich zudem um die Frage, ob Google die marktbeherrschende Stellung von Android missbraucht. Der Vorwurf lautet, dass es Vorgaben für Geräte-Hersteller und Mobilfunkbetreiber gibt, die deren Handlungsspielraum unrechtmäßig beschränken.