AMD Radeon Pro SSG: Grafikkarte mit Onboard-SSDs für große Datensätze
AMD hat im Rahmen des Capsaicin-Events auf der Siggraph 2016 eine neue Profi-Grafiklösung mit dediziertem Flash-Speicher vorgestellt. Die Radeon Pro Solid State Graphics (SSG) vermutlich auf der Fiji-GPU, die auch für die Fury/Fury X genutzt wird, und soll die Bearbeitung großer Datensätze teils drastisch beschleunigen.
Mit der Radeon Pro SSG adressiert AMD einen Markt, der die Bearbeitung großer Datensätze mit hoher Rechenleistung erfordert. Beispiele hierfür sind die Genomsequenzierung, die Bearbeitung von 8K-Videomaterial, dreidimensionale Echtzeit-Bildgebungsverfahren in der Medizin und die Erforschung von Öl- und Erdgas-Lagerstätten.
Zugriffe auf den Arbeitsspeicher oder Laufwerke erhöhen die Latenz
Mit bis zu 24 GByte bei Nvidia-Grafikkarten und maximal 32 GByte bei AMD-Grafikkarten ist der Grafikspeicher professioneller Grafiklösungen für die Verhältnisse von Heimanwendern zwar üppig bemessen, für anspruchsvolle Anwendungen aber noch immer zu knapp.
Bisher muss die Grafikkarte die Daten in diesen Fällen in Blöcken bearbeiten, die hinterher wieder zusammengesetzt werden, und auf den Arbeitsspeicher oder sogar die Festplatten respektive SSDs des Systems zurückgreifen, sobald der lokale Speicher nicht mehr ausreicht. Da alle diese Zugriffe indirekt über die CPU erfolgen, steigt die Latenz im Vergleich zum OnBoard-Speicher der Grafikkarte selbst bei Daten aus dem RAM deutlich.
1 TByte Flash-Speicher mit direkter PCI-Express-Anbindung
Bei der Radeon Pro SSG soll dies umgangen werden, indem 1 TByte Flash-Speicher auf der Grafikkarte platziert werden, die über PCI Express 3.0 direkt angebunden und ohne Umweg über Betriebssystem und CPU adressierbar sind. Dies erfolgt in Form von zwei M.2-SSDs mit MLC NAND, in Zukunft könnten also relativ einfach auch Varianten mit noch mehr Flash-Speicher realisiert werden. Das Speichermanagement soll dabei durch eine Kombination von Treiber und Entwicklersoftware erledigt werden.
8K-Videos mehr als fünf Mal so schnell bearbeiten
Die Leistung des OnBoard-RAMs erreicht der Flash-Speicher zwar nicht, der Leistungsvorteil bei der Bearbeitung großer Datenmengen fällt jedoch zumindest in AMDs Produktpräsentation erheblich aus. Zur Demonstration der Leistungsfähigkeit der neuen SSG-Technik wählte AMD die Bearbeitung eines 8K-Videos. Das nicht näher spezifizierte, „beste“ auf dem Markt erhältliche High-End-System zur Videobearbeitung für über 10.000 US-Dollar, das AMD für den Vergleich wählte, erreichte dabei 17 Bilder pro Sekunde (848 MByte/s). Mit der Radeon Pro SSG wurden dagegen 92 Bilder pro Sekunde (knapp 4,6 GByte/s) erreicht. Zudem erlaubt es der OnBoard-Framebuffer, schnell im Video zurück und wieder vor zu springen.
Entwicklerkit für 9.999 US-Dollar, Markteinführung 2017
Für ausgesuchte Entwickler ist die Radeon Pro SSG ab sofort als Entwicklerkit erhältlich. Ein solches zu bekommen erfordert aber nicht nur eine Bewerbung beim AMD, sondern auch ein etwas größeres Budget: der Preis für die Entwicklerkits beträgt 9.999 US-Dollar. Irgendwann im nächsten Jahr soll dann auch der reguläre Marktstart der Radeon Pro SSG erfolgen.
Ein Foto der Rückseite der neuen Karte offenbart, dass diese vermutlich auf dem Fiji-Chip inklusive High Bandwidth Memory basiert. Es sind keinerlei Lötstellen für klassischen GDDR-Speicher zu erkennen, die Ähnlichkeiten zu der Fury/Fury X sind hingegen sehr groß.