Bilanz: Ein Jahr Windows 10
Windows 10 feiert Geburtstag
Seit einem Jahr ist Windows 10 auf dem Markt, mit dem Anniversary Update als zweitem großen Update nach Version 1511 im vergangenen November stehen in Kürze zudem eine Reihe neuer Funktionen ins Haus, die an anderer Stelle bereits genauer beleuchtet wurden. Zeit für einen Rückblick auf die letzten zwölf Monate.
Bereits mehr als 350 Millionen Geräte
Windows 10 wurde vom Start im vergangenen Juli bis Ende Juni dieses Jahres auf mehr als 350 Millionen PCs, Notebooks, Tablets und Smartphones installiert, so die offiziellen Zahlen von Ende Juni. Ob der Endspurt für das heute endende kostenlose Upgrade-Angebot nochmal einen Schub bei den aktiven Geräten gebracht hat, ist noch offen, möglicherweise gibt es aber zur Veröffentlichung des Anniversary Updates am 2. August neue Informationen.
Über 19 Prozent Marktanteil bei den Desktop-Betriebssystemen, mobil abgeschlagen
Dass der Marktanteil von Windows 10 derzeit sukzessive wächst, ist aber ohnehin unbestritten. Die jüngsten Zahlen von Net Market Share zeigen in den letzten Monaten ein stetiges Wachstum und für Juni bereits einen Marktanteil von 19,14 Prozent, wenngleich Windows 7 mit 49,05 Prozent weiterhin deutlich in Front liegt.
Weit weniger rosig sieht es für Microsoft hingegen auf dem Mobilfunk-Markt aus. Hier erreichte Windows 10 Mobile laut Net Market Share im Juni lediglich einen Marktanteil von 1,13 Prozent und lag damit sogar noch hinter Windows Phone 8.1, das auf 1,46 Prozent kam.
Die Mehrheit der ComputerBase-Leser nutzt bereits Windows 10
Unter den ComputerBase-Lesern ist Windows 10 aktuell mit einem Anteil von mehr als 37 Prozent das am meisten genutzte Betriebssystem und hat die Spitzenposition sogar schon seit März inne. Damit schaffte das aktuelle Windows, was dem Vorgänger Windows 8.1 nie gelang, nämlich Windows 7 vom Thron zu stoßen.
Bei Spielern ist Windows 10 besonders beliebt
Unter den Nutzern von Valves Spieleplattform Steam ist Windows 10 den vorliegenden Daten zufolge sogar noch weiter verbreitet. Die letzte Hardwareumfrage vom Juni dieses Jahres, der die freiwilligen Angaben der an der Umfrage teilnehmenden Steam-Nutzer zu Grunde liegen, ergab für Windows 10 in sämtlichen Versionen einen Anteil von insgesamt 44,5 Prozent. Zum Vergleich: für alle Versionen von Windows 7 verzeichnet Valve zusammengenommen einen Anteil von rund 37 Prozent.
Betriebssystem | Anteil Juni 2016 | Änderung zum Vormonat |
---|---|---|
Windows 10 64-Bit | 42,94 % | +3,26 % |
Windows 7 64-Bit | 30,61 % | -1,64 % |
Windows 8.1 64-Bit | 10,07 % | -1,01 % |
(...) | ||
MacOS 10.11.5 64-Bit | 1,38 % | +1,13 % |
Ubuntu 16.04 LTS 64-Bit | 0,24 % | +0,01 % |
Windows (alle Versionen) | 95,50 % | +0,08 % |
MacOS/OS X (alle Versionen) | 3,60 % | ±0,00 % |
Linux (alle Versionen) | 0,80 % | -0,04 % |
Ursprüngliches Ziel wurde gestrichen
Trotz dieser postitiven Entwicklungen bleibt Windows 10 augenscheinlich hinter den Erwartungen zurück, die Microsoft selbst hatte. Vom ehemaligen Ziel, bist Mitte 2018 die Marke von mehr als einer Milliarde Geräten zu knacken, hat Microsoft sich mittlerweile verabschiedet und verzichtet zumindest vorerst auch darauf, ein neues Ziel zu formulieren. Grund für die gestrichene Zielsetzung ist nach offizieller Lesart das Smartphone-Geschäft, das wesentlich schlechter läuft, als man es sich bei Microsoft vorstellt. Dies führte unter anderem auch dazu, dass von den rund 32.000 Mitarbeitern, die Microsoft zusammen mit Nokias Smartphone-Sparte übernahm, mittlerweile fast 27.000 entlassen wurden. Für das Fiskaljahr 2017 hat das Unternehmen zudem gerade erst im Annual Report (RTF-Dokument) angekündigt, weltweit rund 2.850 weitere Stellen streichen zu wollen.
PC-Markt schrumpft weiter
Aber auch der weiter schrumpfende PC-Markt spielt eine Rolle. Bei vielen Verbrauchern nehmen Smartphone und Tablet speziell im Privatleben eine immer größere Rolle ein, während die Bedeutung des klassischen PCs, aber auch des Notebooks, immer mehr abnimmt. Die PC-Verkäufe sollen 2016 verglichen mit dem Vorjahr um 7,3 Prozent zurückgehen, prognostizieren die Marktforscher von IDC. In diesem Fall könnte das kostenlose Upgrade statt der oftmals zumindest prognostizierten Belebung der PC-Verkäufe sogar als Hemmnis für einen Neukauf fungiert haben, da wechselwillige Windows-Nutzer die neueste Betriebssystem-Version derzeit noch kostenlos bekommen und Windows 10 auf vielen PCs mit Windows 7 oder 8.1 anstandslos läuft.
Unternehmen könnten Nutzerzahlen stark steigen lassen
Ein wichtiger Faktor für die weitere Verbreitung von Windows 10 wird auch das Verhalten der Unternehmenskunden sein. Springen diese auf den Zug auf, wird die Zahl der aktiven Geräte deutlich steigen. Interesse scheint durchaus vorhanden zu sein, Microsoft zufolge sind mehr als 96 Prozent der Unternehmenskunden in aktiven Pilotprojekten engagiert. Als Teil des Anniversary Updates gibt es mit der Windows Defender Advanced Threat Protection (WDATP) und der Windows Information Protection zudem auch speziell auf sie zugeschnittene neue Funktionen im Bereich Sicherheit, die die Bekämpfung von Cyberangriffen vereinfachen und den Schutz von Unternehmensdaten verbessern sollen.
Nicht jede Funktion hat es geschafft
Nicht alles, was Microsoft an Neuerungen für Windows 10 angekündigt hat, hat es auch bis ins Anniversary Update geschafft. Manche Funktionen sollen in abgewandelter Form nun später erscheinen, andere gar nicht mehr.
Skype statt Messaging everywhere
Einen Rückzieher hat Microsoft beispielsweise bei der Messaging-everywhere-Funktion gemacht. Diese sollte Windows-10-PCs die Möglichkeit geben, direkt auf Windows-10-Smartphones zuzugreifen, um Textnachrichten zu senden und zu empfangen, und war in Insider Builds teilweise auch schon implementiert.
Laut Microsoft sei die Funktion bei den Testern grundsätzlich gut angekommen, man sei aber der Meinung, das Konzept mit der Skype-App besser umsetzen zu können. Daher wurde Messaging everywhere in der ursprünglich geplanten Form aus dem Anniversary Update gestrichen. Lediglich das Beantworten von Textnachrichten mit Cortana über den PC wird umgesetzt. Stattdessen soll die Funktionalität zu einem späteren Zeitpunkt für die neue Skype-UWP-App kommen, die zur Kommunikationszentrale ausgebaut werden soll.
Nur eine Bridge für mobile Apps
Komplett eingestellt wurde im Februar die auch als Projekt Astoria bekannte Windows Bridge für Android. Das Software Development Kit sollte Entwicklern das Portieren von Android-Apps auf Windows 10 vereinfachen. Als Begründung gab Microsoft an, im Austausch mit den Entwicklern zu dem Entschluss gekommen zu sein, dass eine Bridge für die Portierung von mobilen Apps ausreichend sei, weshalb nur die Windows Bridge für iOS (Projekt Islandwood) weiterentwickelt wird.