Drohnen über Berlin: Luftaufnahmen und Videos mit der DJI Inspire 1

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Robert Kern
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Teamarbeit – Flug und Aufnahmen entkoppeln

Fliegen allein ist nicht kompliziert, die Kamera zusätzlich zu bedienen schon
Fliegen allein ist nicht kompliziert, die Kamera zusätzlich zu bedienen schon

Ein Bekannter von uns ist Fotograf, der hat sich die Inspire auch gekauft. Allerdings fliegt er nicht mehr, weil ihm das alleine einfach zu kompliziert ist“, erzählt Andrea Künstle. Beim Dreh an diesem Tag wird schnell deutlich, dass es für umfangreichere „Shots“ trotz selbstständig fliegender Drohne ein eingestimmtes Team braucht. „Das hier ist eigentlich das Key-Feature“, zeigt Klaus Breuer die Entkopplung von Drohne und Kamera am 3D-Gimbal. „Ich kann die Kamera die Bewegungen der Inspire mitmachen lassen oder aber beide werden völlig unabhängig gesteuert.“ Per Knopfdruck bleibt die kleine kugelrunde Kamera exakt ausgerichtet, während Klaus Breuer die Drohne in der Hand dreht.

Ich zeig's dir am besten.“ Der Bastler wirft einen kurzen Blick auf seine selbst programmierte Wetteranzeige, einen vertikalen RGB-LED-Streifen angesteuert über einen Arduino, per Cloud mit Wetterdaten versorgt, und lädt ein: „Komm, wir gehen eine Runde fliegen.“

Immer wissen, wo man fliegt, ist Vorraussetzung für gute Aufnahmen
Immer wissen, wo man fliegt, ist Vorraussetzung für gute Aufnahmen
Ein Controller für Flug, einer für die Kamera am Gimbal
Ein Controller für Flug, einer für die Kamera am Gimbal
Andrea Künstle kann die Kamera-Einstellungen in Echtzeit verändern
Andrea Künstle kann die Kamera-Einstellungen in Echtzeit verändern

Am Startpunkt wird die aktuelle Wolkenlage nochmals überprüft. Der Auftraggeber wünscht einen extrem komplizierten, ungeschnittenen Überflug, den die beiden vorher minutiös besprochen haben. Es handelt sich um eine exakt vorausgeplante Minute, das bedeutet echte Teamarbeit und hohe Konzentration.

Die Kommunikation dafür mussten wir erst üben“, beschreibt Andrea Künstle die Schwierigkeiten der Arbeitsaufteilung. Klaus Breuer steuert den Kopter, sie übernimmt den Auslöser und die Ausrichtung der Kamera. Dafür braucht es auch eine präzise und effektive Abstimmung. Der Befehl „Etwas mehr nach links!“ kann nämlich mehrfach gedeutet werden. „Ausgehend von mir? Aus Sicht der Drohne oder ist jetzt die Kamera gemeint“, fragt Klaus Breuer rhetorisch. Selbst bei exakt abgesprochenen Abläufen tauchen Variablen auf, Wind und Wetter fordern konstante Reaktionen und kein Flug gleicht dem anderen. Eine Menge Arbeit, auch wenn die Drohne selbst für Hobbyisten viele Aufgaben abnimmt. Abzuheben ist tatsächlich das Einfachste.

Anspruchsvolle Aufnahmen, auch für den Betrachter

Ein Signalton deutet die Bereitschaft der Inspire an, auf den iPads am Controller ist die HD-Bildübertragung zu sehen, und mit einem erstaunlich harmlos klingenden Schwirren startet die Drohne in den Schwebeflug. Damit die Rotoren und deren Aufhängung später nicht ins Bild rücken, fährt die Inspire das leichte Karbongestell einfach hoch. Ab 30 Metern Höhe ist sie kaum noch zu hören. Beim Startpunkt der Kamerafahrt genau 100 Meter über der Spree weist die App darauf hin, dass die vorher eingestellte maximale Flughöhe erreicht sei. Es folgt eine Choreografie aus Flug- und Kamerabewegungen. Nur gelegentlich, wenn ein hyperaktiver Gabelstapler oder der Hermes-Paketfahrer vorbeirauscht, erfolgt ein Blick aus der konzentrierten Vertiefung in die Umgebung. Warum Klaus Breuer für solche Aktionen keinen Ablauf vorprogrammiert?. „Das macht manchmal tatsächlich Sinn. Bei diesem Flug fliegen wir aber auch ziemlich tief durch den Gang zwischen den Hallen. Wenn man das als Ablauf programmiert und sich das GPS mal um 2 Meter oder so verhaut, fliegt man prompt in die Wand.“

Aufgenommen wird in Full HD (1.080p60) oder 4K, Fotos schießt die X3-Kamera mit 12 Megapixeln. Die 60 Bilder pro Sekunde verleihen den Full-HD-Videos einen surrealen CGI-Look, der umfangreiche Fokusbereich der Kamera überfordert den „ungeübten“ Betrachter beinahe mit Details in allen Bildsektoren. Für die interaktiven Panoramen werden mittels Microsoft Image Composite Editor (ICE) mehr als 60 Fotos zusammengefügt, hier kann sich der Betrachter Zeit lassen für die aufwendige Perspektive. Kunden wie Investoren von Ferienhaussiedlungen, Städte und Gemeinden mit Interesse an virtuellen und interaktiven Stadttouren oder auch Institute aus den Bereichen Forschung und Bildung erhalten die Panoramen, Videos und Fotogalerie auch als Webseite. „Der nächste Schritt wäre dann ein deutlich schwererer Kopter mit einer Spiegelreflexkamera“, erwähnt Klaus Breuer. Aus Zeit- und Kostengründen hat sich Jokeair aber auch bei der Inspire 1 meist schon gegen die Aufnahme in 4K entschieden, auch in Full HD liefert die semiprofessionelle Drohne ausreichendes Bildmaterial.