Teilautomatisiertes Fahren: 2.000 km mit E‑Klasse und Drive Pilot von Mercedes-Benz

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Nicolas La Rocco
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Fahrer muss wachsam bleiben

Alle Assistenzsysteme der E-Klasse können stets durch den Fahrer über einen manuellen Override außer Kraft gesetzt werden. Wird zum Beispiel Gas oder Bremse benutzt, während das Fahrzeug diese beiden Funktionen automatisch über die Distronic reguliert, hat immer der Eingriff des Fahrers Vorrang und nicht das programmierte Fahrverhalten. Nach Übernahme des Steuers durch den Fahrer sind die Assistenzsysteme bis zur nächsten manuellen Aktivierung vorübergehend deaktiviert.

Der Lenk-Pilot kann sich unvorhersehbar abschalten

Etwas problematisch wird es allerdings, wenn das Fahrzeug selbst entscheidet, ein Assistenzsystem zu deaktivieren. Die Tempo und Abstand haltende Distronic ist davon nicht betroffen, allerdings kann sich der Lenk-Pilot unvorhersehbar abschalten, wenn er eine Kurve aufgrund seiner Software-Beschränkungen nicht selbstständig nehmen darf. Auch unklare Fahrbahnmarkierungen, zum Beispiel, wenn sie aufgrund einer Baustelle doppelt in Gelb und Weiß gezeichnet sind, können das System verwirren.

In solchen Situationen deaktiviert sich der Lenk-Pilot, und ein Eingriff durch den Fahrer wird verlangt. Auf der Autobahn kann die E-Klasse so ziemlich jede Kurve per Lenk-Pilot nehmen, sofern sie nicht zu eng ausfällt, wie es manchmal noch auf deutschen Autobahnen vorkommt. Auch für Auf- und Abfahrten von der Autobahn ist das System nicht geeignet. Problematisch sind darüber hinaus Ein- und Ausfahrten von Baustellen, die bei der Verengung von Spuren oder dem Umleiten auf die andere Fahrbahnseite häufig ruckartig geschehen. Bei solch starken Lenkwinkeln auf kurzer Distanz ist der Lenk-Pilot überfordert. Würde hier der Fahrer nicht schon von vornherein das Lenkrad selbst übernehmen, könnte es leicht zu einem Unfall kommen.

Nur das Lenkrad (unten links) singalisiert den aktiven Lenk-Pilot
Nur das Lenkrad (unten links) singalisiert den aktiven Lenk-Pilot

In Summe ist allerdings nicht das Problem, dass der Lenk-Pilot nicht jede Situation alleine meistern kann, sondern dass der Fahrer nicht ausreichend darüber informiert wird. Das bei aktiviertem Lenk-Pilot grün leuchtende Lenkradsymbol im Kombiinstrument schaltet lediglich auf Grau um, wenn das System nicht selbstständig agieren kann. Ist es komplett ausgeschaltet, wird das Symbol auch in Grau dargestellt. Akustische Hinweise gibt es nur, wenn das Lenkrad für zu lange Zeit gar nicht angefasst wird. Die Vibration des Lenkrads wird indes nur dafür eingesetzt, den Fahrer zu warnen, wenn er ohne Blinker die Spur verlässt. Dem Lenk-Pilot fehlt im aktuellen Zustand ein klarer optischer oder akustischer Hinweis, dass er eine bevorstehende Fahrsituation nicht ohne Eingriff des Fahrers alleine meistern kann.

Pilot suggeriert mehr als teilautomatisiertes Fahren

Nicht ohne Grund vermarktet Mercedes-Benz den Drive Pilot als Assistenzsystem für teilautomatisiertes Fahren und eben nicht als autonomes Fahrsystem, das dem Fahrer alle Aufgaben, insbesondere das Lenken über den Lenk-Pilot, vollständig abnimmt. Das klappt im Alltag so weit auch gut, wenn man sich als Fahrer dieser Tatsache stets bewusst ist. Das „Pilot“ in Lenk-Pilot suggeriert aber eben mehr als einen Assistenten; vielleicht hätte Mercedes-Benz einen besseren Namen für das System wählen können, um solche Unklarheiten gleich von Beginn an gar nicht erst aufkommen zu lassen.

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