Parrot Bebop 2 im Test: Komfortabler Quadrokopter als Freizeitdrohne

 3/6
Robert Kern
75 Kommentare

Starten und Steuern mit der App Freeflight 3

Bei ersten Flugversuchen sind eine plane Startfläche, viel Freiraum, GPS-Verbindung und nicht allzu sensible Einstellungen in der Freeflight-3-App angeraten. Parrot kümmert sich als französisches Unternehmen nicht ganz so ausführlich um Dokumentationen in deutscher Sprache. Wer sich die beigelegte Bedienungsanleitung durchgelesen hat, kann sich jedoch in englischen Tutorials noch weiter belesen. Auch wer des Englischen nicht mächtig ist, findet auf YouTube hilfreiche Anleitungen und kann so das Kennenlernen beschleunigen. Zumindest die acht Minuten für die ersten drei Videos dieser Playlist sollte jeder investieren.

Und auch wenn die Bebop 2 schnell „Sicherheit“ vermittelt, lässt man es lieber sprichwörtlich langsam angehen. Die Internetforen sind voll von Beschreibungen von Unfällen unerfahrener Piloten; „Bebop 2 Crash“ liefert mehr als 25.000 Ergebnisse bei YouTube. Die Drohne selber kostet Geld und die Haftpflicht beinhaltet nicht umsonst Deckungssummen im Millionenbereich. Einsteiger unter den Drohnenpiloten sollten ihre Reichweite und Geschwindigkeit nach und nach steigern. Im Menüpunkt „Einstellungen“ können nach der Verbindung der Drohne Grenzen für den maximalen Neigungswinkel (und damit die Geschwindigkeit) sowie die vertikale und horizontale Distanz gesetzt werden. Die Einstellungen werden am besten vor jedem Start noch einmal kurz überprüft.

Freeflight 3 gibt es für iOS und Android
Freeflight 3 gibt es für iOS und Android

Für die Montage der flexiblen Rotoren legt Parrot ein kleines Werkzeug bei. Ist das nicht zur Hand, kann man auch einfach einen zweiten Rotor nutzen. Piloten sollten darauf achten, dass vorne links und hinten rechts Rotoren mit Loch in der Mitte zum Einsatz kommen. Nachdem der Startknopf am Heck gedrückt wurde, dauern der Boot-Vorgang und der Aufbau des Drahtlosnetzwerkes ein paar Sekunden. Bei Smartphone- oder Tablet-Steuerung muss das mobile Android- oder iOS-Gerät verbunden werden. Wer mit Skycontroller fliegt, loggt sich mit seinem Mobilgerät in dessen Netzwerk ein und findet in der App dann den Wi-Fi-Manager, der sich nach dem ersten Start immer wieder automatisch mit der Drohne verbindet.

Es gibt drei Flugmodi für die Steuerung mit einem Tablet oder Smartphone: „Ass“, „Normal“ und „Joypad“. „Joypad“ ist vermutlich zunächst am einfachsten. Auf dem Bildschirm werden rechts und links zwei Steuerkreuze für Manöver dargestellt. Links für Höhenänderungen und Rotation, rechts für die Bewegung in der Ebene. Hat der Pilot diese Bewegungen der Bebop 2 kennengelernt, so kann er sich am „Normal“-Modus probieren, der für die Vor- und Seitwärtsbewegungen nun die Neigung des Tablets/Smartphones nutzt. Das ist noch intuitiver und macht mehr Spaß. Es kann für den allerersten Flugversuch aber zu unbeabsichtigten Eingaben kommen, daher ist der „Joypad“-Modus angeraten. Mit Zwei-Finger-Gesten zwischen den Steuerpunkten vollführt die Drohne automatische Salti (falls aktiviert), oder sie steuern die Kamera-Ausrichtung. Für den Modus „Ass“ braucht es sehr viel Erfahrung, hier vollführt der linke Daumen sämtliche Bewegungen: Höhe und Rotation auf dem Schirm; Vor, Zurück und Seitlich per Neigungssensor im Tablet oder Smartphone. Mit dem rechten Daumen kann die Kamera ausgerichtet werden.

Am bequemsten ist allerdings die Steuerung mit manuellen Joysticks. Der Skycontroller ist sein Geld aufgrund der stabileren Verbindung, des Extra-Akkus und der präziseren Steuerung wert, im Prolog wurde aber auch schon eine günstigere Selbstbauvariante vorgestellt.

Die LED hilft beim Sichtkontakt
Die LED hilft beim Sichtkontakt

Freeflight 3 selbst ist viel mehr als nur die Darstellung der Kameraperspektive, des Drohnenstatus und der Flugtelemetrie. Hier lassen sich die Drohnen verwalten, aktualisieren und eine Flughistorie abbilden. Voraussetzung dafür ist die Anmeldung in der „Drohnen Akademie“. Unter dem dortigen Profil werden alle Flugverläufe protokolliert: Datum, Uhrzeit, Ort und Position (GPS), Geschwindigkeiten, Höhen, Akkustatus, Steuermodus und eventuelle Unfälle.

Achtung: Per Default-Einstellung ist auch all das erst einmal öffentlich! Wer nicht will, dass Unbekannte jeden Flugverlauf einsehen können, muss das im Profil ausdrücklich deaktivieren. Missgünstige Nachbarn können den Überflug ihres Grundstücks monieren sowie die Einhaltung der Höhengrenze prüfen – und das sind noch geringe datenschutzrechtliche Sorgen. In Deutschland sind zum Testzeitpunkt fast 200.000 Flüge nachvollziehbar, inklusive teilweise sorglos publizierter Adressen, Informationen über Unfälle und aller Flugdaten. Wer nicht will, dass diese Daten überhaupt erhoben werden, fliegt einfach ohne Profil in der Akademie. Bei bewusstem Umgang mit diesen Daten lassen sich aber auch interessante Details entdecken und neue Möglichkeiten finden.

Gespeicherte Telemetriedaten können über die kostenfreie Software Flight Data Manager von Kenth Jensen beispielsweise über die Videoaufnahmen des Flugs gelegt werden.

Aufbereitet mit Flight Data Manager
Aufbereitet mit Flight Data Manager

Hilfreich ist die Return-to-Home-Funktion (RTH), welche die Bebop 2 an den Startpunkt zurückbringt. Bei Druck auf das Haussymbol steigt die Bebop 2, sofern sie nicht schon höher fliegt, auf 20 Meter und wählt dann den direkten Luftweg zum Startpunkt.

In Deutschland darf nur auf Sicht geflogen werden, bei einer so kleinen Drohne wie der Bebop 2 ist die Sicht trotz roten Rücklichtes schon bei 200 Meter Entfernung beeinträchtigt, bei 300 Metern ist in der Regel die absolute Grenze erreicht. Die Ausrichtung der Drohne kann dann nicht mehr zweifelsfrei erkannt werden, wird aber über das Radar in der App und das FPV-Bild geliefert. Gesetzliche Voraussetzung ist auch beim Einsatz der RTH-Funktion, dass man sich nicht zurücklehnt oder einer anderen Beschäftigung widmet, sondern jederzeit in den automatischen Flug der Bebop 2 eingreifen kann.

Flightplan – die nächste Stufe der Automatisierung

Ein lange beworbenes und endlich bereitgestelltes Feature, für das Parrot die Kunden jedoch nochmal mit 20 Euro zur Kasse bittet, ist der automatisierte Flug nach vorgegebenem Programm in „Flightplan“. Hat das Tablet oder Smartphone auf dem Fluggelände keine Mobilfunkverbindung, muss die Karte des Areals vorab heruntergeladen werden, ansonsten kann die App das Terrain auch vor Ort auf die GPS-Position zentrieren. Die Karte ist sehr fein aufgelöst und eine einfache Wegplanung ist relativ schnell erstellt. Es gibt sinnvolle Markierungen für „Sehenswürdigkeiten“, auf die die Parrot Bebop 2 dann bei bestimmten Wegpunkten ihre Kamera richtet und vorab definierte Aufnahmen macht. In den Flugplan können auch Schwebeflüge an einer Stelle, 360°-Drehungen und Foto-Aktionen aufgenommen werden.

Flightplan Addon für 20 Euro
Flightplan Addon für 20 Euro
Du hast rund um den Black Friday einen tollen Technik-Deal gefunden? Teile ihn mit der Community!