Roccat Sova & Sova MK im Test: Ein komfortables Brett auf dem Schoß
3/4Alltagserfahrungen
Verglichen mit der zwei Jahre alten Konzeptstudie hat sich das Sova erheblich weiterentwickelt. Das Ergebnis der langen Planung ist ein Produkt, das sich tatsächlich bequem auf der Couch einsetzen lässt.
Ein wesentlicher Grund für die Eignung des Sova für das Spielen im Wohnzimmer ist die schmale Tastatur. Dies ermöglicht es, wie beim Razer Turret die Arme angewinkelt und damit komfortabel zu halten, ohne den Nager jedoch im Auslauf zu begrenzen. Dabei muss das Lapboard nicht zwingend zentriert auf den Beinen liegen: Die Konstruktion ist, wie von Roccat angekündigt, gut ausbalanciert und kann ohne Weiteres versetzt platziert werden. Zugleich erlaubt es diese Eigenschaft, das Sova auch mit überschlagenen Beinen oder anderen Sitzpositionen mit schmaler Auflagefläche einzusetzen, was der Wohzimmerumgebung prinzipiell gerecht wird.
Bequem dank schlanker Figur
Auch das geringe Gewicht von 2,2 Kilogramm trägt erheblich zum Nutzerkomfort bei. Zwar bleibt das Lapboard außerhalb von Spielen sanft an der Grenze des überhaupt Wahrnehmbaren, drückt aber auch nach stundenlangem Spiel nicht auf den Beinen. Der schmale Abdruck vereinfacht außerdem das Handling. So sind Positionswechsel trotz der Abmessungen ohne Weiteres möglich. Wie wichtig das geringe Gewicht ist, zeigt das Sova MK.
Die 400 Gramm zusätzlicher „Hüftspeck“ sind ohne Weiteres spürbar, was das normale Sova mit einfacher Technik zur prinzipiell bequemeren Ausführung macht – der Unterschied in der Tastentechnik ist, anders als am Schreibtisch, in diesem Fall nicht nur eine Frage der Präferenz, sondern prinzipiell auch eine des Komforts. Das einfache Lapboard wird damit der Wohnzimmer-Umgebung und dem Einsatzort schlicht besser gerecht.
Obwohl das Sova in beiden Konfigurationen eine Größe von 65 × 28 × 3,8 cm (L × B × H) erreicht und damit trotz Kompaktlayout nicht klein geraten ist, überzeugt auch die Platzausnutzung. Weil das Tastenfeld im oberen Bereich des Lapboards liegt, entsteht Raum für eine große Handballenauflage, die auf der Couch als einziger Ruheplatz enorme Auswirkungen hat und die Gelenke beziehungsweise Arme massiv entlastet. Eine ähnliche Funktion erfüllt das große Mauspad, sofern nicht mit einer minimalen Abtastrate gespielt werden soll.
Auch stundenlanges Spielen führte daher im Test zu keinerlei Einbußen des Komforts, und das unabhängig davon, ob auf einem Sessel mit zusätzlichen Armauflagen oder einer Couch gespielt wurde – die Länge einer Sitzung hing nur von der Lust des Spielers, nicht von körperlichen Warnzeichen ab. Der Gedanke, zum Spielen an den Schreibtisch zu wechseln, kam hier nicht im Ansatz auf – so wie bei einem Controller.
Nicht warm, sondern kalt
Damit lässt sich dem Sova und, mit kleineren Einbußen dem Sova MK, aufgrund seiner Kompetenz im wesentlichen Aspekt eines solchen Lapboards, dem Nutzerkomfort, ein positives Zeugnis ausstellen. Zugleich bewahrt die Wohnzimmer-Auflage eine wesentliche Eigenschaft – den Sitzkomfort – von Sofamöbeln beim Spielen: Das Herumlümmeln in verschiedenen Positionen wird nur in Maßen einschränkt. Die Wärmeentwicklung an den Beinen ist dabei kein Problem, weil die vier Auflagepunkte eine ordentliche Luftzirkulation ermöglichen.
Dass Roccat das Sova mit Bedacht entwickelt hat, zeigt sich auch an Details: Das Maus-Bungee ist in diesem Fall keine Spielerei aus der Sparte Gaming-Zubehör, sondern verhindert durch die Fixierung des Kabels, sofern korrekt eingestellt, dass die Maus die Auflage nach unten hin verlässt. Die Datenleitung wird damit zumindest in Richtung des Nutzers zur Sicherungsleine. Zur Vorderseite des Sova fehlt allerdings ein Fallschutz, etwa in Form eines kleinen Absatzes, der an dieser Stelle nicht stören würde. Im Wesentlichen sorgt das Bungee in der überwiegenden Anzahl der Fälle aber dafür, dass die Maus trotz der gleitfreudigen Oberfläche ihres Untergrunds nicht in Richtung Boden sprintet und damit auch einmal unbeaufsichtigt gelassen werden kann.
Durch seine Größe ist das Sova im Wohnzimmer, anders als ein Controller, designbedingt jedoch nicht umstandslos zu verstauen, wenngleich zumindest das vergleichsweise dünne Kabel wenig aufträgt – hier ist Corsairs Lapdog ein ganz anderes Kaliber. Abhilfe zumindest für dieses „Problem“ soll im kommenden Jahr eine kabellose Version des Sova schaffen. Sie wird, wie die mechanische Variante, aber das Gewicht sowie den Preis in die Höhe treiben, also mit Kompromissen an anderer Stelle einhergehen.
Spielen ja, schreiben jein
Das verkürzte Layout der Tastatur erfordert beim Schreiben aufgrund der verkürzten Shift-Taste allerdings mindestens eine Eingewöhungsphase. Zum Verfassen langer Texte eignet sich die Couch aber ohnehin nur eingeschränkt. Ein Problem ist das nicht, sondern eher eine natürliche Einschränkung; ein Wohnzimmer erscheint schwerlich als geeigneter oder erwünschter Arbeitsplatz.
Zum Spielen eignet sich das Lapboard hingegen hervorragend. Das Sova ist eine vernünftige Alternative zum Controller und vor allem ein gutes Eingabegerät, um Spiele auf die Couch zu bringen, die dort normalerweise nicht gespielt werden – also weniger typische Konsolen-Actionspiele mit guter Controller-Steuerung, sofern ein solches Eingabegerät nicht rundweg abgelehnt wird, sondern Genres, die von Maus und Tastatur profitieren: Strategiespiele und schnelle Ego-Shooter. Beide lassen sich auch für Stunden am Stück ohne Beschwerden oder Einschränkungen im Wohnzimmer spielen; entscheidend für die Art des Spielens ist damit nicht mehr der Ort, sondern nur die Peripherie.
Obwohl Roccat potenzielle Schwächen eines Lapboards damit weiträumig umschifft, reicht das Sova naturgemäß hinsichtlich Mobilität, Kompaktheit und auch der Bewegungsfreiheit nicht (ganz) an einen (Steam-)Controller heran – das ist der letzte und unvermeidbare Kompromiss der Geräteklasse selbst.