Unfaire Geschäftspraktiken: Kartellaufsicht durchsucht Amazon-Zentrale in Japan
Die japanische Kartellaufsichtsbehörde hat die Geschäftsräume von Amazons Japan-Niederlassung in Tokio durchsucht. Der Onlineversandhändler soll Einzelhändler dazu gezwungen haben, Produkte über Amazon günstiger anzubieten als bei Konkurrenz-Shops.
Ein Sprecher von Japans Kartellbehörde hat die Durchsuchung gegenüber dem Wall Street Journal bestätigt, allerdings keine Details genannt. Das japanische Kartellrecht verbietet es Unternehmen, auf unfaire Weise die Aktivitäten von anderen Firmen, mit denen sie Geschäftsbeziehungen pflegen, zu beeinflussen.
Amazon drohen Klagen auf Schadenersatz
Der auf japanisches Kartellrecht spezialisierte Anwalt Nobuyoshi Suzuki geht zwar nicht davon aus, dass Amazon aufgrund des mutmaßlichen Verstoßes gegen Gesetze den Geschäftsbetrieb in Japan einstellen muss. Das Schlimmste, was Amazon von Behördenseite zu befürchten habe, sei eine Unterlassungsanordnung. Konkurrenten könnten aber durchaus darüber nachdenken, den amerikanischen Online-Versandhändler auf Schadenersatz zu verklagen, so Suzuki.
Amazon Japan erwirtschaftete im letzten Jahr umgerechnet 8,3 Milliarden US-Dollar, was 7,7 Prozent des weltweiten Nettoumsatzes entspricht.
Auch die EU untersucht Amazons Preispolitik
Die Europäische Union hat bereits im letzten Jahr eine offizielle Untersuchung gegen Amazon eingeleitet. Dabei geht es um einen ähnlichen Vorwurf hinsichtlich Vertriebsvereinbarungen für eBooks. Überprüft wird unter anderem, ob bestimmte Klauseln zwischen Amazon und Verlagen den Wettbewerb behindern. Verlage verpflichten sich in ihren Verträgen mit dem Onlinehändler dazu, Amazon mindestens genauso gute Konditionen zu geben wie der Konkurrenz.
In Deutschland führt Amazon darüber hinaus eine juristische Auseinandersetzung mit der Buchhandelsgenossenschaft eBuch, die gegen den Online-Riesen wegen des Gratis-Angebots von Dan Browns „Illuminati“ vor Gericht zog.