Xbox One S: 16-nm-Chip, höherer GPU-Takt und geringerer Verbrauch
Entgegen den Aussagen von Microsoft verfügt die neue Xbox One S über eine höhere Rechenleistung als das Vorgängermodell. Während die Hardwareausstattung identisch bleibt, wird der Takt der Grafikeinheit um sieben Prozent von 853 auf 914 MHz erhöht. Damit steigt auch die Bandbreite des ESRAM von 204 GB/s auf 219 GB/s.
Nachdem Rob Fergusson von The Coalition (Gears of War 4) die höhere Rechenleistung der Konsole ins Spiel gebracht hatte, beeilte sich Microsoft, diesen Umstand mit deutlichen Worten zu dementieren: Die Konsole sei nicht dazu „konzipiert worden“, um Spiele besser abzuspielen, betonte unter anderem Phil Spencer, während die Entwickler das Thema künftig ausklammerten und von allgemeinen Verbesserungen unter anderem durch HDR sprachen.
Der Grund: Kunden nicht beunruhigen
Tatsächlich ist der Unterschied allerdings größer und vor allem anders gelagert als schwankende Leistungsdaten, die sich aus Abweichungen durch die Verwendung von Komponenten unterschiedlicher Zulieferer erklären – auch das eine Variante, die Microsoft ins Spiel gebracht hatte. Nun erklärte der Konzern gegenüber Eurogamer, dass zum damaligen Zeitpunkt nicht genug Zeit gewesen sei, um eine ausreichend detaillierte Antwort zu geben.
Hinter der Ankündigung, Entwicklern mehr Leistung für HDR zur Verfügung zu stellen, verberge sich besagte Takterhöhung – damit sollen Studios in der Lage sein, HDR ohne Leistungsverlust einzubinden. Ziel des Auftritts auf der E3 sei es gewesen, Kunden nicht den Eindruck zu vermitteln, dass bestehende Spiele auf der Xbox One S besser laufen würden. Damit waren die Aussagen zumindest grob irreführend – auch wenn Microsoft durch die Verringerung der Strukturbreite des SoCs von zuvor 28 auf 16 nm (FinFET) aus dem Hause TSMC statt einer geringeren Leistungsaufnahme auch eine deutlich höhere Systemleistung hätte realisieren können.
Der AMD-SoC kommt von TSMC in 16 nm FinFET
Der Punkt des neuen SOCs ist gleich mehrfach interessant, da die ersten AMD-Produkte in neuer Fertigung mit FinFET-Transistoren allesamt von Globalfoundries stammen. Beim Semi-Custom-Design ist jedoch einmal mehr TSMC am Zug, die mit der konkurrierenden 16-nm-Fertigung bereits seit einem Jahr zugange sind. Einmal mehr bewahrheiten sich dabei aber auch die kürzlich getätigten Aussagen: AMD hat mit der Strategie sowohl bei Globalfoundries, TSMC und als Option auch noch bei Samsung fertigen zu lassen, ein gutes Blatt in der Hand.
Was für ein Potenzial in der neuen Fertigung steckt, die die Fläche des Chips um 33 Prozent verringert, zeigt sich so bei der Leistungsaufnahme: Eurogamer hat beispielsweise in Tomb Raider einen Rückgang von 108 auf 74 Watt und bei der Blu-ray-Wiedergabe einen Rückgang von 61 auf 37 Watt vom klassischen auf das neue Modell ermittelt. Dem entgegen springt jedoch der verbaute Lüfter, der je nach Einsatzzweck 3 bis 4 dB(A) lauter agiert als zuvor.
Mehr Takt heißt (manchmal) mehr Leistung
Inwiefern sich der erhöhte Takt auswirkt, hat Eurogamer ebenfalls getestet. In Hitman, das wahlweise auch mit unbegrenzter Bildwiederholrate berechnet werden kann, konnten auf der Xbox One S 8,1 Prozent mehr FPS erzielt werden. In Resident Evil 5 Remastered lag der Vorteil hingegen bei 2,5 Prozent – hier ist die Prozessorleistung ein stärkerer Flaschenhals. Damit wird zugleich klar, dass sich die Auswirkungen des gesteigerten Takts von Spiel zu Spiel und von Szenen zu Szene unterscheiden können: Hängt die Konsole ohnehin an der Rechenleistung des Prozessors, hat der höhere Takt der Grafikeinheit keine Auswirkungen.
Auswirkungen hat die höhere Leistung auch, wenn ein Spiel nur mit festen 30 FPS berechnet wird. In Tomb Raider konnte auch im Bergdorf die Bildwiederholrate konstant gehalten werden; die kleineren Drops der alten Version blieben auf dem Slim-Modell aus. Auch bei Batman: Arkham Knight stellt die Webseite eine vier Prozent höhere Bildwiederholrate sowie ein „flüssigeres“ Spielgefühl fest. Kleinere Auswirkungen hat die Takterhöhung auch für Spiele von der Xbox 360; die Emulation der alten Konsole sei aber prinzipiell durch den Prozessor limitiert, so das Ergebnis der Analyse.
Das Fazit: Begrenzter Mehrwert
Trotz der messbaren Verbesserungen bewegt sich das Urteil jedoch im Rahmen dessen, was Microsoft im Vorfeld angekündigt hatte: Größere Unterschiede gebe es nicht, weil die meisten Titel ohnehin auf 30 FPS beschränkt seien. Die Xbox One S biete lediglich eine weitere Ebene der „Beständigkeit“ bei der Wiedergabe, die nur manchen Nutzern einen Mehrwert biete – viele Spieler würden die Unterschiede aber nicht einmal bemerken.