Autonomes Fahren: Mobileye wirft Tesla Ausreizen der Sicherheitsgrenzen vor

Update Tobias Reuter
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Autonomes Fahren: Mobileye wirft Tesla Ausreizen der Sicherheitsgrenzen vor
Bild: Tesla

Tesla Motors und der Fahrassistenzsystem-Anbieter Mobileye arbeiten seit zwei Monaten nicht mehr zusammen. Amnon Shashua, Vorsitzender von Mobileye, hat sich jetzt in einem Interview mit Reuters zu den Gründen für den Bruch geäußert. Tesla reize die Sicherheitsgrenzen hinsichtlich der Autopiloten-Funktion zu sehr aus.

Mobileye: Teslas Fahrassistent deckt nicht jede Crash-Situation ab

Teslas Fahrassistent sei nicht dafür ausgelegt, alle möglichen Zusammenstoß-Situationen auf sichere Art und Weise abzudecken: „Wie man es auch dreht und wendet: Es ist ein Fahrassistenzsystem, kein fahrerloses System.“ Die widersprüchliche Art, wie Tesla einerseits die vielfachen Autopilot-Funktionen anpreise und Kunden andererseits warne, die Hände stets am Steuer zu lassen, habe bei Mobileye Bedenken ausgelöst, so Shashua.

Insbesondere Teslas Reaktion auf den Zusammenstoß eines Tesla Model S mit einem Sattelzug, bei dem der Autopilot des Elektrofahrzeugs beteiligt war und der Fahrer des Tesla-Wagens umkam, sei verwunderlich gewesen. „Langfristig schadet es den Interessen unseres Unternehmens und der gesamten Industrie, wenn eine Firma mit unserem Ansehen weiterhin mit solch einem Ausreizen der Sicherheitsgrenzen assoziiert wird.

Mobileye beliefert 27 Autohersteller mit dem hauseigenen Kollisionserkennungssystem. Das Unternehmen arbeitet zudem mit BMW und Intel an einem selbstfahrenden Auto, das 2021 in Serienfertigung gehen soll.

Tesla: Mobileye konnte nicht Schritt halten

Eine Tesla-Sprecherin erwiderte auf die Vorwürfe seitens Mobileye, Tesla preise den Autopiloten überhaupt nicht als Technologie für Autonomes Fahren oder ein selbstfahrendes Auto an: „Seit der Freigabe des Autopiloten weisen wir Kunden darauf hin, auch bei der Verwendung der Funktion die Hände stets auf dem Lenkrad zu lassen, um jederzeit manuell eingreifen zu können.

Mobileye verkündete im Juli das Ende der Zusammenarbeit mit Tesla. Der Elektroautohersteller reagierte darauf mit dem Statement, Mobileye habe mit Teslas Produktveränderungen nicht Schritt halten können. „Das Auseinandergehen war unvermeidlich“, so Tesla-Chef Elon Musk. Der Autohersteller hat kürzlich ein Softwareupdate für den hauseigenen Autopiloten veröffentlicht, welches das Radar als primäre Quelle für Bildinformationen festlegt und die Kamera ins zweite Glied rücken lässt.

Update

Tesla Motors hat auf die jüngsten Vorwürfe des Mobileye-Vorsitzenden Amnon Shashua reagiert und die Aufrichtigkeit des Fahrassistenzsystem-Anbieters angezweifelt. Laut einer Tesla-Sprecherin geht es Mobileye nicht um Sicherheitsbedenken. Stattdessen sei es Tesla Vision – ein von Tesla entwickeltes Erkennungssystem für den Autopiloten – gewesen, das Mobileye erzürnt habe.

Der Fahrassistenzsystem-Anbieter „versuchte, Tesla zum Abbruch der Entwicklung zu zwingen, mehr Geld rauszuschlagen und Tesla zu verpflichten, auch in zukünftiger Hardware Mobileye-Produkte zu verwenden“. Zudem sei von dem Autohersteller verlangt worden, die mit den Fahrzeugkameras gewonnen Daten ausschließlich dafür zu verwenden, Mobileye bei der Produktentwicklung zu helfen. Tesla habe sich geweigert, worauf Mobileye die Hardware-Unterstützung für kommende Tesla-Plattformen eingestellt und in einer öffentlichen Stellungnahme Sicherheitsbedenken als Grund für das Ende der Zusammenarbeit genannt habe.

Die in Tesla-Autos verbauten Frontkameras des Autopiloten arbeiten aktuell noch mit Mobileye-Technologie und dem dazugehörigen EyeQ3-Chip. Der Autohersteller treibt die Entwicklung von Tesla Vision voran, um laut eigener Aussage Leistungsverbesserungen schneller umzusetzen.