Cossacks 3 im Test: Remake für Freunde der ganz alten Schule
Einleitung
Lange bevor das ukrainische Entwicklerstudio GSC Game World mit der Stalker-Reihe bekannt wurde, stand es schon einmal für eine qualitativ hochwertige Marke: In Cossacks konnte der Spieler ab Beginn der 2000er-Jahre das Kommando über riesige Armeen im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts übernehmen.
Jetzt ist es ausgerechnet diese fast schon vergessene Serie, mit der sich GSC zurückmeldet. Nach der Pleite und Neugründung steigen die Entwickler mit einem Remake von Cossacks wieder ins Geschäft ein – mit Erfolg?
Hinweis: Dieser Test basiert auf einer fast finalen Version von Cossacks 3. Ihr fehlten kleinere Details, auch die Lokalisierung war noch nicht perfekt. Im Großen und Ganzen entspricht der Stand aber laut den Entwicklern dem Endprodukt.
Systemanforderungen
Cossacks 3 gibt sich bei den Systemanforderungen genügsam. Auch auf älteren Systemen sollte der Titel problemlos laufen.
Komponente | Testsystem | Herstellerempfehlung |
---|---|---|
Betriebssystem | Windows 8.1 (64 Bit) | ab Windows 7 (64 Bit) |
Prozessor | Core i7-4790 | Intel i5-3470, 3,2 GHz oder besser |
Arbeitsspeicher | 8 GByte | 4 GByte |
Grafik | Radeon R9 290X | GeForce 560 /Radeon HD 7900 |
Festplattenspeicher | ca. 6 GByte | |
Internetanbindung | Für Steam-Aktivierung |
Remake im engsten Sinne
Der Remake-Begriff ist ein sehr weiter: Mal bezeichnen Entwickler mit ihm ein Spiel, das aufgrund von neuen Funktionen und Inhalten zumindest beinahe eine Fortsetzung darstellt. Mal geht es um ein Projekt, das immerhin noch moderate Neuerungen mitbringt. Und mal ist einfach nur gemeint, dass wirklich nur eine zeitgemäße Umsetzung eines Klassikers abgeliefert wird.
Cossacks 3 ist ganz klar in die letztere Kategorie einzuordnen. Wer also wenigstens ein paar mittelgroße Änderungen erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen hat sich GSC angeschickt, sein altes Werk vor allem technisch auf den Stand der Zeit zu hieven.
Spielerisch wenige Neuerungen
Spielerisch bleibt dagegen das Allermeiste beim Alten. Auf generisch erstellten Karten gilt es, mit ein paar Arbeitern möglichst schnell eine robuste Basis zu errichten, von der aus die Gegner angegriffen werden können. Wir errichten Rathäuser, Kasernen, Ställe, Gotteshäuser, Schmieden und Wohnhäuser und investieren in Forschung, die beispielsweise die Effektivität unserer Bauern und die Durchschlagskraft unserer Soldaten erhöht.
Zwischendurch können wir über den Markt bei Bedarf unsere Vorräte aufstocken. Das kann je nach bespielter Karte durchaus notwendig sein, denn – auch da ist Cossacks 3 klassisch – insgesamt müssen mit Nahrung, Holz, Stein, Gold, Kohle und Eisen sechs Rohstoffe in Verfügbarkeit gehalten werden. Gut gefällt dabei, dass die Ressourcen sich nicht nur auf den Aufbau, sondern auch auf den Unterhalt der Armee auswirken können. Viele Elitetruppen verschlingen Gold für den Unterhalt, und wenn die Kohle aus ist, können Musketenschützen nicht mehr feuern. Die Wirtschaft von Cossacks 3 ist zwar rudimentär, weil sie fast ausschließlich auf dem Abbau von Rohstoffen basiert. Trotzdem spielt sie bis zur letzten Schlacht eine wichtige Rolle.
Zwölf Nationen sorgen für Abwechslung
Inhaltlich bietet Cossacks 3 die Möglichkeit, die Geschicke von einer von insgesamt zwölf Parteien zu übernehmen. Sollen es die Truppen des Osmanischen Reiches sein? Oder doch lieber die Preußen oder die namensgebenden Kossacken? Die Wahl der Fraktion hat nicht nur optische Auswirkungen, sondern führt auch zu unterschiedlichen Spielstilen. Mit den Kossacken etwa ist ein umfassender Basenbau nicht zu machen: Türme und dicke Steinmauern können sie nicht errichten. Dafür verfügen sie über eine exzellente Reiterei und effektive Fußsoldaten.
Am Ende läuft natürlich alles auf die Schlacht hinaus. Hier treffen bis zu 10.000 Einheiten aufeinander, die sich bei fast allen Nationen aus leichten, schweren und aus der Ferne kämpfenden Nah- und Fernkampfeinheiten sowie schwerem Geschütz und Belagerungsgerät zusammensetzen.
Schnelle Matches, gute Kampagnen
Allzu viel taktische Tiefe sollte man von den Waffengängen aber nicht erwarten. Anders als etwa die Total-War-Reihe setzen Spiele wie Cossacks 3 auf Tempo. Für eine Neuausrichtung der Schlachtordnung und große Flankierungsaktionen reicht die Zeit kaum aus, zumal das Balancing zwischen den Einheiten deutlich gröber wirkt, als bei neueren Strategietiteln: Unsere leichte Kavallerie schlug sich im Nahkampf mit gegnerischen Pikenieren zum Beispiel überraschend gut.
Allerdings hängen die taktischen Anforderungen auch stark vom Spielmodus ab. Im obligatorischen Skirmish kommt es natürlich darauf an, möglichst schnell Truppen aufs Schlachtfeld zu bringen. In den Missionen von einer von fünf Kampagnen ist schon ein umsichtigeres Vorgehen gefragt: Sollen wir immer wieder polnische Leibeigene aufnehmen und die Fraktion damit verärgern (einer von wenigen neuen inhaltlichen Aspekten)? Sollen wir es wagen, das osmanische Fort mit nur einer Kanone zu erstürmen? Investieren wir die verfügbaren Ressourcen schnell in ein Heer oder doch lieber erst mal in eine Befestigung? Hier verlangt das Spiel immer wieder Entscheidungen, die oft mit aller Härte bestraft werden, wenn sie falsch getroffen wurden. Weiter angereichert werden die Missionen durch immer neue Nebenaufgaben und Wendungen – gut so!
Abgerundet wird das Angebot von einem Map-Editor und der Möglichkeit, Cossacks 3 mit bis zu sieben menschlichen Spielern zu spielen. Letzteres konnten wir in der Praxis allerdings nicht testen, da die Server erst zum Verkaufsstart verfügbar sind.