Deutsche Musikindustrie: YouTube-Streit überschattet Erfolge von Streaming-Abos
Die deutsche Musikindustrie ist zufrieden mit der Entwicklung der digitalen Geschäftsfelder in diesem Jahr, immer mehr Nutzer wären bereit, Musik aus legalen Quellen zu beziehen und dafür auch zu bezahlen. Ärger bereitet aber immer noch der Streit mit YouTube um die Umsatzbeteiligung.
Der Dachverband des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI) beruft sich dabei auf eine Studie (PDF), die im Auftrag der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) durchgeführt wurde. Das Marktforschungsinstitut Ipsos hat zu diesem Zweck die Daten aus den 13 weltweit führenden Musikmärkten ausgewertet. Befragt wurden dafür insgesamt 12.610 Personen.
Mehr Streaming-Abos, mehr Streaming-Ripps
Demnach ist eine der zentralen Erkenntnisse, dass der Anteil an kostenpflichtigen Streaming-Abonnements in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zugenommen hat. Vor allem bei Jüngeren sind die entsprechenden Dienste beliebt, fast ein Drittel der 13- bis 24-jährigen soll für einen Premium-Zugang zahlen. Betrachtet man aber die Statistik für alle Internetnutzer zwischen 16 und 64 Jahren, fällt der Anteil der Premium-Abos mit 18 Prozent deutlich geringer aus – aber immerhin noch ein Zuwachs um drei Prozentpunkte gegenüber 2015. Deutschland liegt dabei mit 17 Prozent knapp unter dem Durchschnitt.
Selbst wenn mittlerweile 71 Prozent der Internetnutzer zwischen 16 und 64 Jahren lizenzierte Musik hören, bezeichnet die deutsche Musikindustrie Urheberrechtsverletzungen immer noch als „signifikantes Problem“. So würden rund 35 Prozent der Internetnutzer die Musik auch aus illegalen oder nicht lizenzierten Quellen beziehen. Zudem wurden Streamripper als Bedrohung ausgemacht, auf diese Weise würde mittlerweile mehr unlizenzierte Musik bezogen als mit anderen Download-Formen.
Es ist ein Trend, bei dem ebenfalls die Jüngeren zu den Vorreitern zählen. Mit einem Anteil von 49 Prozent würde knapp die Hälfte aller 16-24-jährigen Streamripper nutzen, um sich Musik herunterzuladen.
YouTube als rotes Tuch
Ein besonders Augenmerk richtet die Musikindustrie allerdings auf YouTube. Das Video-Portal ist laut der Studie der am meisten genutzte Musikdienst, 83 Prozent der YouTube-Besucher würde darüber Musik hören. Dabei verwenden die Nutzer das Portal vor allem, um bereits bekannte Songs abzurufen und keine Neuentdeckungen zu suchen.
Generell bezeichnet es BVMI-Geschäftsführer Florian Drücke als positive Nachricht für die Branche, dass Nutzer zunehmend bereit sind, für Musik zu bezahlen. Doch die Rolle von YouTube sei immer noch brisant, deswegen setzt die Industrie nun auf die Gesetzgeber. „Klare rechtliche Rahmenbedingungen zur Frage der Lizenzpflicht von Diensten wie YouTube sind letztlich für alle Beteiligten wichtig“, so Drücke. Zunächst einmal liegen die Hoffnungen bei der europäischen Urheberrechtsreform, die EU-Digitalkommissar Günther Oettinger heute vorstellt.
Im Streit mit YouTube geht es um eine Grundsatzfrage bei der Aufteilung der Einnahmen. Während die Musikindustrie – vertreten durch die GEMA – einen fixen Betrag für jeden abgerufenen und lizenzierten Song fordert, will YouTube eine prozentuale Beteiligung an den Werbeeinnahmen ausschütten. Einen fixen Betrag pro Song lehnt das Video-Portal ab, denn auf diese Weise müssten Videos gelöscht werden, sofern diese nicht rentabel genug sind.
Die GEMA wollte die Ansprüche auch gerichtlich durchsetzen, ist damit aber bislang gescheitert. Zuletzt hatte das Landgericht München im Januar entschieden, dass YouTube keinen Schadensersatz zahlen muss. Ausgestanden ist der Rechtsstreit damit aber noch nicht, künftig wird sich der Bundesgerichtshof mit dem Streit befassen müssen.