Lenovo Moto Z im Test: Viel Leistung in 5,2 mm

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Mahir Kulalic
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5,2 Millimeter dünnes Aluminiumgehäuse

Während die Vorgänger der Moto-X-Reihe optisch klar als solche erkennbar waren, bricht Lenovo bei der Z-Reihe mit den alten Modellen und führt eine neue Formsprache ein. Dies zeigt sich vor allem durch den klaren, flachen Aufbau, wohingegen die Vorgänger kurviger und abgerundeter wirken.

Von USB Typ C auf Klinke per Adapter

Das Moto Z spiegelt das neue Design am deutlichsten wieder, denn die Bauhöhe von 5,2 Millimetern ist deutlich niedriger als bei allen vorherigen Flaggschiffen. Die Schlankheitskur verzichtet aber nicht nur auf Bauhöhe, sondern auch auf den 3,5 Millimeter Klinkenstecker. Analoge Kopfhörer müssen über einen beigelegten Adapter von USB Typ C auf 3,5-mm-Klinke weiterverwendet werden.

Die Kamera steht deutlich ab, sodass das Smartphone bei Texteingaben auf flacher Unterlage leicht wippt. Durch die dünne Bauform gepaart mit der flachen Rückseite lässt sich das Smartphone schlecht greifen. Abhilfe schafft in erster Linie das beigelegte Cover für die Rückseite, das dem Smartphone aber die schlanke Bauhöhe nimmt.

Schlank aber stabil

Das Gehäuse des Moto Z besteht größtenteils aus Aluminium, die Front sowie zwei Streifen auf der Rückseite bestehen aus Glas. Mit einem Gewicht von 136 Gramm ist das Smartphone trotz seiner Größe und dem Einsatz von Metall vergleichsweise leicht. Die Verarbeitung des Moto Z überzeugt. Das Gehäuse fühlt sich trotz der schlanken Bauform stabil an, der Rahmen verschafft einen widerstandsfähigen Eindruck. Das Displayglas geht präzise in den Rahmen über. Der USB-Anschluss, die Pins auf der Rückseite und alle Öffnungen sind sauber ausgearbeitet. Zusätzlich verfügt das Moto Z über eine Spritzwasser abweisende Beschichtung, ist aber nicht nach einem IP-Standard zertifiziert.

Bei den Knöpfen hapert es

Weniger überzeugend sind die Knöpfe: Der Druckpunkt ist knackig und der Tastenhub kurz, die Knöpfe sind allerdings sehr klein und dadurch schwerer zu ertasten. Der Einschalter ist wie bei den Vorgängern der Moto-X-Reihe geriffelt und lässt sich somit leichter von den beiden separaten Lautstärke-Knöpfen unterscheiden. Der auf der Front platzierte Fingerabdrucksensor ist der aus dem Moto G4 Plus und bricht mit dem Design, ästhetisch vermag er sich nicht in das sonst elegante Bild des Moto Z einfügen. Die Rückseite des Topmodells zieht Fingerabdrücke magisch an.

Gute Modularität, mäßige Module

Seit dem ersten Moto X verfolgte Motorola das Konzept Moto Maker, der auch unter Lenovo Beachtung findet. So konnten in den letzten Jahren je nach Modell Zierleisten, Rückseiten und Farbgebung angepasst werden. Die Topmodelle konnten wahlweise mit einem Rücken aus Leder oder Holz bestückt werden. Dies ist beim Metallgehäuse des Moto Z nicht mehr ab Werk, aber dafür teilweise durch Zubehör möglich.

Pins für Module
Pins für Module

Den Moto Maker führt Lenovo mit der Moto-Z-Reihe konsequent fort. Pins auf der Rückseite ermöglichen den kompatiblen Smartphones, zu denen auch das günstigere Moto Z Play gehört, Modularität. Im Frühjahr ging bereits LG mit dem G5 den Schritt zur Modularität. Hier sorgten allerdings Verarbeitungsmängel, wenig überzeugendes Zubehör sowie die Notwendigkeit das Smartphone immer ausschalten zu müssen für Ernüchterung.

Module sind schnell gewechselt

Das Moto Z löst die Modularität klüger, denn über die rückwärtigen Pins können sogenannte MotoMods im laufenden Betrieb befestigt und auch wieder gelöst werden. Zu den Mods zählen unter anderem ein zusätzlicher Akku mit 2.200 mAh, eine aufsteckbare Kamera des renommierten schwedischen Herstellers Hasselblad, ein Lautsprecher sowie ein Pico-Projektor namens Insta-Share. Die beiden letztgenannten Zubehörteile standen für den Test zur Verfügung, ein umfangreicher Vergleichstest mit der Hasselblad-Kamera folgt bei Verfügbarkeit.

Darüber hinaus können Entwickler eigene Module entwickeln und für die Moto-Z-Familie anpassen. Alle Module sollen über die nächsten Generationen hinaus kompatibel sein – bei Preisen von bis zu 349 Euro ein klein Wenig Zukunftssicherheit

MotoMods auf dem Smartphone
MotoMods auf dem Smartphone

Moto Z und Module getrennt oder zusammen laden

Beide getesteten Module werden über 24 Pins und einen kleinen Stecker an das Moto Z angedockt und haften danach stabil. Nach Anschluss erkennt die MotoMod-App ein angeschlossenes Modul und bestätigt die korrekte Anbringung durch eine kurze Vibration. Zudem gibt die Software Hinweise auf den Akkustand. Es entsteht nicht der Eindruck, dass diese sich lösen könnten, da sie zusätzlich über Magnete festgehalten werden. Da die stärkste Stelle der Verbindung aber an den Pins ist, verfügen die Module rund um die Kamera über leichtes Spiel, das in der normalen Nutzung aber nicht weiter auffällt. Beide Module verfügen über einen eigenen integrierten Akku und können per USB Typ C mit dem beigelegten Netzteil des Moto Z geladen werden. Praktisch: Sind die Mods am Smartphone angeschlossen, können beide gleichzeitig über das Netzteil geladen werden.

Die Module sind nicht immer praktisch

Während die Modularität selbst gut gelöst ist, erweisen sich die Module nicht immer als praktisch. Der Lautsprecher liefert einen guten und satten Klang und kann einen kleineren Bluetooth-Lautsprecher für den Garten oder die Küche ersetzen, macht das Smartphone aber sehr schwer und dick. Zudem ist der Lautsprecher ausschließlich über die MotoMods ansteuerbar und nicht per Kabel oder Bluetooth. Der Akku des SoundBoost bietet 1.000 mAh Nennladung und laut Lenovo bis zu 10 Stunden Musikwiedergabe, danach wird der Akku des Smartphones beansprucht.

Wird also der Projektor angeschlossen, um etwa ein Video zu schauen, greift das Smartphone naturgemäß auf die internen Lautsprecher zurück, die nicht mit dem JBL-Mod mithalten können. Hierfür muss also wieder auf einen anderen Lautsprecher per Bluetooth oder Adapter zurückgegriffen werden. Laut Lenovo soll der Projektor ein Bild von bis zu 70 Zoll ermöglichen, das per Standfuß ausgerichtet werden kann. Die Lampe soll 10.000 Stunden halten. Der integrierte Akku misst 1.100 mAh und soll bis zu 60 Minuten zusätzliche Projektionsdauer ermöglichen, danach wird auf den Akku des Moto Z zurückgegriffen.

Der Projektor ist teuer, der Nutzen beschränkt

Der aktiv gekühlte Pico-Projektor ist zügig einsatzbereit und funktioniert auch über bis zu zwei Meter Abstand auch auf größeren Flächen gut, das Bild ist aufgrund der niedrigen Auflösung von 854 × 480 aber sichtbar grobkörnig. Die Ausrichtung an die Fläche funktioniert zuverlässig. Auch der Insta-Share-Projektor braucht es dunkel. Für einen Preis von 349 Euro ist der Insta-Share-Beamer nicht nur hochpreisig als Smartphone-Zubehör mit begrenztem Nutzen, auch die Auflösung ist sehr gering. Das für den Alltag sinnvollste Modul ist damit der zusätzliche Akku, der mit 89 Euro zugleich der günstigste MotoMod ist. Besonders dünn ist das Moto Z dann aber nicht mehr.

Auch Wechselcover, genannt Moto Style Shells, lassen sich über die Rückseite anbringen, eines davon ist auch im Lieferumfang enthalten. Anders als die Module wird das Wechselcover nur über Magneten und den kleinen Stecker im unteren Drittel befestigt, dadurch sitzen die Style Shells etwas locker und mit vergleichsweise großen Spaltmaßen. Andererseits helfen sie aber, zusammen mit dem etwas fragil wirkenden Bumper im Lieferumfang das Smartphone ergonomischer in der Hand zu halten.

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