Verbraucherschutz: WhatsApp für Datenaustausch mit Facebook abgemahnt
Zahlreiche Datenschützer haben bereits kritisiert, dass WhatsApp künftig Nutzerdaten an den Mutterkonzern Facebook übermitteln will. Nun folgt das Marktwächter-Team vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) und mahnt WhatsApp ab.
Um künftig Nutzerdaten wie etwa die Telefonnummer an Facebook weitergeben zu können, hat WhatsApp – einhergehend mit dem angekündigten Datenaustausch – auch die Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen aktualisiert. Nach Ansicht des Marktwächter-Teams sind die neuen Richtlinien aber zu großen Teilen nicht zulässig.
So aktiviert WhatsApp etwa standardmäßig die Einstellung, dass Facebook die übermittelten Nutzerdaten auch für Werbezwecke auswerten kann. Die Option lässt sich zwar abwählen, doch nach Ansicht der Verbraucherschützer ist das Vorgehen dennoch rechtswidrig. „Was bereits mit einem Häkchen versehen ist, wird oft unbewusst abgenickt. Verbraucher müssen jedoch ganz bewusst ihr OK dazu geben können, dass ihre Daten weitergegeben werden“, heißt es in der Mitteilung.
Generell gelte die Vorgabe: Ein Dienst darf Nutzerdaten nur sammeln und verarbeiten, wenn es für den Betrieb erforderlich ist oder die Nutzer explizit zugestimmt haben.
Besonders kritisch: Facebook erhält Nummern von Personen ohne WhatsApp-Konto
Als besonders kritisch bewerten die Verbraucherschützer, dass WhatsApp sämtliche Telefonnummern aus der Kontaktliste eines Smartphones überträgt. Auf diese Weise erhalte Facebook auch die Telefonnummern von Personen, die weder ein WhatsApp- noch ein Facebook-Konto haben.
Aus diesen Gründen hat WhatsApp nun die Abmahnung erhalten. Bis zum 21. September läuft die Frist, um eine Unterlassungserklärung abzugeben und die abgemahnten Verstöße einzustellen. Sollte WhatsApp nicht reagieren, will das Marktwächter-Team eine Klage prüfen.
Verbraucherschützer beklagen missbrauchtes Vertrauen
WhatsApp hatte Ende August angekündigt, dass Facebook künftig Nutzerdaten wie etwa die Telefonnummer erhalten soll. Die Informationen will das soziale Netzwerk auswerten, um relevantere Werbung zu schalten, WhatsApp selbst soll aber werbefrei bleiben. Dafür will der Messenger-Dienst ausloten, wie Firmen besser mit den WhatsApp-Nutzern kommunizieren können. Dabei geht es aber nicht direkt um Werbung, sondern vielmehr um neue Kanäle für den Kundenservice.
Für die Verbraucherschützer ist die veränderte Firmenpolitik dennoch ein Vertrauensbruch. So erklärt vzbv-Vorstand Klaus Müller: „Bei der Übernahme 2014 von WhatsApp hat Facebook öffentlich bekundet, dass der Dienst von WhatsApp unabhängig bleiben solle. Verbraucher vertrauten also darauf, dass ihre Daten allein bei WhatsApp bleiben und kein Datentransfer zu Facebook erfolgt.“ Besorgniserregend sei dabei: Der Vorgang stehe für den „schleichenden Trend“, dass Nutzer „nach und nach die Hoheit über ihre Daten“ verlieren.
Zuvor hat bereits der für Facebook zuständige Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar angekündigt, er wolle genau prüfen, ob die deutschen Datenschutzgesetze bei dem angekündigten Austausch von Nutzerdaten eingehalten werden. Die EU-Kommission plant derweil, die Fusion von Facebook und WhatsApp aufgrund von Wettbewerbsbedenken nochmals unter die Lupe zu nehmen.