850-Watt-Netzteile im Test: Sieben Modelle von 80 Plus Gold bis Titanium

 9/9
Nico Schleippmann
155 Kommentare

Fazit

LC-Power LC8850III V2.3 Arkangel 3

Es ist bemerkenswert genug, ein 850-Watt-Netzteil mit 80-Plus-Gold-Zertifizierung für 90 Euro zu finden, das keine gravierenden Mängel in den Messungen zeigt. Das LC-Power LC8850III kann zwar nicht mit der deutlich hochpreisigeren Konkurrenz mithalten – das fängt bei der Steckerausstattung an, setzt sich in der Bauteilqualität fort und macht sich schließlich auch in der Lautstärke bemerkbar. Immerhin bietet es aber einen laufruhigen FDB-Lüfter, weshalb der Schalldruckpegel bis gemäßigten Lasten noch ein angenehmes Ausmaß annimmt. Muss auf den Preis geachtet werden, stellt das LC8850III somit ein sehr gutes Angebot dar. In den elektrischen Messungen hat sich gezeigt, dass die Schutzschaltungen ordnungsgemäß implementiert wurden – über die schlechteren Messwerte in der Spannungsregulation und Restwelligkeit kann hinweggesehen werden und auch das Verfehlen der Mindest-Stützzeit ist in einem stabilen Niederspannungsnetz wie dem deutschen kein großes Problem.

LC-Power LC8850III V2.3 Arkangel 3
15.10.2016
  • Lange Kabel ...
  • Laufruhiger Lüfter
  • Gute elektrische Messwerte
  • Vollständige, funktionierende Schutzschaltungen
  • 3 Jahre Garantie
  • ... mit durchschnittlicher Steckerausstattung
  • Lautstärke bei höherer Belastung verbesserungswürdig
  • Bessere Bauteilqualität wünschenswert
Sieben Modelle von 80 Plus Gold bis Titanium
Sieben Modelle von 80 Plus Gold bis Titanium

Cooler Master V850

Das Cooler Master V850 macht den insgesamt besseren Job, was sich in gehobeneren elektrischen Messwerten und einer höheren Bauteilgüte niederschlägt. Schwachstellen kann aber auch das Netzteil nicht verstecken – Mängel in der Verarbeitung und die nicht vollständige Stille bei geringer Last verhindern die allgemeine Empfehlung. Letztlich gibt es für 150 Euro überzeugendere Alternativen mit denselben Ausstattungsmerkmalen wie die EVGA-G2- oder Corsair RMx-Serie.

Cooler Master V850 („Silencio Lüfter“)
15.10.2016
  • Laufruhiger Lüfter ...
  • Elektrische Messwerte auf hohem Niveau
  • Sehr hohe Bauteilgüte
  • Vollmodularität
  • Viele Anschlüsse und lange Kabel
  • Vollständige Schutzschaltungen
  • Umfangreicher Endkundenservice und 5 Jahre Garantie
  • ... mit zu hoher Drehzahl
  • Verarbeitungsmängel

Thermaltake Toughpower DPS G Platinum 850W

Ab einem Verkaufspreis von 170 Euro sind zwei 80-Plus-Platinum-Netzteile mit Software-Unterstützung vorzufinden. Zunächst soll das Thermaltake Toughpower DPS G Platinum 850W behandelt werden, das sich bereits am Gehäuse Kritikpunkte gefallen lassen muss, weil die Steckkontakte auf der Ausgangsseite zu schwergängig sind und das Lüftergitter leicht nachgibt. Außerdem weist das CPU-Kabel eine relativ kurze Länge auf und es muss auf eine richtige Zuordnung mancher modularen Kabel geachtet werden, was mit angeklebten Labels weniger elegant wirkt. Des Weiteren fällt der Wirkungsgrad bei geringerer Auslastung gegenüber der Konkurrenz zurück, und die Lüftersteuerung kann nicht überzeugen. Selbst die Umstellung in den Semipassiv-Modus genügt nicht, um Silent-Ansprüche zufriedenzustellen. Von der Lüftersteuerung kann außerdem eine höhere Intelligenz gefordert werden, weil die Drehzahl im getesteten Fall nur von der Last abhängig ist und sich Laständerungen sensitiv auf das Umschalten zwischen Semipassiv- und Aktiv-Modus auswirken. Einen weiteren Einschnitt leistet sich das Netzteil bei der Umsetzung der SCP, die auf den Minor-Rails nicht vollkommen funktionstüchtig ist.

Die Software hält viele Funktionen bereit, sie glänzt allerdings nicht mit einer intuitiven, übersichtlichen Benutzeroberfläche. Alle weiteren elektrischen Messwerte hinterlassen einen sehr guten Eindruck, weshalb immerhin die Grundfunktionen sauber umgesetzt wurden. Anstatt sich aber auf das Software-Paket mit Cloud-Anbindung zu konzentriert, hätte ein Feintuning an den genannten Kritikpunkten dem Gesamtprodukt besser getan.

Thermaltake Toughpower DPS G Platinum 850W
15.10.2016
  • Elektrische Messwerte auf hohem Niveau
  • Softwareunterstützung
  • Sehr hohe Bauteilgüte
  • Vollmodularität
  • Viele Anschlüsse
  • Vollständige Schutzschaltungen
  • Lange, siebenjährige Garantie
  • Lautstärke im Semipassiv-Betrieb verbesserungswürdig und nicht ideale Umsetzung der Lüftersteuerung
  • Softwarebedienung und Funktionalität mit Schwächen
  • Aktuell noch kurze CPU-Leitung
  • Gehäuse und Anschlüsse mit Verbesserungspotential
  • Wirkungsgrad bei geringer Last hinter der Konkurrenz

Corsair HX850i

Das Corsair HX850i als zweites Netzteil mit Software-Unterstützung macht hingegen alles richtig. Das ehemals häufig mit Problemen geplagte Programm Corsair Link überzeugt in der aktuellen Version optisch sowie funktional. Mit den gegebenen Tools können die Lautstärke respektive die Kühlleistung den eigenen Anforderungen detailliert angepasst werden – so kann zwischen den beiden Herangehensweisen der besseren Systemkühlung durch eine stärkere Gehäuseentlüftung und einer optimalen Lautstärke abgewägt werden. In den Standard-Einstellungen mit aktiviertem Semipassiv-Modus wird sowohl bei geringer als auch hoher Last ein geringer Schalldruckpegel gemessen. Selbst nahe der Maximallast bleibt das Netzteil angenehm ruhig.

Corsair HX850i
15.10.2016
  • Geringe Lautstärke
  • Sehr gute elektrische Messwerte
  • Ideale Schutzschaltungen
  • Software mit interessanten Features und guter Funktionalität
  • Vollmodularität
  • Sehr hohe Bauteilgüte
  • Viele Anschlüsse und lange Kabel
  • Sehr lange, zehnjährige Garantie
  • (keine)
ComputerBase-Empfehlung für Corsair HX850i

be quiet! Dark Power Pro 11 850W

Zu einem etwas teureren Verkaufspreis von rund 190 Euro ist das Dark Power Pro 11 850W gelistet. Obwohl schon das HX850i eine geringe Lautstärke aufweist, kann das be-quiet!-Netzteil dies nochmals toppen. Dazu ist überraschenderweise nicht einmal ein Semipassiv-Modus notwendig, weil der Lüfter dank seines 6-Pol-Motors bereits mit Drehzahlen knapp unterhalb von 300 UPM klarkommt, ohne anzuhalten. Mit diesen entsprechend niedrigen Drehzahlen ist der durch den Lüfter verursachte Schalldruck derart klein, dass es quasi keinen Unterschied zum lüfterlosen Betrieb gibt. Elektronikgeräusche haben hierbei einen größeren Einfluss, wobei sowohl das Dark Power Pro 11 850W als auch das HX850i diese Lärmquelle im Griff haben. Bei hohen Auslastungen setzt sich das Dark Power Pro 11 850W schließlich vom HX850i ab. Auch was die Disziplinen abseits der Lautstärke anbelangt, kann das Netzteil rundum überzeugen. Anstatt Software-Features bietet be quiet! eine Lüftersteuerung für Gehäuselüfter an.

be quiet! Dark Power Pro 11 850W
15.10.2016
  • Ausgezeichnete Lautstärke
  • Sehr gute elektrische Messwerte
  • Ideale Schutzschaltungen
  • Sehr hohe Bauteilgüte
  • Viele Anschlüsse und lange Kabel
  • Lobenswerter Lieferumfang
  • Kundenorientierter Herstellerservice und 5 Jahre Garantie
  • Teilmodularität für Kabelmodding hinderlich
ComputerBase-Empfehlung für be quiet! Dark Power Pro 11 850W

SilverStone Strider Titanium ST80F-TI

Mit dem Strider Titanium ST80F-TI hat sich SilverStone hohe Ambitionen gesetzt. Ein kompaktes 800-Watt-Netzteil mit einem Wirkungsgrad nach 80 Plus Titanium sollte es werden.

Während das quadratische, 150 mm tiefe Gehäuse in dieser Leistungsklasse seinesgleichen sucht, ist es nicht gelungen, die Anforderungen an das 80-Plus-Titanium-Zertifikat konsistent zu erfüllen. Das Testmuster hat das Ziel um mindestens einen halben Prozentpunkt verfehlt und liegt bei höherer Auslastung gerade einmal mit den getesteten 80-Plus-Platinum-Netzteilen gleichauf. Weitere Schwierigkeiten hat das Netzteil mit der Stützzeit, die aufgrund eines zu kleinen Energiespeichers mit einem falsch eingestellten Power-Good-Signal künstlich verlängert wurde. Auch bezüglich der Lautstärke kann das Strider Titanium ST80F-TI nicht komplett überzeugen, insbesondere das leichte Lüfterrattern bei geringer Belastung fällt negativ ins Gewicht. Genauso stellt die Restwelligkeit keine besondere Stärke des Netzteils dar, weil man sich hier nur im oberen Bereich der Spezifikation bewegt. Zusammenfassend mag das Netzteil zwar mit seiner qualitativen Umsetzung überzeugen, zu viele und zu gravierende Schwachstellen verhindern aber die Empfehlung. Mit einem Marktpreis von etwa 175 Euro liegt das Netzteil auf der Höhe von Premium-80-Plus-Platinum-Netzteilen. Eine kompakte Alternative mit vergleichbaren Spezifikationen kommt mit dem Strider Platinum ST85F-PT von SilverStone selbst, das möglicherweise eine überzeugendere Performance abliefert.

Silverstone Strider Titanium ST80F-TI 800W
15.10.2016
  • Sehr kompakte Abmessungen
  • Vollständige, funktionierende Schutzschaltungen
  • Vollmodularität
  • Sehr hohe Bauteilgüte
  • 5 Jahre Garantie
  • Verfehlung von 80 Plus Titanium
  • Verlängerung der Stützzeit mit fehlerhaftem PG-Signal
  • Bei geringer Belastung zu laut

Super Flower Leadex Titanium 850W

Der technischen Umsetzung des Super Flower Leadex Titanium 850W merkt man an, wie viel Know-how für das Erreichen des 80-Plus-Titanium-Wirkungsgrades notwendig war – mit zwei PFC-Spulen der Bridgeless PFC, die so groß wie die beiden Transformatoren sind, und den dafür notwendigen Halbleitern fallen gegenüber einem 80-Plus-Platinum-Netzteil wesentlich höhere Kosten an. Mit 220 Euro wird das Leadex Titanium 850W zu einem entsprechend hohen Kurs verkauft, weshalb mit dem Produkt einzig Enthusiasten angesprochen werden. Diese kommen dafür voll auf ihre Kosten, weil der Semipassiv-Modus Silent-Bedürfnissen gerecht wird und sich die elektrischen Messwerte durchgängig auf einem gehobenen Niveau befinden. Wenn es etwas zu beklagen gibt, dann betrifft das die Schutzschaltungen. Genauer gesagt sollten effektivere Abschaltpunkte der OCP und OPP zusätzlich zu einer vollständig funktionierenden SCP umgesetzt werden.

Super Flower Leadex Titanium 850W
15.10.2016
  • Ausgezeichneter Wirkungsgrad nach 80 Plus Titanium
  • Im Semipassiv-Modus sehr leise
  • Sehr gute elektrische Messwerte
  • Sehr hohe Bauteilgüte
  • Vollständige Schutzschaltungen
  • Vollmodularität
  • Viele Anschlüsse und lange Kabel
  • 5 Jahre Garantie
  • Effektivere Einstellung der OCP, OPP und SCP wünschenswert
ComputerBase-Empfehlung für Super Flower Leadex Titanium 850W

Eine ständig aktualisierte Übersicht empfehlenswerter Netzteile bietet die Netzteil-Rangliste mit Bestenliste.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.