10 Jahre ATI bei AMD: Ein Rückblick auf 3D Rage und Radeon 9700
Einleitung
Heute vor zehn Jahren wurde die Übernahme des Grafikchip-Herstellers ATI Technologies durch AMD offiziell abgeschlossen. Die Jahre davor hatten die Marke geprägt, erst vier Jahre später ließ AMD sie deshalb fallen. ComputerBase blickt zurück: Was waren die wesentlichen Meilensteine in der Geschichte von ATI Technologies bis zur Akquisition durch AMD?
1985: Array Technology Inc. wird gegründet
Die Firma Array Technology Inc. wurde im Jahr 1985 von Kwok Yuen Ho, Benny Lau und Lee Lau in Kanada gegründet. Der Name wurde wenig später in Array Technologies Inc. und schließlich in ATI Technologies Inc. umgeändert, das Kürzel ATI war jedoch von Anfang an in Verwendung. Anfangs produzierte die Firma anwendungsspezifische integrierte Schaltungen (ASICs). Der Anfang war schwer, nur ein Kredit einer asiatischen Bank rettete das junge Unternehmen vor dem Aus. Noch im Gründungsjahr konnte ein Großauftrag von Commodore an Land gezogen werden, der die Lieferung von 7.000 Grafikchips pro Woche umfasste. Auch IBM gehörte zu den ersten Abnehmern von Grafikchips.
1986: Die ersten Grafikkarten rollen vom Band
Vormals reiner OEM-Lieferant, begann ATI wenige Jahre nach der Gründung mit der Herstellung eigener Grafikkarten: Die ATI Wonder Series war geboren. Gehörten die Karten erst noch den Standards MDA oder CGA an, folgten 1987 die ersten EGA- und VGA-Modelle. Die ATI VGA Wonder aus dem Jahr 1988 arbeitete mit dem Grafikchip ATI 18800, bot bis zu 512 Kilobyte DRAM und konnte die Auflösung von 1.024 × 768 Bildpunkten mit 256 Farben darstellen.
1991: 2D-Beschleuniger der Mach-Serie
In den frühen 1990er-Jahren folgte die Mach-Serie. Dieser Typ „Grafikkarte“ wurde damals noch als Koprozessoren oder 2D-Beschleungier bezeichnet, war damals aber schon unabhängig von der CPU für Grafikberechnungen zuständig. Das erste Modell der Reihe war der ATI Mach 8, der über bis zu 1 MByte DRAM oder VRAM verfügte. Die letzten Modelle der Mach-Familie bildeten schließlich die Basis für die ersten 3D-Beschleuniger, die unter dem Namen 3D Rage bekannt wurden.
1996: 3D Rage als erste 3D-Beschleuniger
Von 1996 bis 1999 dauerte die Ära der Rage-Grafikchips, den ersten 3D-Beschleuniger von ATI, an. Sie kamen etwas später als Nvidias NV1 auf den Markt. Der im April 1996 erschienene 3D Rage basierte auf dem Grafikchip Mach64 GT, der 3D Rage II und dessen Derivate setzten auf den Nachfolger Mach64 GT-B. Bei 60 MHz Kerntakt wurde das Flaggschiff mit schnellerem SGRAM angeboten, der immerhin 480 MB/s an Speicherbandbreite lieferte. Microsofts 3D-API-Sammlung DirectX wurde in der Version 5.0 unterstützt, Abnehmer waren unter anderem die ersten Grafikkarten der Serie All-in-Wonder, die zusätzlich als TV-Tuner fungierten.
Der nachfolgende 3D Rage Pro unterstützte bereits Intels Accelerated Graphics Port (AGP) und konnte auf bis zu 8 MByte SGRAM oder 16 MByte WRAM zurückgreifen. Eingesetzt wurde der Chip unter anderem auf den Grafikkarten Xpert@Play und Xpert@Work.
1997, 2000: ATI wächst durch Übernahmen
Ende 1997 erwarb ATI den Großteil der Grafik-Technologie von Tseng Labs, einem weiteren Hersteller von Grafikchips. Für rund 3 Millionen US-Dollar übernahm ATI auch etwa 40 Mitarbeiter sowie die Produktionsstätte in Newton. Deutlich mehr Geld nahm ATI bei der Akquisition von ArtX im Jahr 2000 in die Hand: Für rund 400 Millionen US-Dollar ging der Entwickler des Grafikchips für den Nintendo 64 vollständig in ATI Technologies über.
2000: Die Marke Radeon ist geboren
Zur Jahrtausendwende führte ATI einen neuen Namen für die Client-Grafikkarten ein: Die bis heute bestehende Marke Radeon war geboren. Auch die Grafikchips wurden fortan so genannt. Als erste Grafikkartenserie nach dem neuen Namensschema kamen die ATI Radeon 7000 auf den Markt, kurz zuvor waren Modelle erschienen, die schlicht Radeon hießen. Der erste Grafikchip war der R100, später kamen unter anderem RV100 und RV200 hinzu. Die im Sommer 2001 erschienene Radeon 7500 bot den RV200 mit einem über 100 MHz schnelleren Chiptakt als der Vorgänger.
Von 2001 bis 2002 traten die Radeon 8000 mit R200-GPU die Nachfolge an. Bis zu 128 MByte DDR-Speicher und AGP 4x wurden geboten. Der Name der Serie war an die jeweils unterstützte DirectX-Version gekoppelt: Die Radeon 7000 unterstützen DirectX 7, die Radeon 8000 bereits DirectX 8 und die Nachfolger (zum Großteil) DirectX 9.
2002-2004: Mit Radeon 9000 ins High-End-Segment
Mit den neuen Grafikchips der R300-Serie ausgestattet, fuhr ATI mit der Radeon-9000-Serie einen erfolgreichen Konter gegen Nvidias GeForce 4 in der oberen Leistungsklasse. Die Radeon 9700 schlug Nvidias Konkurrenzprodukt gerade bei hohen Auflösungen. Nvidia konterte mit FX 5800, FX 5900 und FX 5950, doch spätestens die Radeon 9800 ließ auch diese hinter sich.
Auf die Radeon 9000 folgte ein neues Namensschema: Die nächste Generation hieß Radeon Xxxx mit dreistelliger Ziffer (z.B. X800), danach kamen die Radeon X1xxx (z.B. X1800). Der Einklang mit der DirectX-Version war nicht mehr gegeben, denn DirectX 10 ließ bis Anfang 2007 auf sich warten. Zu den letzten Modellen, die ATI noch in Eigenregie vorstellte, zählte unter anderem die Radeon X1950 Pro.
2006: AMD kauft ATI Technologies
Ende Juli 2006 stand die Kaufabsicht von AMD offiziell fest. Der CPU-Hersteller wollte ATI für 5,4 Milliarden US-Dollar übernehmen und sich damit ein Standbein im GPU-Bereich sichern, die Kombination von CPU und GPU in einem Chip stand als Zukunftsvision im Raum.
Der Abschluss der Akquisition wurde schließlich am 25. Oktober 2006 vor genau zehn Jahren vollzogen. Seitdem ist die Marke Radeon zu einem festen Bestandteil von AMD geworden und lebt inzwischen in den Produkten der Radeon Technologies Group weiter. Die anfangs weiter genutzte Marke ATI ist jedoch aus dem Portfolio verschwunden. Im Sommer 2010 kündigte AMD den Wechsel von „ATI Radeon“ auf „AMD Radeon“ an. Das ist mittlerweile also auch schon sechs Jahre her.
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