E-Book-Nutzung: Digitales Lesen stagniert in Deutschland
Der Branchenverband Bitkom hat traditionell im Vorfeld der nächste Woche beginnenden Frankfurter Buchmesse die Nutzung von digitalen Büchern untersucht. Auch wenn die Akzeptanz von E-Books nahezu auf dem Niveau des Vorjahres liegt, wartet die Untersuchung mit einer Überraschung auf.
Somit greift mit 24 Prozent nach wie vor nahezu jeder vierte Bundesbürger zu digitalen Büchern – was gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von einem Prozentpunkt bedeutet. Der größte Anteil der Leser entfällt dabei erneut auf die Gruppe der 14- bis 19-jährigen, mit steigendem Alter nimmt das Interesse an E-Books jedoch stetig ab: So nutzt mit 30 Prozent nicht einmal jeder dritte Bundesbürger im Alter von 30 bis 49 Jahren digitale Bücher. Bei den 50- bis 64-Jährigen sinkt der Anteil noch einmal auf 23 Prozent, bei den Senioren ab 65 Jahren fällt die Akzeptanz gegenüber E-Books noch geringer aus: Gerade einmal sieben Prozent greifen auf diese Form des Lesens zurück.
Markt benötigt neue Impulse
Laut des Bitkom-Vizepräsident Achim Berg benötigt der E-Book-Markt neue Impulse, um wieder an Aufwind zu gewinnen. Seiner Meinung nach könnte eine Angleichung der Mehrwertsteuersätze für E-Books und gedruckte Bücher den Verlagen mehr Spielraum bei der Preisgestaltung geben. So übt die unterschiedliche Besteuerung von 7 Prozent auf gedruckte Bücher gegenüber 19 Prozent auf E-Books einen deutlichen Einfluss auf den Endpreis aus. Für Berg ist die Angleichung der Mehrwertsteuersätze daher „seit Jahren überfällig“. Dies sehen rund 85 Prozent der befragten Bürger ebenso und fordern ebenfalls eine Absenkung auf den verminderten Steuersatz. Für Berg ist hier vor allem Brüssel gefragt um die Voraussetzungen im Rahmen der aktuellen Mehrwertsteuerreform zu schaffen.
Für den Branchenverband ist jedoch nicht alleinig der Preis für die Wahl zwischen gedrucktem und digitalem Buch entscheidend: Für 55 Prozent der Leser spielt das haptische Gefühl eines Buches eine besondere Rolle beim Verzicht auf E-Books, 44 Prozent wollen dagegen nicht auf einem Bildschirm lesen. Mit 38 Prozent sind mehr als jedem Dritten Nutzer die Lesegeräte zu teuer, jedem vierten die Benutzung selbiger zu kompliziert.
Das Interesse an Büchern ist in Deutschland dagegen nach wie vor ungebrochen – lediglich jeder vierte Befragte gab an, gar keine Bücher zu lesen.
Kaufen deutlich vor Leihen
Der Kauf von E-Books bei Online-Buchshops wie Amazon, buch.de, ebook.de oder Thalia.de stellt mit 86 Prozent nach wie vor die größte Bezugsquelle der befragten Leser für neue Inhalte dar. Weit dahinter folgen mit 27 Prozent erst die öffentlichen Bibliotheken und deren Leihangebote. Auch wenn kommerzielle Flatrate-Modelle wie Kindle Unlimited, Readly oder Skoobe immer mehr an Bedeutung gewinnen, ist deren Anteil am E-Book-Markt immer noch überschaubar – lediglich 13 Prozent der Befragten gaben an, solche Abo-Dienste zu nutzen. Etwa gleichauf (14 Prozent) ist der Anteil von Lesern, welche auf kostenlose und frei verfügbare Leseinhalte zurückgreifen.
E-Book-Reader bevorzugt
Die Umfrage offenbart aber auch positives für den E-Book-Bereich: So entschieden sich mit 46 Prozent erstmals mehr Leser für einen E-Book-Reader als Lesegerät. Dahinter folgen Smartphones mit 41 Prozent und Tablets mit 24 Prozent. Mit 23 Prozent setzt annähernd jeder vierte Leser auf eine gemischte Nutzung von digitalen Lesegeräten. Die ist laut Berg vor allem auf die immer umfangreicheren Synchronisationsmöglichkeiten zwischen den Geräten zurückzuführen.
Information zur Methodik: Für die Umfrage durch Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom wurden 2.171 Personen ab 14 Jahren befragt. Darunter befanden sich 511 E-Book-Leser, die weitergehend zu ihrem Nutzungsverhalten befragt wurden. Die Umfrage gilt als repräsentativ.