Fifa 17 im Test: Immer mit der Ruhe
2/2Wir lieben „The Journey“
Was die Verlangsamung für das Gameplay ist, ist der Storymodus „The Journey“ für den Inhalt von Fifa 17: eine weitreichende Veränderung. Der Spieler schlüpft in die Haut von Nachwuchstalent Alex Hunter, der es von der Jugendmannschaft und einer nicht ganz einfachen Kindheit in einem kleinen Reihenhaus in die weite Fußballwelt schaffen will.
Alex nimmt an ersten Trainingscamps teil, wird Teil einer großen Premier-League-Mannschaft und muss sich dabei gegen allerlei Unwägbarkeiten wie miesepetrige Konkurrenten und fordernde Trainer behaupten. Diese etwas simple, aber doch sehr dicht und gut inszenierte Handlung wird immer wieder für ein Eingreifen des Spielers unterbrochen.
Zu Beginn etwa müssen wir dafür sorgen, dass die Scouts auf Alex aufmerksam werden. Wir absolvieren im Auswahllager Trainingsabläufe und -spiele. Später müssen wir dann in Pflichtspielen bestehen. Der Schwierigkeitsgrad ist durchaus hoch: Leistet Alex nicht Herausragendes, ist die Karriere schnell verloren und der Abschnitt muss neu begonnen werden.
Die Leistung unseres Schützlings hat direkten Einfluss auf die Inszenierung. Alex wird bei Versagen auf Twitter getrollt und vom Coach runtergemacht. Überzeugt er dagegen, wird er mit Lob überschüttet – und auch Familie und Freunde freuen sich dann besonders. Außerdem kann der Spieler immer wieder bestimmen, wie Alex reagiert. Sollen wir einem Konkurrenten im Gespräch die Stirn bieten? Oder auf eine Anfeindung lieber cool reagieren?
Weitreichend sind unsere Entscheidungen allerdings nie, die Kampagne ist ultralinear: Alex wird ein Star werden – die Frage ist nur, wie schnell. Das ist in Ordnung, zur höchsten Güte hätten wir uns aber doch etwas mehr Einfluss auf die Details der Karriere gewünscht.
Abgesehen davon bleibt bei den Modi vieles beim Alten. Kleinere Funktionen wie ein Champions-Modus und Traineraufgaben in Ultimate Team sowie differenziertere Vorstandserwartungen im Karrieremodus gehören da schon zu den größeren Neuerungen.
Frostbite für Fifa
Gespannt durfte man in diesem Jahr auch auf die technische Umsetzung von Fifa sein, schließlich setzen die Entwickler erstmals auf die von Dice entwickelte Frostbite-Engine, die unter anderem für die Inszenierung von Battlefield verwendet wird. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, auch wenn die Umsetzung kein Meilenstein ist: Fifa 17 sieht gut – und besser als seine Vorgänger – aus, ein Kracher ist der Titel optisch trotz der relativ hohen Systemanforderungen aber nicht.
Keine Selbstverständlichkeit ist, dass der Titel auf dem PC sofort ohne größere Probleme läuft. Mikroruckler und Abstürze zum Start eines neuen Fifa gehören offenbar wirklich der Vergangenheit an. Auf unserem Testsystem lief der Titel bei maximalen Details und in einer Auflösung von 1.920 × 1.080 konstant bei 60 Bildern pro Sekunde. Einziger kleiner Kritikpunkt sind kleinere Aussetzer in der Physik. So konnten wir etwa häufiger beobachten, dass Spieler kurzzeitig über das Feld glitten, ohne zu laufen.
Ein Pluspunkt ist, dass die Inszenierung noch einmal besser geworden ist. Da sind zum Beispiel die Trainer, die an der Seitenlinie endlich richtig mitgehen und immer wieder eingeblendet werden. In der Premier League treten sogar die Original-Protagonisten auf, sodass wir uns über José Mourinho, Jürgen Klopp und Arsène Wenger am Spielfeldrand freuen können. Dazu kommen neue Jubelsequenzen und ein gewohnt atmosphärischer Einlauf.
In Kombination mit vielen Original-Fangesängen kommt so eine authentische Stimmung auf. Und wer hätte das gedacht: Selbst die Kommentare von Wolff-Christoph Fuss und Frank Buschmann wurden merklich überarbeitet und im Detail besser an das Spielgeschehen angekoppelt. Zwar werden die beiden auch in Fifa 17 nach einigen Stunden dröge, insgesamt fällt aber doch auf, dass hier wohl mehr Ressourcen investiert wurden, als in mancher Fifa-Ausgabe zuvor.
Fazit
Wir waren hypersensibel, hyperskeptisch – und sind jetzt doch von Fifa 17 überzeugt. Die diesjährige Ausgabe bringt viele kleine und drei größere Neuerungen mit, die gemeinsam eine echte Weiterentwicklung der Reihe bedeuten.
Spielerisch neu ist die Verlangsamung des Gameplays. Dadurch ist Fifa 17 weniger actionreich, weniger arcadig, dafür aber realistischer. Bei den Inhalten überzeugt der insgesamt sehr gelungene Storymodus, der zwar keine bahnbrechende Geschichte erzählt, die typische Fifa-Karriere doch aber mutig neu verpackt. Technisch ist schließlich die Verwendung der Frostbite-Engine eine merkliche, wenn auch nicht die erhoffte bahnbrechende Weiterentwicklung.
Unterm Strich steht daher eine klare Empfehlung: Fußballfreunde werden Fifa 17 lieben.
Kopier- & Jugendschutz
Fifa 17 funktioniert über Origin, sodass der Key über die EA-Plattform aktiviert werden muss. Dazu ist einmalig eine Internetverbindung nötig; ein Wiederverkauf ist durch die Bindung an das Konto nicht möglich.
Die USK hat den Titel ab 0 Jahren freigegeben.
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