Pixel XL im Test: Google-Phone par excellence
2/7Tolle Fotokamera
Nichts weniger als die derzeit beste Smartphone-Kamera will Google im Pixel verbaut haben. Eine Wertung von 89 Punkten im DxOMark soll dies untermauern. Damit sind die Pixel die Smartphones mit der aktuell höchsten Punktzahl in diesem Test.
IMX378-Sensor von Sony
In beiden Pixel-Smartphones steckt die gleiche Kamera-Hardware. Verbaut ist mit Sonys IMX378-Sensor der Nachfolger des IMX377 aus dem Nexus 5X und Nexus 6P. Der mit 1/2.3 Zoll für Smartphone-Verhältnisse wieder sehr große Sensor löst unverändert mit 12,3 Megapixel im 4:3-Format auf. Die Pixelgröße liegt bei großen 1,55 Mikrometer.
Die Kamera des Pixel lässt sich über doppeltes Drücken des An- und Ausschalters starten. Das funktioniert so schnell wie beim Galaxy S7 über den Home-Button.
PDAF mit Laserautofokus kombiniert
Der neue Sensor zählt zur Exmor-RS-Serie von Sony und bietet als große Neuerung gegenüber dem IMX377 einen Autofokus per Phasenvergleich (PDAF). Den PDAF kombiniert Google mit einem Laserautofokus, mit dem gemessen werden kann, wie weit ein Objekt vom Smartphone entfernt ist. Google hatte für die Pixel einen insgesamt besonders schnellen Autofokus zum Ziel und hat das auch geschafft. Die Dual-Pixel-Technologie des Samsung Galaxy S7, bei der jeder Pixel für den Phasenvergleich verwendet wird, agiert zwar noch eine Nuance schneller, aber das Pixel liegt in den meisten Alltagssituationen praktisch auf demselben sehr hohen Niveau.
Google Pixel XL |
Apple iPhone 7 Plus |
Samsung Galaxy S7 |
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Hauptkamera | Auflösung | 12,3 MP | 2 × 12,0 MP | 12,0 MP |
Sensorgröße | 1/2.3" | 1/3" & 1/3.6" | 1/2.5" | |
Sensorformat | 4:3 | |||
Blende | f/2.0 | f/1.8 & f/2.8 | f/1.7" | |
Brennweite | Unbekannt | 28 mm & 56 mm | 26 mm | |
OIS | × (EIS) | ✔ & × | ✔ | |
Blitz | Dual-LED | Quad-LED | LED | |
Farbraum | sRGB | Display P3 | sRGB | |
Video | 2.160p/30 FPS 1.080p/60 FPS 1.080p/30 FPS 720p/60 FPS 720p/30 FPS |
2.160p/30 FPS 1.080p/60 FPS 1.080p/30 FPS 720p/30 FPS |
2.160p/30 FPS 1.440p/30 FPS 1.080p/60 FPS 1.080p/30 FPS 720p/30 FPS 480p/30 FPS |
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Zeitlupe | 240 FPS/720p 120 FPS/1.080p |
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Frontkamera | Auflösung | 8,0 MP | 7,0 MP | 5,0 MP |
Blende | f/2.4 | f/2.2 | f/1.7 | |
Blitz | × | Display | ||
Video | 1.080p/30 FPS 720p/30 FPS 480p/30 FPS |
1.080p/30 FPS | 1.440p/30 FPS 1.080p/30 FPS 720p/30 FPS 480p/30 FPS |
Google vor Apple und Samsung
Das neue Pixel XL weist bei Tageslicht eine sehr hohe und für ein Smartphone wirklich beachtliche Bildschärfe auf, selbst feinste Details wie die Blätter weit entfernter Bäume werden hervorragend und ohne ein merklich sichtbares Grundrauschen aufgelöst. Das gilt auch für das Galaxy S7, das genauso beeindruckende Ergebnisse produziert, subjektiv betrachtet jedoch immer leicht hinter Googles Flaggschiff liegt. Das iPhone 7 Plus hinkt im direkten Vergleich in der 100-Prozent-Ansicht hingegen deutlich hinterher, weil der interne Bildbearbeitungsalgorithmus selbst bei niedrigen Empfindlichkeiten verstärkt weichzeichnet und dem einen oder anderen Foto seinen Glanz nimmt.
All diese Beobachtungen treffen bei allen drei Smartphones auch auf deutlich erhöhte Empfindlichkeiten bis ISO 800 zu, bei denen das Rauschen in keinem störenden Ausmaß zunimmt und der Dynamikumfang nicht sichtbar beschnitten wird.
Dem Pixel XL und Galaxy S7 gelingen selbst bei Lichtknappheit in abgedunkelten Räumen oder bei künstlicher Beleuchtung gute bis ausgezeichnete Ergebnisse. Auch Kunstlicht ist für das Pixel XL hinsichtlich des automatischen Weißabgleichs kein Thema. Die Genauigkeit in allen gezeigten Szenarien überzeugt auf voller Länge, was auch für das iPhone 7 Plus gilt. Das Galaxy S7 hat hingegen hin und wieder Schwierigkeiten und färbt Fotos leicht rötlich ein. Abbildungsfehler der Google-Linse wie abfallende Schärfe zum Bildrand oder chromatische Aberration sind auf keinem Testfoto erkennbar.
Großen Wert legt Google zudem auf eine ausgewogene Farbbalance, realistische Farbsättigung und einen angemessenen Kontrast. Bilder, die mit dem Pixel XL aufgenommen werden, sehen immer stimmig aus und geben verschiedene Szenerien ansehnlich und lebendig wieder. Auch wenn es zwischen den drei verglichenen Smartphones sichtbare Unterschiede gibt, so tanzt keines der Smartphones aus der Reihe und nimmt deutlich schlechtere Fotos auf.
Leichter Nachteil für das Pixel bei Nacht
Die Nacht bringt beim Pixel XL ein deutlich sichtbares Rauschmuster zum Vorschein, doch auch dieses fällt verhältnismäßig moderat aus. Besonders das iPhone 7 Plus erzeugt zwar deutlich rauschärmere Bilder und weist zudem einen leicht höheren Dynamikumfang auf, doch filtert die starke Rauschunterdrückung auch einige Details, die beim Pixel XL und auch beim Galaxy S7 weiterhin sichtbar bleiben. Das Smartphone von Samsung ist dabei aber ebenfalls etwas rauschärmer als das Pixel XL.
Google schafft es mit den neuen Pixel-Smartphones tatsächlich, eine sehr beeindruckende Kamera zu verbauen, die in nahezu allen Lebenslagen hochwertige oder bei zu wenig Licht mindestens gute Fotos aufnimmt. Auf sämtliche Automatismen ist in den verschiedensten Situationen und Lichtszenarien Verlass. Ähnliches gilt für das zum Vergleich herangezogene Samsung Galaxy S7, wobei dieses in einigen Fällen leichte Probleme mit dem automatischen Weißabgleich und der Farbwiedergabe hat. Ansonsten liefern beide Smartphones eine ähnlich hohe Bildqualität ab.
Als großer Verlierer geht das iPhone 7 Plus aus diesem direkten Vergleich hervor. Das liegt vor allen daran, dass der interne Bildbearbeitungsalgorithmus bereits sehr früh damit beginnt, stark in das eigentliche Bildsignal einzugreifen, es somit unnötig verfälscht und sogar zum Teil verschlechtert. Das Pixel XL und Galaxy S7 spielen schlicht in einer anderen, höheren Liga. Die Eindrücke aus dem Test des Apple iPhone 7 werden auf Basis dieses zweiten ausführlichen Vergleichs damit bestätigt.
Stabiles Ultra HD dank EIS
Während der Präsentation des Pixel hatte Google nicht nur Wert auf die Fotoqualität des Smartphones gelegt, sondern auch den Bildstabilisator im Videomodus beworben. Anders als zunächst vermutet und sogar kurzzeitig auf der offiziellen Website des Pixel beschrieben, sind die neuen Google-Smartphones aber wieder nicht mit einem optischen Bildstabilisator (OIS) ausgestattet, so wie es schon bei Nexus 5X und Nexus 6P der Fall war.
Nicht das wie ist wichtig
Google betont aber, dass es nicht darauf ankommt, wie das Foto oder Video entsteht, sondern wie gut das Endresultat aussieht. In diesem Punkt muss man Google Recht geben, denn die letzten Endes ausgegebene Qualität ist in der Tat das einzige, das zählt. Dem durchschnittlichen Anwender kann es egal sein, mit welchen Technologien seine Fotos und Videos entstanden sind, sofern das Endresultat überzeugt.
Das Pixel (XL) beherrscht fünf normale Videomodi in 2.160p/30 FPS, 1.080p/60 FPS, 1.080p/30 FPS, 720p/60 FPS und 720p/30 FPS sowie Zeitlupe in 1.080p/120 FPS und 720p/240 FPS. Für den Videovergleich kamen neben dem Pixel XL ein iPhone 7 Plus und ein Galaxy S7 zum Einsatz. Die Tonspur kommt jeweils vom Pixel XL.
Das erste Video zeigt ausschließlich das Pixel XL in der maximal möglichen Qualitätsstufe Ultra HD mit 3.840 × 2.160 Bildpunkten bei 30 Bildern pro Sekunde. Die Originaldatei hat eine durchschnittliche Bitrate von 42 Mbit/s, die Tonspur liegt in Mono mit 96 kbit/s bei 48 kHz vor. Zum Vergleich: Ein Galaxy S7 nutzt in UHD rund 50 Mbit/s und speichert Ton in Stereo bei 258 kbit/s und 48 kHz. Beim iPhone 7 Plus sind es im Schnitt 46 Mbit/s, der Mono-Ton hat eine Bitrate von 83 kbit/s bei 44 kHz.
Ausgezeichnete Videoqualität und schneller Autofokus
Die Qualität der Aufnahme liegt allgemein auf sehr hohem Niveau, insbesondere Schärfe und automatischer Weißabgleich sind beeindruckend. Der aus dem Fotomodus bekannte sehr schnelle Autofokus lässt sich auf Videos übertragen. Selbst im Ultra-HD-Modus, der bei manchem Konkurrenzprodukt die Leistung mindert, reagiert der Autofokus rasend schnell und sehr präzise, sofern das Objekt vor der Linse nicht zu klein oder fein ist. Bei dünnen Pflanzenhalmen kann sich das Pixel nicht sicher entscheiden, wo es fokussieren soll. Ab Minute 1:25 wird aber deutlich, wie schnell das Pixel arbeitet.
Der EIS bügelt alles glatt
Imposant ist der elektronische Bildstabilisator (EIS), der das Bild geradezu glatt bügelt. Üblicherweise wird bei einem EIS ein Video mit höherer Auflösung als der Zielauflösung aufgenommen, um genügend Pixel für den Ausgleich zu haben. Google geht so auch beim Pixel vor, nutzt das Gyroskop des Smartphones und liest dieses 200 Mal pro Sekunde aus, um Wackler auszugleichen. Bis auf vereinzelte leichte Zitterbewegungen und den typisch glatten EIS-Look entsteht eine einem OIS ebenbürtige Aufnahme.
Im EIS-gegen-OIS-Vergleich zwischen Pixel XL, iPhone 7 Plus und Galaxy S7 zeigt sich noch einmal deutlich, wie gut der EIS des Pixel XL gegenüber dem OIS im iPhone 7 Plus und Galaxy S7 abschneidet. Zwar gelingen dem EIS nicht ganz so butterweiche Schwenks wie der Konkurrenz, dafür entsteht ein ganz spezieller Steadicam-Look.
In Ultra HD arbeitet der EIS ebenso zuverlässig mit der gleichen Charakteristik wie in den anderen Videos. Das iPhone 7 Plus bietet wieder die etwas weicheren Aufnahmen und schneidet in Summe etwas besser ab, das Galaxy S7 wird hingegen geschlagen, weil dessen Videostabilisierung in Ultra HD nicht mehr genutzt werden kann. So war es zuletzt auch beim Nexus 6P der Fall, dessen elektronische Videostabilisierung maximal in Full HD verwendet werden konnte. Mit dem Pixel XL und dem Plus an Rechenleistung kann diese nun erstmals für ein Google-Smartphone auch in UHD eingesetzt werden. Das Ergebnis ist in Anbetracht der rein elektronischen Stabilisierung beachtlich.