Microsoft: Die deutsche Cloud muss schon erweitert werden
Die von Microsoft in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom umgesetzte deutsche Cloud ist nur zwei Tage nach dem Start bereits absehbar zu klein. Ursprünglich sollten die vorgehaltenen Kapazitäten in Biere bei Magdeburg bis in das Jahr 2019 ausreichen. Jetzt ist der vorzeitige Ausbau beschlossen.
Das gab Timotheus Höttges, CEO der Telekom, zusammen mit Microsofts CEO Satya Nadella auf einer Veranstaltung bei Microsoft in Berlin bekannt. Details zum Ausbau auf die doppelte Kapazität wurden allerdings auch in einer anschließenden Fragerunde nicht Preis gegeben. „Microsoft gibt weltweit keine Informationen zu Rechenzentren heraus“, hielt sich der Konzern bedeckt.
Nur Zugriff unter Aufsicht
Microsoft hatte die deutsche Cloud im November 2015 angekündigt. Die beiden Rechenzentren in Frankfurt am Main und Biere bei Madgeburg wurden von Microsoft im Laufe dieses Jahres wie vereinbart schlüsselfertig an T-Systems, ein Unternehmen der Deutschen Telekom, übergeben. Zugriff auf das Rechenzentrum, aber in keinem Fall auf unter Verschluss dort gelagerte Daten, erhält Microsoft in Zukunft nur noch in vorab definierten Fällen und unter Aufsicht durch einen Mitarbeiter von T-Systems. Die Wartung, Reparatur und die Einrichtung neuer Dienstleistungen bleiben damit in Microsofts Hand. Die Verschlüsselung der Daten wurde von der Bundesdruckerei zertifiziert.
Office 365 aus Deutschland Anfang 2017
Die unter Treuhandschaft der Telekom betriebenen Rechenzentren ermöglichen es Unternehmen in Deutschland, die aus rechtlichen, vertraglichen oder sicherheitspolitischen Gründen bisher keine Cloud-Lösung des US-Anbieters nutzen konnten, in Zukunft potentiell doch, auf die unter Microsoft Azure in der Cloud angebotenen Dienste zuzugreifen. Ab dem 1. Quartal 2017 sollen dann auch Office 365 und ein Quartal später Dynamics 365 von den deutschen Servern aus angeboten werden. Bisher kommt dieses Angebot in der Regel aus Dublin.
Drei Milliarden US-Dollar für die Cloud in Europa
Der europäische Ausbau der Cloud-Infrastruktur habe Microsoft im vergangenen Jahr drei Milliarden US-Dollar gekostet, gab Nadella in Berlin bekannt. Als nächster Schritt steht Anfang 2017 die Eröffnung eines ersten eigenen Rechenzentrums in Frankreich auf dem Plan. Das in Deutschland verfolgte Datentreuhänder-Modell bleibt für Microsoft aber auch dann einmalig.
Der Wegbereiter für globalen Wohlstand
Rechtzeitig zu Nadellas Auftritt in Berlin hat Microsoft die eigene Vision für „die Cloud als Wegbereiter für globalen Wohlstand“ ins Deutsche übersetzt. Das als Denkschrift betitelte Buch „A Cloud for Global Good“ fordert ein „einheitliches Verständnis für die rechtlichen Rahmenbedingungen der Public-Cloud-Nutzung“ und richtet sich damit in erster Linie an die Politik: Die soll die richtigen rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen, die es dem Konzern möglich machen, das Angebot an Cloud-Diensten weltweit immer mehr Kunden anbieten zu können.