PowerColor Devil Box im Test: Aus dem Ultrabook mit TB3 wird ein Gaming-PC
Einleitung
Die Idee einer externen Grafikkarte für Notebooks ist wahrlich nicht neu, doch bis jetzt ist jede Umsetzung gescheitert. Zu langsam und zu wenig Standard sind die genutzten Schnittstellen in der Regel gewesen. Doch mit Thunderbolt 3 ändert sich das.
Thunderbolt 3 ist das fehlende Glied
Thunderbolt 3 bietet nicht nur vier PCIe-Lanes der Generation 3.0 und damit Bandbreite, sondern setzt beim Stecker auch auf USB Typ C. Dass er gleichzeitig als DisplayPort-Ausgang oder zum Laden mit maximal 100 Watt genutzt werden kann, hat ihm im Jahr 2016 zu großer Verbreitung verholfen: 411 Notebooks im Preisvergleich nutzen Thunderbolt 3. So viel kompatible Hardware gab es für externe Grafikkarten noch nie.
Razer hat mit dem Gehäuse Core den Anfang gemacht, zu kaufen gibt es das System in Deutschland allerdings auch 10 Monate nach der Vorstellung noch nicht. Mit PowerColor folgt jetzt aber ein zweiter Hersteller – und der kann liefern.
Auf der Computex im Juni konnte ComputerBase das externe Gehäuse zum ersten Mal begutachten, heute nun fällt der Vorhang vor der finalen Version der Devil Box. Sie wird mit 419 Euro gegen Ende Oktober (exklusiv bei Mindfactory und in geringer Stückzahl) etwas preiswerter als das Razer Core sein und ebenfalls Grafikkarten von AMD und Nvidia unterstützen. Die wiederum haben schon im 1. Halbjahr in ihren Treibern die Grundlage gelegt.
Theorie hui. Und Praxis?
In der Theorie bieten Razer Core und PowerColor Devil Box erstmals die Möglichkeit, kompakte Notebooks stationär zum Spiele-PC zu machen. Der Gaming-PC als Alternative zu Hause? Fällt weg. Das schwere Gaming-Notebook unterwegs? Nicht nötig. Aber funktioniert das wirklich so gut, wie es in der Theorie klingt? Ja, fast.
Die PowerColor Devil Box im Detail
Das Gehäuse der PowerColor Devil Box ist mit 40 cm × 18 cm × 24 cm und einem Leergewicht von knapp sechs Kilogramm zwar deutlich kleiner als ein kompletter Spiele-PC, muss aber dennoch erstmal einen Platz auf dem heimischen Schreibtisch finden. Den von PowerColor zur Computex noch gezeigten Tragegriff gibt es am finalen Design nicht mehr. Die Devil Box lässt sich zwar weiterhin am Deckel greifen, dessen Form dürfte auf Dauer aber darunter leiden.
Dafür passen auch lange und breite Grafikkarten in das Gehäuse, aber nicht nach Belieben. Die Zotac GeForce GTX 1070/1080 AMP! Extreme ist mit 32 Zentimeter rund einen Zentimeter zu lang und die Gainward GeForce GTX 1070/1080 mit 13,5 cm etwa ein Zentimeter zu hoch.
maximal erlaubt | |
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Länge | 31,0 cm |
Höhe | 12,5 cm |
Breite | 3 Slot |
Der Einbau braucht einen Zusatzschritt
Der Einbau der Grafikkarte benötigt gegenüber einem Desktop-PC einen zusätzlichen Schritt. Zuerst muss das vordere Gitter mit vier Schrauben entfernt werden - so weit, so bekannt. Dasselbe gilt aber auch für die obere Abdeckung, die mit einer Schraube gesichert ist. Andernfalls kann man die Grafikkarte nicht an der Slotblende festschrauben. Außerdem sollte man den 3D-Beschleuniger zuerst mit den maximal Zwei-Acht-Pin-Stromsteckern verbinden und erst dann einbauen. Im Gehäuse ist es schnell zu eng.
Daraufhin wird die Box noch über ein Kaltgerätekabel mit dem Strom und über das 50 Zentimeter lange USB-Type-C-Kabel mit einem Zuspieler mit Thunderbolt 3 verbunden. Der Anschluss liegt auf der Rückseite, das lässt das kurze Kabel effektiv schnell noch kürzer werden. Aber für mehr ist Thunderbolt 3 mit 40 Gbit/s nicht freigegeben.
Daraufhin muss nur noch das Notebook gestartet werden, die Box startet – sofern das Netzteil aktiv ist – automatisch. Der Thunderbolt-3-Anschluss ist Plug'n'Play-fähig, das An- und Abstecken der Box ist also problemlos im laufenden Betrieb möglich.
500-Watt-Netzteil für 375-Watt-Grafikkarten
Die Devil Box kann Grafikkarten mit einer Leistungsaufnahme von bis zu 375 Watt versorgen, das Server-Netzteil von Seasonic (SS-500L1U) bietet kombiniert sogar bis zu 500 Watt. Das ist auch gut so, denn mit maximal 60 Watt lässt sich das angeschlossene Notebook über Thunderbolt 3 auch laden.
Die Kühlung der verbauten Grafikkarte und des Netzteils übernehmen das extrem luftdurchlässige Gehäuse sowie drei Lüfter. So saugt das Gehäuse vorne mit einem 120 mm breiten Lüfter Frischluft an und ein im Deckel platzierter 92-mm-Lüfter bläst die aufgewärmte Luft aus dem Gehäuse wieder hinaus. Das Netzteil verfügt über einen eigenen, temperaturgeregelten 40-mm-Lüfter.
Dockingstation und externes Laufwerk inklusive
Die Devil Box kann auch eine 2,5 Zoll große SATA-III-SSD oder -HDD aufnehmen und stellt einen USB-3.0-Anschluss an der Vorderseite des Gehäuses und vier weitere an der Rückseite (davon einer Typ C) bereit. Zusammen mit einer RJ45-Buchse ist die Devil Box damit auch eine Dockingstation mit potentiell mehr Speicherplatz. Wird die Box mit dem Notebook verbunden, stehen am heimischen Arbeitsplatz auf Wunsch also nicht nur mehr Leistung sondern auch mehr Speicherplatz und kabelgebundene Eingabegeräte bereit. Kein Platz auf dem Notebook für die Spielesammlung? Dann finden sie eben auf einem internen Laufwerk in der Devil Box Platz.
Weiße LEDs setzen die Hardware in Szene
Abgerundet wird der Funktionsumfang von weißen LEDs, die so montiert sind, dass sie durch die Seitenöffnung strahlen. Die Beleuchtung lässt sich zwischen pulsierend oder einer andauernden Beleuchtung anpassen. Ausschalten lassen sie sich per Software zwar nicht, aber die Stromverbindung lässt sich über eine Steckverbindung einfach kappen.