Infinite Warfare im Test: CoD-Action im Weltall

 2/4
Sasan Abdi
114 Kommentare

Ein CoD ist ein CoD ist ein CoD

Schon nach wenigen Minuten mit Infinite Warfare wird deutlich, dass die Entwickler von Infinity Ward auch dieses Mal nicht an den Grundfesten von Call of Duty rütteln. Das bedeutet, dass den Spieler ein Titel erwartet, der aus einem bombastischen aber platten Einzelspieler und einem sauber umgesetzten, auf schnelle und einfache Action ausgelegten Multiplayer besteht. Doch der Reihe nach.

Die Story

Inhaltlich bietet das neue Call of Duty (CoD) ein klassisches Weltuntergangsszenario. In einer entfernten Zukunft ist die Menschheit längst zu neuen Ufern im Weltall aufgebrochen. Dabei haben sich zwei Fraktionen gebildet: Die United Nations Space Alliance (UNSA), in der alle Völker der Erde organisiert sind. Und die Verteidigungskräfte der Siedler (SDF), deren Mitglieder häufig nicht mal mehr auf ihrem Abstammungsplaneten geboren worden sind und die deshalb keine Bindung mehr zum blauen Planeten haben.

Wirkt nur nachdenklich: Bösewicht Kotch aka Jon Snow
Wirkt nur nachdenklich: Bösewicht Kotch aka Jon Snow

Diese beiden Parteien verkörpern ohne Abstufung Gut und Böse. Während die UNSA für positive Eigenschaften wie Zusammenarbeit, Ehre und Menschlichkeit steht, handelt es sich bei der vom Oberfiesling Admiral Salen Kotch angeführten SDF um faschistoide Waffennarren, die das Universum beherrschen wollen. Klar, dass die böse Fraktion einen Angriffskrieg losbricht, der die Ausrottung aller minderwertigen „Erdlinge“ zum Ziel hat. Noch klarer, dass es an uns ist, genau das zu verhindern.

Jason Bourne kann einpacken

In diesem Setting schlüpft der Spieler in die Rolle des UNSA-Offiziers Nick Reyes, der schnell befördert und zum wichtigsten Akteur beim Projekt „Weltrettung“ wird. Das passt, weil Reyes ein echter Tausendsasser ist: Er kommandiert riesige Schlachtschiffe, fliegt Kampfgleiter, hackt Türen und stürmt an vorderster Front mit den Angriffstruppen voran. Da können sich konventionelle Actionhelden wie Jason Bourne noch die ein oder andere Scheibe von abschneiden.

Das Erzähltempo ist dabei gewohnt rasant. Wir hetzen von der Erde zum Mond und von dort unter anderem auf einen Asteroiden. Das Ziel: Die SDF schwächen und die finale Offensive auf die Erde so herauszuzögern. Insgesamt wird die Story von Infinite Warfare auf dieser Grundlage solide erzählt. Wichtigstes Element sind dabei die großzügig eingestreuten, rasant geschnittenen Zwischensequenzen, die für Hollywood-Atmosphäre sorgen.

Mehr als B-Movie-Niveau sollte man aber auch dieses Mal nicht erwarten. Grund dafür ist, dass auch das neue Call of Duty einfach jedes Klischee des Genres erfüllen will. An fast keiner Stelle zeigen die Schreiber der Geschichte Mut zum Unkonventionellen. Warum nicht mal überraschend einen wichtigen Charakter sterben oder eine unerwartete Wendung nehmen lassen? Warum nicht einfach mal Graustufen statt Schwarz und Weiß einführen? Warum nicht zumindest subtil Kritik am umfassenden Hurra-Militarismus üben, den Call of Duty seit jeher transportiert? Und wieso muss bloß jeder Charakter so unfassbar schablonenhaft bleiben?

Der Kampf beginnt in Genf
Der Kampf beginnt in Genf

Es ist unverständlich, warum Infinity Ward in dieser Hinsicht nicht wenigstens ein bisschen an den Stellschrauben dreht. Bei aller Freude über den gelungenen Bombast bei der Inszenierung muss: Etwas weniger 0815-Plot hätte Infinite Warfare wirklich gut getan.