Qualcomm: Gigabit-LTE für die Gegenwart, Datenbrille für die Zukunft
Gigabit-LTE als Fundament für 5G
Auf dem Snapdragon Tech Summit in New York gab Qualcomm einen Ausblick auf schnellen Mobilfunk im nächsten Jahr und das Zeitalter der Datenbrillen.
Schon mit dem bestehenden LTE-Netz werden Nutzer laut Qualcomm lokalen vom Cloud-Content nicht mehr unterscheiden können. Datenbrillen lösen sehr bald Smartphones ab und aus deren Augmented Reality bewegten sich die Nutzer gelegentlich in wahnsinnig immersive virtuelle Welten.
Trendwende des Chipgiganten durch Mobilfunk und IoT
Auf dem Snapdragon Tech Summit traf der Chiphersteller aus San Diego, Kalifornien, diese und weitere Aussagen zur Zukunft für Vernetzung und Mobilfunk. Das Unternehmen zählt zu den größten Halbleiterherstellern der Welt und dominiert im Bereich Systems-on-a-Chip und LTE-Modems für Smartphones. Qualcomm-Chips sind auch bei konkurrierenden Herstellern wie Apple und Samsung zu finden. Derzeit liegt die Marktkapitalisierung bei 100 Milliarden US-Dollar, bis Ende 2014 war das Unternehmen mehr Wert als Intel, wo der Trend zur Mobilität fast uneinholbar verschlafen wurde. Danach begann ein Abwärtstrend mit dem Resultat eines überhasteten 64-Bit-Chip Snapdragon 810, einer Reduzierung der Belegschaft um 15 Prozent und zahlreichen kartellrechtliche Auseinandersetzungen.
Der erfolgreiche Snapdragon 820 steht für die Trendwende, Qualcomm verzeichnet trotz Apples Hinzuziehen von Intel als zweite Quelle für iPhone-Modems wachsende Umsätze und Gewinne. Im Sommer formulierte CEO Steve Mollenkopf folgende Strategie:
Wir werden unsere Präsenz durch die naheliegenden Gelegenheiten wie Automotive, Networking, Mobile-Computing und IoT weiter ausbauen. Diese Industrien übernehmen auf rapide Weise Smartphone-Technologien
Steve Mollenkopf, CEO Qualcomm
Jüngster Beweis der Erweiterung des Geschäftsfelds ist die Übernahme des europäischen Chipgiganten NXP für 47 Milliarden US-Dollar.
Früher oder später werden viele Produkte mit Elektronik auch einen Zugang zum Internet der Dinge (IoT, Internet of Things) bekommen, schon jetzt hat Qualcomm laut eigener Aussage mehr als eine Milliarde IoT-Geräte mit den Chips des Unternehmens ausgeliefert. Die Technik werde durch maschinelles Lernen in neuronalen Netzen ein ständiger, intelligenter Begleiter in allen Lebenslagen, mehr als jetzt schon und unabhängig davon, ob bis 2020 die 50-Milliarden-Marke für verbundene Geräte erreicht werden.
In Sachen LTE hat Nordamerika Europa abgehängt
Grundlage für so ziemlich alle Entwicklungen in den Bereichen Internet of Things, Automotive, Augmented Reality und maschinelles Lernen ist der Mobilfunk mit LTE und dessen Nachfolger 5G.
„Die Mobilfunkanbieter haben sich gewehrt“ Ben Timmons, senior director, business development, Qualcomm Europe
Führend in der Entwicklung und Umsetzung bleiben vermutlich Nordamerika und Asien, aber auch Europa sei nach der zögerlichen Implementierung von LTE wieder an der Technologie-Führerschaft interessiert. Aus dem Austausch mit Interessenverbänden gehe eine Änderung der Mentalität hervor. „Zum Start von LTE sahen die Mobilfunkanbieter nicht ein, dass mehr Geschwindigkeit auch mehr Umsatz bedeutet“, liefert Ben Timmons von Qualcomm die Begründung. Während vor drei Jahren niemand über schnellere Netze sprach, werde Gigabit-LTE wegen seiner Auswirkungen nun nicht mehr nur von Interessenverbänden sondern auch von den Anbietern gefördert.
Kein Unterschied mehr zwischen local und cloud
Zur Vorstellung des X16-Modems zeigte Qualcomm, wie Smartphones schon im nächsten Jahr mit Carrier Aggregation von 3 × 20 MHz, einer 256-QAM-Modulation und 4 × 4 MIMO eine Bandbreite von 0,98 Gigabit pro Sekunde erreichen können.
„5G kommt unbegrenztem Speicher gleich“ Keith Kressin, Qualcomm
Zurzeit liegen die Höchstgeschwindigkeiten noch bei LTE Cat 6 (300 MBit/s bei 2xCA) bei 47 Anbietern in Europa, 19 bieten bereits LTE Cat 9 (450 MBit/s). Während der größte deutsche Anbieter Telefonica noch die O2- und E-Plus-Netze konsolidiert, rüsten Vodafone und Telekom bereits für schnelleres Netz auf.
„Es hievt die Nutzung über eine Reihe an Barrieren“, eröffnen Qualcomms Manager die Zukunftsperspektive. Mit Gigabit-LTE fühlten sich Inhalte aus dem Netz wie lokal gespeicherte an, Mobilfunk in der Geschwindigkeit von Flash-Speicher „kommt quasi unbegrenztem Speicherplatz gleich“.