Bundesnetzagentur: Wettbewerber kritisieren Produkt für Vectoring-Zugang
Im Verlauf der Woche hat die Bundesnetzagentur die Entgelte für den Zugang zum Layer 2-Bitstrom der Deutschen Telekom endgültig genehmigt. Es ist ein Produkt, das Provider mieten können, um einen Anschluss über das Netz der Telekom zu schalten. Zufrieden sind die Wettbewerber allerdings nicht.
Bei dem Layer-2-Bitstromzugang handelt es sich um ein Vorleistungsprodukt, bei dem die Provider nicht mehr direkt auf die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) zugreifen, sondern im Prinzip den Datenverkehr von der Telekom übernehmen. Nötig ist das insbesondere beim Einsatz von Vectoring, da bei entsprechend aufgerüsteten Kabelverzweigern ein Zugang zu einzelnen TAL technisch nicht mehr möglich ist.
Die Bundesnetzagentur ist mit dem aktuellen Beschluss zufrieden. Präsident Jochen Homann erklärt: „Ich begrüße sehr, dass die Europäische Kommission grünes Licht für unsere Entscheidungen gegeben hat. Für Netzbereiche, die mit Vectoring aufgerüstet werden, liegt nun eine hochwertige Alternative vor zum Zugriff auf die Teilnehmeranschlussleitung.“
Wettbewerbern ist Preissteigerung zu hoch
Festgelegt wurden nun auch die Preise, die ein alternativer Provider an die Telekom zahlen muss, um Layer-2-Bitstrom zu mieten. Bei einem VDSL-Anschluss mit 16, 25 oder 50 Mbit/s sind es 18,56 Euro, bei VDSL mit 100 Mbit/s 19,10 Euro. Für ADSL werden monatlich 15,17 Euro fällig. Abstufungen gibt es, wenn Provider ein Mindestkontingent bei der Telekom buchen. Sollte der Datenverkehr eines Anschlusses zudem ein bestimmtes Volumen übersteigen, muss noch ein zusätzliches Transportentgelt an die Telekom bezahlt werden.
Die Wettbewerber bemängeln nun die höheren Preise. „Anbieter, die bisher die TAL zu einem Einkaufspreis von 10,02 Euro pro Leitung pro Monat beziehen konnten, sollen nun bis zu 18,56 Euro zahlen, obwohl sie keinerlei entsprechende Einsparungen realisieren können“, erklärte der VATM bereits in einer Stellungnahme vom Oktober. Die Folge: Unternehmen, die den Layer-2-Bitstrom als Alternative zum TAL-Zugang nutzen müssen, können den Aufpreis kaum kompensieren. Damit gehe dann Geld verloren, das eigentlich für die Investitionen in die Netze bereitstehen sollte.
Problemkind VULA
Grundsätzliche Kritik äußert derweil der Breko. Auf Anfrage von ComputerBase erklärte der alternative Provider-Verband: „Virtuelle Ersatzprodukte können den direkten Zugang zur TAL des Endkunden bislang nicht oder nur unvollständig ersetzen, so dass sie auch weiterhin keine annähernd gleichwertige Alternative darstellen.“ Der physische Zugang zur letzten Meile ist demnach entscheidend für einen effizienten und nachhaltigen Netzausbau.
Ebenso umstritten ist noch das VULA-Vorleistungsprodukt, was die Voraussetzung ist, damit die Telekom den Vectoring-Ausbau im Nahbereich um die Hauptverteiler starten kann. Wie beim Layer-2-Bitstromzugang handelt es sich bei VULA („virtual unbundled local access“) um ein virtuell entbündeltes Vorleistungsprodukt, allerdings bietet es den alternativen Providern noch mehr Möglichkeiten, um den Internetanschluss eines Kunden nach eigenen Wünschen zu gestalten.
VULA als Voraussetzung für Vectoring im Nahbereich
Das Problem: Bislang wurde noch kein spezifisches VULA-Produkt definiert. „Dieser Prozess kann sich auch noch länger hinziehen, da es unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der erforderlichen Qualitätsparameter gibt“, so der Breko.
Die Bundesnetzagentur erwartet hingegen, dass es nun schnell geht. Demnach dürfte die Telekom bald den Genehmigungsantrag für ein VULA-Produkt einreichen, der den Vectoring-Einsatz im Nahbereich gestattet.
Das passt auch zu den Aussagen der Telekom. Unabhängig von den Vorleistungsprodukten erklärte ein Sprecher auf Anfrage von ComputerBase, der Vectoring-Ausbau im Nahbereich soll im nächsten Jahr losgehen. Bislang setzt die Telekom die Technologie nur außerhalb dieser Gebiete ein.
Alternative Provider mieten mehr Anschlüsse über das Telekom-Netz
Für den deutschen Breitbandmarkt sind die Vorleistungsprodukte immer relevanter, da alternative Provider zunehmend die Anschlüsse über das Netz der Telekom buchen. So zeigt etwa die TK-Marktstudie 2016 des VATM: In diesem Jahr soll die Anzahl der DSL-Telekom-Resale-Anschlüsse (gebündelt und entbündelt) einem Marktanteil von 12,3 Prozent entsprechen – insgesamt sind es 3,8 Millionen Anschlüsse, die alternative Provider bei der Telekom mieten. 2015 waren es noch 3,2 Millionen Anschlüsse (10,4 Prozent), 2014 sogar nur 2,5 Millionen Anschlüsse (8,4 Prozent).