Centriq 2400: Qualcomm zeigt 10-nm-Server-CPU mit 48 Kernen
Nachdem es um ARM und dem Einsatz im Server-Segment zuletzt wieder ruhiger geworden war, geht mit Qualcomm nun ein Branchenriese in die Offensive. Der Hersteller zeigte erstmals seine 48-Kern-Lösung Centriq 2400, die Ende 2017 im fortschrittlichen 10-nm-Prozess ausgeliefert werden soll.
ARM im Server – bisher keine Erfolgsgeschichte
Eine halbe Dekade gehen die Anstrengungen von ARM im Server-Bereich mindestens schon, viele haben sich daran versucht und sind gescheitert. Aus dem ehemals prophezeiten soliden zweistelligen Marktanteil ist nichts geworden, eher weniger noch, er ist praktisch nicht existent. Während klassische Prozessorhersteller wie AMD die Kurve noch bekommen haben und alle ihre ARM-Projekte eingestellt oder auf Eis gelegt haben und wieder voll auf x86 gehen, versucht es nun Qualcomm. Auf dem Papier das vielleicht beste Projekt bisher – doch das wurde in der Vergangenheit auch bereits über andere erzählt. Der Hype ist heute jedoch massiv abgeflacht.
Wenngleich die technischen Daten des neuen Centriq 2400 noch nicht bekannt sind und es keine Angaben zum Takt und Stromverbrauch gibt, dürfte die neue Familie direkt in der Speerspitze der ARM-Server-Chips mitspielen. Ein wenig Erfahrung hat Qualcomm mit der bisherigen Generation gesammelt, die jetzt als Centriq 1400 läuft. Die neue Generation setzt auf aktuelle Falkor-Kerne, die ARMv8-A (64 Bit) kompatibel sind und wird in 10 nm gefertigt werden. Damit wäre sie Konkurrenzprodukten von Cavium mit dem ThunderX2 mit 54 Kernen und dem vor einem Jahr angekündigten X-Gene 3 von APM mit 32 Kernen einen Schritt voraus, die noch mit der 14/16-nm-Fertigung kämpfen.
Wer die Fertigung des neuen Chips übernimmt, ist aktuell noch nicht klar. Während Qualcomm beim neuen Snapdragon 835 auf Samsungs Fabriken setzt, könnte für den flächenmäßig deutlich größeren Server-Chip auch TSMC ins Spiel kommen, die mit dieser Materie durch GPUs von AMD und Nvidia etwas mehr Erfahrung und größere Fertigungskapazitäten haben. Da sowohl Samsung als auch TSMC die 10-nm-Fertigung nur als kurzlebige Übergangslösung zu 7 nm sehen, ist in dem Bereich alles offen.
Alles ist offen
Am Ende wird die Software entscheiden, ob das Projekt Erfolg hat – dort hapert es bisher noch gewaltig. Jon Masters von Red Hat erklärte dazu vor einiger Zeit, es brauche „Standards, Standards, Standards“, dann könnte ARM Erfolg haben. Qualcomm hat den neuen Chip deshalb bereits unter Linux sowohl Apache Spark, Apache Hadoop und Java ausführen lassen, um etwaige Kundschaft in diesen Punkten aufzufangen.
Doch selbst wenn die Vorzeichen dieses Mal alle stimmen, wird sich Intel als Platzhirsch im Server-Segment nicht kampflos ergeben. Bereits in diesem Jahr haben sie mit der neuen Generation Xeon D als „absolutes Low-Power-Monster“ überrascht und damit ARM-Server-CPUs einen erneuten Schuss vor den Bug gesetzt. Marktbeobachter erwarten, dass auch für neue ARM-Server-Lösungen Intel noch etwas im Köcher hat, schreibt PC World. Da Qualcomm frühestens Ende 2017 liefern kann, hat auch Intel mit der eigenen 10-nm-Fertigung nachgezogen, die auf dem Papier noch eine Generation besser ist als die der großen Foundrys. Dieser vermeintliche Vorteil von Qualcomm zum heutigen Zeitpunkt könnte sich dann direkt aufgelöst haben. Am Ende ist deshalb heute mit Ausblick auf Ende 2017 respektive Anfang 2018 alles offen.