Genius Scorpion K20 im Test: Der Sirenenruf von sieben Farben

Max Doll
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Genius Scorpion K20 im Test: Der Sirenenruf von sieben Farben

Tastatur für Spieler

Während durchweg empfehlenswerte Tastaturen bereits zwischen zehn und fünfzehn Euro erhältlich sind, können Nutzer ab rund 30 Euro Eingabegeräte mit einem Hauch Luxus erwerben. In diesem Bereich will Genius etablierten ComputerBase-Tastatur-Empfehlungen wie der Cougar 200K oder der Fujitsu KB910 Konkurrenz machen: Die Scorpion K20 lockt vor allem Spieler mit einer siebenfarbigen Hintergrundbeleuchtung, zehn Multimedia-Zusatztasten und lokal erweitertem Key-Rollover. Wie der Test zeigt, nimmt Genius den Mund allerdings ein wenig zu voll.

Technischer Überblick

Die technische Ausstattung wird bei Genius anders abgestimmt als bei der direkten Konkurrenz. Statt höherwertiger Scissor-Varianten nutzt die K20 nur einfache Rubberdome-Taster, besitzt dafür jedoch zehn zusätzliche Tasten, mit denen sich unter anderem Lautstärke und Medienplayer steuern lassen. Auf FN-Tastenverknüpfungen muss die Tastatur aus diesem Grund lediglich für den Spielemodus sowie zur Helligkeitsregelung zurückgreifen.

Eine Hintergrundbeleuchtung gehört zu Preisen ab 30 Euro längst ebenso zum Standard wie das Key-Rollover. Die Leiterfolientechnik erreicht auch bei Genius trotz Optimierungen der Tastenmatrix nur einen Wert von Zwei. Das nur rund 1,5 Meter lange Anschlusskabel passt nicht mehr zum Preis; seine Länge ist zwar noch ausreichend, aber dem Preisbereich darunter zuzurechnen.

Genius Scorpion K20
Cougar 200K
Größe (L × B × H): 45,5 × 19,0 × 3,4 (4,9) cm 45,0 × 16,5 × 2,3 (3,0) cm
Layout: 105 ISO (erweitert) 105 ISO
Gewicht: 905 g 849 g
Gehäuse-Material: ?
Kabel: 1,50 m, USB 2.0 1,60 m, USB 2.0
Hub-Funktion:
Key-Rollover: 2-KRO
Schalter: Rubberdome Scissor
Repeat-Rate wählbar
Switch Plate: ?
Tasten: Form: zylindrisch
Material: ABS-Kunststoff
Beschriftung: laser cut
Form: zylindrisch
Material: ABS-Kunststoff
Beschriftung: laser cut
flache Tasten
Zusatztasten: 6 × Medien
4 × Extra
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück
Zusatzfunktionen: Helligkeit (regeln, ausschalten), Gaming-Modus, Programmverknüpfungen, Office-Funktionen LED-Modi, Gaming-Modus, Programmverknüpfungen, System-Funktionen
Beleuchtung: Farbe: Blau, Rot, Violett, Orange, Gelb, Grün (nur gleichzeitig)
Modi: Atmungseffekt
Farbe: Orange, Blau, Grün, Violett, Türkis, Gelb, Weiß
Makros & Programmierung:
Preis: 40 € 30 €

Äußerlichkeiten

Schon der erste Blick auf die K20 offenbart typische Schwächen. Hochglanzelemente in Form eines Zierstreifens an der Front sowie dem eingebetteten Logo, das praktischerweise direkt unter der rechten Hand liegt, sowie ebenfalls glänzende Oberflächen an beiden Seiten des Gehäuses, die Verschieben mit Verdrecken kombinieren, schaffen einen erhöhten Reinigungsbedarf. Selbst auf der Unterseite des Chassis haben Elemente in Klavierlack-Optik Einzug gehalten.

Durchdacht geht anders

Abseits dieser Schmutzfallen und der ebenso anfälligen Fugen, die ihre Einbettung erzeugt, hat sich Genius zumindest bei der Materialwahl keine weiteren Ausrutscher geleistet. Der Rest der Tastatur und insbesondere der Bereich um die zusätzlichen Tasten besteht aus leicht strukturiertem, mattem Kunststoff.

Nicht von echtem Genius zeugt zudem die Standsicherung der Tastatur, für die lediglich zwei Gummiauflagen zuständig sind. Einzig und allein im normalen Modus funktioniert die Umsetzung wie erwartet: Die Tastatur lässt sich, wenn gewollt, ohne Mühe verschieben, bleibt aber ansonsten an Ort und Stelle, auch wenn die Abstimmung eher auf der mobilen Seite angesiedelt ist. Wird die Tastatur jedoch angestellt, reduziert sich die Breite der Auflage beider Flächen auf gut einen Millimeter – und das in der unteren der beiden Stufen.

Mit maximalem Anstellwinkel, dessen Ergonomie überaus zweifelhaft erscheint, geht der Halt dann völlig verloren, auch wenn der Unterschied zur vorherigen Variante nur noch gering ausfällt. In beiden Varianten wird die Tastatur im Prinzip nicht mehr wesentlich gehalten. Dass Genius auf gummierte Hochstellfüße verzichtet, aber dennoch zu flachen Rutschsicherungen greift, die durch jede Art von Anstellwinkel massiv an Wirkung verlieren, ist bei einem Produkt, für das mindestens 35 Euro bezahlt werden sollen, eine inakzeptable Designschwäche.

Die Beleuchtung ist eine Mogelpackung

Die versprochene „backlight feature performance“ fällt vor allem durch ihre kreative Beschreibung mit Tendenz zur Irreführung auf und kann deshalb gleich mehrfach überraschen. Das beginnt bei der „7 Farben LED-Beleuchtung“: Die K20 ist die erste Tastatur, bei der die Produktbilder mit bunter Hintergrundbeleuchtung nicht die Farbpalette, sondern das tatsächliche Eingabegerät zeigen. Die Tastatur bietet also nicht „sieben Farben“ zur Auswahl, sondern zeigt alle „sieben“ in weichen Übergängen quer über die gesamte Tastatur gleichzeitig an. Farbschema, Auswahl und Reihenfolge sind fest vorgegeben; konfigurieren lässt die Beleuchtung nicht.

Beim Nachzählen waren allerdings selbst bei großzügiger Zählung, die die bestenfalls drei in einer Art „gelb“ erleuchteten Tasten gnadenhalber wertet, nur sechs Farben unmittelbar auszumachen, wobei drei auf den Bereich von Pfeiltasten und Nummernblock gequetscht werden. An anderer Stelle zeigt Genius eine Tendenz zur kreativen Zählung. „In vier Stufen regelbar“ ist die Hintergrundbeleuchtung nicht einmal dann, wenn „Aus“ als eigene Stufe gezählt wird. Nach Aus, Low und High folgt praktisch nur noch der unvermeidliche Atmungsmodus.

Zu Hell: Die Zusatzbeleuchtung stört

Abseits der phantasievollen Beschreibung produziert die Beleuchtung auch qualitative Misstöne. Auffällig ist zunächst die Helligkeit, die im hinteren Bereich, insbesondere auf der Zahlen- und F-Tastenreihe, abfällt. Besonders gut sichtbar wird der Effekt im Bereich um „Rollen“. Dafür sind zwei Gründe verantwortlich: Die Ausleuchtung erfolgt erstens ausschließlich vom unteren Ende des Chassis her. Zweitens wird der Effekt durch die Farbwahl – Gelb oder Orange wirken tendenziell blasser – und die Blickwinkelanfälligkeit beleuchteter Rubberdome-Tastaturen verstärkt. Flache Betrachtungswinkel reduzieren die Intensität der Beleuchtung, weil die Kappen nur indirekt mittels einer Plexiglasebene durch die Gummiglocken hindurch angestrahlt werden.

Aus diesem Grund fällt auch die maximale Helligkeit nicht überragend aus. Selbst die maximale Einstellung verblasst in direkter Lichteinstrahlung schnell und verfügt über kaum Reserven. Dem tragen die direkt in Blau beleuchteten Zierelemente in der Front jedoch keine Rechnung. Der Helligkeitsunterschied zu den Tasten ist beachtlich und in normaler Arbeitsposition aus dem peripheren Blickfeld heraus störend – erst recht bei maximaler Leuchtkraft. Das führt zu einer unbefriedigenden Situation: Ist die Tastenbeschriftung ordentlich lesbar, stören die Zierelemente; wird die Helligkeit auf die untere Stufe gesetzt, wird die Beleuchtung blass, während das Blau der Zusatzelemente nur noch in dunkeln Umgebungen aufdringlich wird.

Nach einer Beleuchtung, die im Dunkeln am wenigsten zu gebrauchen ist, hat wohl noch niemand gefragt - wohl deshalb schaltet die K20 ihre Beleuchtung nach einer gewissen Zeit ohne Eingaben einfach aus. Bei dieser misslungenen Abstimmung zwischen den Leuchtelementen handelt es sich um kein spezielles Problem dieser Tastatur. Ähnliche Effekte sind auch bei anderen Rubberdome-Eingabegeräten dieser Preisklasse zu beobachten, die mehr als nur ihre Tasten beleuchten. Üblicherweise fällt das Phänomen aber nicht derart störend auf.

Alltagserfahrungen

Für das Erzeugen von Signalen sind einfache Rubberdome-Taster mit Leiterfolientechnik zuständig. Genius spezifiziert die Modelle auf eine Lebensdauer von zehn Millionen Anschläge, was gleichwohl nur ein unpräziser Indikator für die tatsächliche Lebenserwartung ist. Da das Gummi Alterungsprozessen unterliegt, ist die Fähigkeit, noch Signale zu übertragen, weit weniger ausschlaggebend als die Charakteristik – auf harten Gummis zu schreiben ist möglich, aber nicht mehr schön.

Genius Scorpion K20

Wie für Rubberdome typisch liegt der Hubweg der Glocken bei rund vier Millimetern, die weitgehend vollständig benötigt werden, um ein Signal sicher auszulösen, d.h. die Leiterfolien sicher zusammenzudrücken. Der Widerstand liegt bei Rund 55 Gramm und fällt nach Eindrücken der Glocke deutlich ab, was wiederum ein sicheres Auslösen durch den daraus resultierenden Kraftüberschuss beim Eindrücken sicherstellt. Typisch ist auch bei Genius der weiche Anschlag mit spürbarem, aber noch weicherem Druckpunkt sowie das dezente Betriebsgeräusch. Mangels flacher Tastenkappen entsteht diese Dezenz aber vor allem aus den dämpfenden Eigenschaften des Gummis heraus. Qualitativ und akustisch hebt sich die K20 nicht aus der Masse ähnlicher Tastaturen hervor.

Das Layout ist an und für sich solide, wenngleich die mehr angedeutete Handballenauflage mangels Auflagefläche quasi keine Wirkung entfaltet. Dass Tasten für den Medienplayer und die Möglichkeit zum Stummschalten der Lautstärke rechtsseitig angeordnet sind, ist für Spieler von Vorteil; in der Regel wird eher die Hand von der Maus als von der Tastatur genommen. Unverständlich bleibt allerdings, dass Genius sinnlose oder selten nützliche Zusatzfunktionen zum Aufrufen von Windows-Programmen sowie zur Suche auf separate Tasten legt, anstatt zunächst die Konfiguration der Tastatur auf solche Tasten zu belegen. Gut durchdacht ist die K20 nicht.

Nebelkerzen beim Key-Rollover

Nebelkerzen zündet Genius wie viele Hersteller bei der Beschreibung des Key-Rollovers. „26 Anti-Ghosting Tasten“ meint natürlich, dass nur mit einer einzigen Tastenkombination tatsächlich 26 Tasten erfolgreich gleichzeitig betätigt werden können. Für Verbraucher ist die Angabe wertlos, vor allem, wenn die Dokumentation dieser Tasten nicht transparent im Handbuch oder auf der Umverpackung, sondern nur auf einer von zwei Produktseiten erfolgt.

Das Key-Rollover erreicht hingegen wie bei Leiterfolientastaturen üblich nur einen Wert von Zwei. Lokal können allerdings mehr Tasten gleichzeitig betätigt werden, im „WASD“-Bereich etwa mehr als sechs. Das ist zumindest mehr, als einfache Office-Tastaturen ohne optimierte Tastenmatrix erreichen, die gleichwohl keinerlei Einschränkungen beim Spielen erforderlich machen.

Fazit

Was Genius mit der Scorpion K20 noch am besten gelingt, ist das Aufplustern und Suggerieren von Eigenschaften im Marketing-Sprech. Auf den Schein der schönen Worte sollten Interessenten jedoch nicht hören: Der nähere Blick fördert eine recht einfach gestrickte Tastatur zu Tage, die gerade bei der Beleuchtung patzt. Statt den suggerierten sieben wählbaren Farben gibt es einen bestenfalls sechsfarbigen Farbverlauf auf den Tasten inklusive abfallender Helligkeit im hinteren Bereich und störend stark leuchtender Zierelemente in der Front. Das ist sicherlich eine „backlight feature performance“, aber schwerlich eine gute.

Soliden Durchschnitt tischt die Tastatur nur mit ordentlichen Gummiglocken, im WASD-Bereich erweitertem, aber irreführend beschriebenen Key-Rollover sowie ihrem Layout auf. Das Gehäuse hingegen glänzt zu sehr und verlangt nach erhöhter Reinigungsfrequenz. Nicht einmal die Hochstellfüße funktionieren ohne Nebenwirkungen: Die Standsicherheit verfliegt in beiden Positionen, weil die Beinchen nicht gummiert, die Auflagen aber flach sind. Ein echter Geniestreich und ein weiterer gravierender Mangel, der für den Kaufpreis von 35 Euro nicht hingenommen werden muss.

Genius Scorpion K20 im Test

Besser zu Alternativen greifen

Die Genius Scorpion K20 erreicht so bestenfalls punktuell ein akzeptables Qualitätsniveau. Empfehlenswert ist die Tastatur daher auf keinen Fall. Zum gleichen oder geringeren Preis gibt es mit der Cougar 200K, die tatsächlich in sieben unterschiedlichen Farben leuchten kann und bessere Scissor-Taster mit ebenfalls optimierter Matrix nutzt, oder der Fujitsu KB910 mit gleichmäßig weißer Beleuchtung und flachen Tasten weit bessere Eingabegeräte; beide Tastaturen übertreffen die K20 sowohl bei der Ausstattung als auch der Qualität ihrer Features um Längen.

Genius Scorpion K20
27.12.2016
  • Zusatztasten
  • Ordentliches Layout
  • Hochstellfüße lassen Rutschsicherungen unwirksam werden
  • Schmutzempfindlichkeit
  • Beleuchtung nur in sechs Farben
  • Zierelemente leuchten zu hell

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