Linux: Kernel 4.9 bricht gleich zwei Rekorde

Ferdinand Thommes
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Linux: Kernel 4.9 bricht gleich zwei Rekorde
Bild: waferboard | CC BY 2.0

Linus Torvalds hat am Wochenende Kernel 4.9 veröffentlicht. Dieser bricht bei der Anzahl der Commits und der Beitragenden gleich zwei Rekorde. Wegen der großen Zahl an Einreichungen verlängerte Torvalds den Zyklus um eine Woche und veröffentlichte acht Release-Kandidaten.

16.200 Commits ist ein deutlicher neuer Rekord

Kernel 4.9 hat mit insgesamt über 16.200 Commits den bisherigen Rekord von Kernel 3.15 mit 13.722 Einreichungen bei Weitem übertroffen. Selbst wenn man, wie Torvalds in seiner Ankündigung schreibt, den Greybus-Treiber als größten Einflussfaktor mit 2.388 Commits herausrechnet, liegt 4.9 mit 13.828 Commits immer noch knapp vor 3.15. Auch die Zahl der Beitragenden ist mit 1.719 laut der Statistik von Jonathan Corbet auf LWN so hoch wie nie zuvor. Kernel 4.9 wird zudem der nächste Langzeit-Kernel, der mindestens zwei Jahre aktualisiert wird.

Der Greybus-Treiber wurde von Greg Kroah-Hartman als neues Subsystem eingebracht. Der Treiber wurde von Google für deren mittlerweile eingestelltes modulares Smartphone-Projekt Ara entwickelt, wird aber beispielsweise auch in einem Motorola-Smartphone eingesetzt.

Mehr Sicherheit mit virtuellem Kernel-Stack

Torvalds schätzt eine andere Änderung als die ihm wichtigste ein: den im virtuellen Adressraum angelegten Kernel-Stack. Das kommt der Sicherheit des Kernels zugute, da Pufferüberläufe nun erkannt werden können. Zudem ist der Kernel-Stack nicht mehr wie bisher in seiner Größe auf physischen Adressraum beschränkt.

Verhaltene Änderungen am Grafik-Stack

Für den Grafik-Stack reichten dieses Mal vorwiegend Intel und AMD Änderungen für ihre Treiber ein. Für Intels i915 DRM flossen hauptsächlich Fehlerbereinigung und Refactoring ein. Das betrifft unter anderem das Mode-Setting und den geplanten Multi-Plane-Framebuffer. AMD lieferte neuen Code für AMDGPU, der den Treiber befähigt, experimentell mit Radeon-Karten der Southern-Islands-Reihe (GCN-1.0) zusammenzuarbeiten. Dazu gehören die Modelle HD 7750 bis HD 7970, R9 270, R9 280, R7 240 und R7 250.

XFS spart beim Kopieren Platz und Zeit

Bei den Dateisystemen stechen die Änderungen für XFS heraus. Hier wurde experimentelle Unterstützung für den Funktionsaufruf reflink eingebracht, der den Kopierbefehl cp in die Lage versetzt, innerhalb des Dateisystems Dateien in Windeseile zu kopieren. Dazu wird ein Link in den Metadaten angelegt, der auf den Speicherbereich des Originals zeigt. Dabei erhält XFS auch Unterstützung für Copy-On-Write (COW). Dadurch wird sichergestellt, dass Original und Kopie unabhängig voneinander geändert werden können. Die Anwenderschnittstelle Xfsprogs kann diese Änderungen noch nicht umsetzen, für 4.10 werden weitere Einreichungen erwartet. Bei Btrfs wurde hauptsächlich Code bereinigt und Fehler entfernt. Für Kernel 4.10 verspricht Entwickler Chris Mason größere Änderungen.

29 ARM-Geräte zusätzlich unterstützt

Zu den 29 zusätzlich unterstützten ARM-Geräten zählen unter anderem der Raspberry Pi Zero und das Google Nexus 5. Von Broadcom werden die den WLAN-Standard 802.11ac unterstützenden SoCs BCM47189 und BCM53573 unterstützt. Außerdem zählen die Entwicklerboards Marvell Armada 8040, Beagleboard-x15 sowie das Qualcomm DragonBoard 820c und Netgears Router WNR854T dazu.

Der Quellcode von Linux 4.9 steht wie immer auf Kernel.org zur Verfügung. Mit der Veröffentlichung von Kernel 4.9 öffnet sich gleichzeitig das Merge-Window zum Einreichen für den im Februar erwarteten Nachfolger. Das normalerweise für zwei Wochen offene Fenster wird wegen der Feiertage spätestens am 23. Dezember geschlossen. Torvalds mahnt die Entwickler, ihre Änderungen früh einzureichen, oder lieber auf 4.11 zu verschieben.