OpenSUSE: In 64 Bit für Raspberry Pi und ohne AMD-Treiber fglrx
OpenSUSE rückt in letzter Zeit öfter ins Rampenlicht als das früher der Fall war. Im Oktober wurde mit Leap 42.2 die aktuelle Ausgabe der früher als OpenSUSE bekannten Distribution freigegeben. Jetzt wurde das erste 64-Bit-Image für den Raspberry Pi vorgestellt und der unfreie AMD-Treiber fglrx des Feldes verwiesen.
OpenSUSE blühte früher immer eher im Verborgenen. Die Distribution hatte um die Jahrtausendwende bereits genug Lorbeeren als Einstiegs-Distribution gesammelt, um auf viel Marketing verzichten zu können. In den vergangenen Jahren allerdings verlor OpenSUSE durch die sich insgesamt spezialisierende Distributions-Szene aber stark an Attraktivität und verzeichnete weniger Anwender und Entwickler, die teils zu SUSEs rollender Experimentierstube Tumbleweed abwanderten.
Mit Leap machte OpenSUSE vor einem Jahr einen Sprung zu mehr Attraktivität, im Oktober erschien die zweite Ausgabe Leap 42.2, die weiterhin dem Prinzip folgt, aktuelle Software auf einen stabilen Kern zu setzen, der von SUSEs Unternehmens-Software SUSE Linux Enterprise (SLE) stammt.
Erste 64-Bit-Distribution für den RasPi 3
Basierend auf dieser Veröffentlichung stellte OpenSUSE nun die erste 64-Bit-Distribution für den Raspberry Pi 3 vor. Damit ist man in Stuttgart sogar der Raspberry Pi Foundation voraus, deren auf Debian basierende Referenzdistribution Raspbian da nicht mithalten kann. Die Images für ARMv7 und ARMv8 sind bereits seit einigen Wochen verfügbar, wurden aber erst jetzt offiziell vorgestellt.
Die vorgestellten Images für ARM und AArch64 seien noch nicht „ausentwickelt“, sie sollen vielmehr ständig weiter entwickelt werden, wie SUSEs OpenStack-Entwickler Dirk Müller mitteilte. Es sollen auch weitere Abbilder folgen, ohne dass hier mehr verraten wurde. Dank der stabileren Codebasis seien die jetzt veröffentlichten Images den schon länger verfügbaren Images für Tumbleweed überlegen, was Stabilität und Zuverlässigkeit angeht.
Mehrere Kernel möglich
Allerdings fehlen auch noch einige Funktionen wie HDMI-Audio, hardwareunterstütztes Video-Decoding und Power-Management. Das ist der Tatsache zu verdanken, dass OpenSUSE einen eigenen Kernel verwendet. Hierdurch gewinnt die 64-Bit-Ausgabe für den RasPi Funktionalität, die der Konkurrenz abgeht. So wird die Kernel-Based-Virtual-Machine (KVM) unterstützt und es kann zwischen mehreren Kerneln gewechselt werden. Hierzu steht die Multiversion-Kernel-Funktionalität bereit, die dazu freigeschaltet und konfiguriert werden muss. Es stehen verschiedene Desktop-Varianten zum Download bereit. Neben Xfce, LXQT und E20 stehen ein X11-Image sowie ein sehr abgespecktes JeOS (Just enough Operating System) zur Verfügung.
Aus für AMDs unfreie Treiber
Eine weitere Nachricht wird vermutlich einige Anwender verärgern, was aber nicht die Schuld von OpenSUSE ist. Bruno Friedmann, der seit sechs Jahren das Repository für AMDs Grafiktreiber betreut, gab bekannt, mit Leap 42.2 werde es keinen fglrx-Treiber mehr geben. Alle Versuche, den proprietären Treiber zur Mitarbeit zu bewegen seien gescheitert. Da AMD keine Unterstützung für fglrx mehr bietet, will Friedmann das Repository über kurz oder lang schließen. Für Anwender mit älteren Karten, die auf den geschlossenen Treiber angewiesen sind, bedeutet dies, dass sie vorerst bei Leap 42.1 verharren müssen.
Der neuere geschlossene Treiber amd-gpu-pro wird derzeit von OpenSUSE ebenfalls nicht angeboten. Laut Friedmann liegt dieser bisher lediglich als Debian-Paket zur Verfügung. Da er keine Karte besitze, auf der amd-gpu-pro läuft, sei er damit aus dem Spiel. Somit steht Leap 42.2 derzeit ohne Unterstützung für proprietäre Treiber von AMD da.
Downloads
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4,5 SterneopenSUSE ist eine ausgereifte, ursprünglich vor allem in Deutschland bekannte Linux-Distribution.
- Version Tumbleweed 2024-11 Deutsch
- Version Leap 15.6 Deutsch