Sicherheitstechnik: Produkte mit Hintertür für US-Geheimdienste
Dass der US-Hersteller NetBotz Überwachungstechnik mit Hintertüren für US-Geheimdienste an deutsche Unternehmen ausliefern soll, berichtete das ARD-Magazin Fakt bereits im September. Weitere Recherchen haben nun ergeben, dass nicht nur der Frankfurter Flughafen, sondern auch weitere Unternehmen die Technologie einsetzen.
Konkret geht es bei dem NetzBotz-Fall um Sicherheitstechnik wie Kameras und Sensoren, die unter anderem Serverräume überwachen. Dass die Hintertüren für amerikanische Geheimdienste existieren, zeigen sowohl ein als geheim klassifizierter Bericht des Bundesnachrichtendienstes (BND) aus dem Jahr 2005 als auch die aktuellen Recherchen von Fakt. Der BND hatte die Hintertür bereits 2005 entdeckt, als Sicherheitstechnik vom Frankfurter Flughafen analysiert wurde. Die Systeme stellen demnach heimlich eine Verbindung zu einem Server her, der dem amerikanischen Militär zugeordnet wird.
Selbst Konzerne wie Volkswagen, Deutsche Bank und Telekom betroffen
Nun sollen die betroffenen Geräte noch bei Dutzenden Unternehmen im Einsatz sein. Bestätigt wurde gegenüber Fakt, dass der Antivirensoftware-Hersteller Avira und der Druckerhersteller Ricoh-Deutschland entsprechende Produkte nutzen. Laut Belegen betrifft der Vorfall aber auch Konzerne wie etwa Volkswagen, die Deutsche Bank, die Deutsche Telekom und Infineon. Hinzu kommen neben privaten Unternehmen allerdings auch noch öffentliche Einrichtungen wie Stadtwerke und selbst das Bayerische Landeskriminalamt nutzt die Technologie.
Laut dem Fakt-Bericht vom September hatte NetBotz rund um das Jahr 2005 gezielt versucht, sowohl Behörden als auch Unternehmen aus der Hightech- und Rüstungsindustrie als Kunden zu gewinnen. Die Sicherheitstechnik soll damals sogar unter dem Marktpreis angeboten worden sein.
Ob und inwieweit amerikanische Geheimdienste die Hintertür ausgenutzt haben, geht aus dem Bericht aber nicht hervor. Dementsprechend lässt sich auch nicht sagen, ob sensible Informationen erbeutet wurden.
BND hat weder Firmen noch die Behörden gewarnt
Dennoch gibt es einige pikante Details an dem Vorfall. Denn der BND hatte die Hintertür zwar entdeckt, teilte die Erkenntnisse aber mit niemanden – offenbar weder mit Firmen noch den Behörden, selbst das Bundesamt für Verfassungsschutz als für Spionageabwehr zuständige Behörde wurde nicht informiert. „Es ist ein starkes Versäumnis von derjenigen, die von so einem Vorgang Kenntnis hatten“, erklärt der Grünen-Abgeordnete Konstantin von Notz, der auch im NSA-Ausschuss sitzt. Man müsse das weitergeben und etwa der Privatwirtschaft die Möglichkeit geben, sich zu schützen.
Ähnlich äußert sich der Jurist Nikolaos Gazeas gegenüber Fakt. Der Verdacht der Wirtschaftsspionage ist das eine, dass aber nicht einmal Behörden gewarnt wurden, sei nochmal ein anderes Kaliber. Es sei absolut unverständlich, dass der BND nicht reagiert habe. Den betroffenen Unternehmen empfiehlt Gazeas nun, Strafanzeige zu erstatten.
NetBotz zählt mittlerweile zu dem französischen Konzern Schneider Electric. Der erklärte auf Anfrage von Fakt, die entsprechenden Geräte untersucht zu haben. Die Vorwürfe hätte man dabei nicht bestätigen können. Allerdings waren keine unabhängigen Dritten an der Untersuchung beteiligt.