Nest: Details zur Speicherung und Verarbeitung von Nutzerdaten
Am 16. Januar hatte Nest seine Smart-Home-Produkte für den deutschen Markt sowie weitere Länder Europas angekündigt. Zum Teil hat es aber noch offene Fragen zur Preisgestaltung von Nest Aware sowie der Speicherung und Verarbeitung von Nutzerdaten gegeben. ComputerBase hat bei Nest nachgefragt und Antworten erhalten.
Diese Funktionen bringt Nest Aware
Zunächst einmal ging es darum zu klären, was das Abo für Nest Aware in Deutschland kosten wird. Nest Aware ist ein Abodienst für die Kameras von Nest, also für die Nest Cam Indoor und die Nest Cam Outdoor. Nest Aware soll zum einen bessere Alarme für den Nutzer ermöglichen, da mit Abschluss des Abos die Bildinformationen über Nests Cloud-Rechner analysiert werden können. Die laut Nest genauere und im Laufe der Nutzung stetig besser werdende Differenzierung verschiedener Personen und Haustiere sowie die daraus resultierenden Personenalarme können laut Nest mangels Rechenleistung in den Kameras selbst nur über die Cloud berechnet werden.
Activity Zones und Langzeitspeicherung von Video
Auch die sogenannten Activity Zones gibt es nur als Bestandteil des Abos für Nest Aware. Bis zu vier Activity Zones pro Kamera lassen sich über ein Endgerät wie das Smartphone festlegen. Das können Türen oder Fenster im aktuellen Sichtfeld oder auch einzelne Gegenstände wie ein auf dem Tisch stehender Kuchen sein. Kommt es in eine dieser Activity Zones zu einer Bewegung, wird der Nutzer darüber informiert.
Großer Bestandteil von Nest Aware ist die Langzeitspeicherung von Videodaten in der Cloud von Nest. Ohne Nest Aware können mit der „Ein-Blick-Funktion“ nur Momentaufnahmen der letzten drei Stunden nachträglich betrachtet werden. Mit Nest Aware hat der Nutzer zusätzlich die Option, ununterbrochenes Videomaterial für 10 oder maximal 30 Tage in der Cloud zu speichern und darauf zuzugreifen. Mit Nest Aware können zudem einzelne Clips mit bis zu drei Stunden Länge im persönlichen Konto abgelegt werden. Auch Zeitrafferaufnahmen, die bis zu 24 Stunden Videomaterial in 30, 60 oder 120 Sekunden lange Clips wandeln, gibt es nur mit Nest Aware.
Das kostet Nest Aware
Wie die Pressestelle von Nest auf Nachfrage von ComputerBase nun mitgeteilt hat, kostet Nest Aware in Deutschland für die Speicherung des Videoverlaufs für 10 Tage entweder 10 Euro pro Monat oder 100 Euro für ein Jahr (in Summe 20 Euro weniger). Wer den Videoverlauf für 30 Tage speichern möchte, muss dafür 30 Euro pro Monat oder 300 Euro pro Jahr (in Summe 60 Euro weniger) bezahlen. Für das erste Nest-Produkt muss der jeweils genannte Preis vollständig gezahlt werden, ab dem zweiten wird nur noch die Hälfte des Preises aufgerufen, sprich 5 und 50 Euro oder 15 und 150 Euro.
Nest speichert Statusmeldungen von Geräten
Auch bezüglich der Speicherung und Verarbeitung von Nutzerdaten liegen ComputerBase jetzt Informationen vor. Die Server-Standorte von Nest befinden sich in den USA und in Irland. Ohne ein Abo für Nest Aware werden laut Pressestelle nur Statusmeldungen von Geräten gespeichert. Kundendaten sollen nur per Opt-In gespeichert werden, sofern dies ausdrücklich vom Kunden genehmigt wird.
Nutzerdaten in den USA und Irland
Die von dieser Antwort abgeleitete, weiterführende Frage von ComputerBase, wo genau bei zwei Server-Standorten die in Deutschland generierten Kundendaten gespeichert werden, beantwortet Nest folgendermaßen: „Die Daten werden sowohl auf Servern in Europa, als auch den USA gespeichert. Für personenbezogene Daten, die außerhalb des europäischen Wirtschaftsraums übertragen werden, hat Nest Schutzmaßnahmen verabschiedet, die von der Europäischen Kommission genehmigt wurden. Außerdem macht Nest hierbei Gebrauch von der Zertifizierung des EU-US-Privacy Shields.“
Nest-Kunden müssen somit immer davon ausgehen, dass Statusmeldungen von Geräten sowie durch ein Abo für Nest Aware anfallende Daten in Irland und/oder den USA gespeichert werden. Der EU-US Privacy Shield soll regeln, dass personenbezogene Daten aus einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union, die in die USA übertragen werden, so behandelt werden, dass die Speicherung und Verarbeitung dieser Daten dem in der Europäischen Union geltenden Datenschutzniveau entspricht.
EU-US Privacy Shield soll Datenschutzniveau angleichen
Der EU-US Privacy Shield ist jedoch alles andere als frei von Kritik. Die Massenüberwachung der Daten durch die USA würde damit nicht gestoppt, hieß es im Sommer des letzten Jahres von Kritikern wie dem Österreicher Maximilian Schrems, der vor dem Europäischen Gerichtshof den Vorläufer Safe Harbor zu Fall bringen konnte. Die Nachbesserungen gegenüber dem Safe-Harbor-Abkommen gelten vielen Kritikern als rein kosmetischer Natur. Jan Philipp Albrecht, Abgeordneter der Grünen im EU-Parlament, erklärte um Juli 2016, dass weiterhin alle Daten ohne Anlass gespeichert, dann aber nur teilweise ausgewertet würden. IT-Verbände wie der Bitkom zeigten sich hingegen zufrieden, da es nun möglich sei, mit dem EU-US Privacy Shield Daten ohne hohen bürokratischen Aufwand aus der Europäischen Union in die USA zu übermitteln. Die deutsche Wirtschaft würde davon stark profitieren, war damals die Argumentation.
Kunden müssen mit Zugriff durch US-Behörden rechnen
Im Zweifelsfall muss bei Produkten von Nest davon ausgegangen werden, dass US-Geheimdienste und vergleichbare Behörden sowie potenziell auch Bündnispartner im Ausland nach (geheimer) richterlicher Anordnung Zugriff auf die Daten haben.