Qualcomm Snapdragon 835: Sparsamer Octa-Core in 10 nm mit Gigabit-LTE
3/3VR, AR, zwei Kameras und Gigabit-LTE
Auch wenn Headsets wie das HTC Vive und Oculus Rift die Berichterstattung dominieren, ist Virtual Reality ein mobiles Phänomen. Smartphones und Cardboards besitzen eine ungleich größere Verbreitung und dementsprechend entwickelt sich die Anwendungsvielfalt. Durch heterogenes Rechnen eines SoCs wie dem Snapdragon 835 soll die Immersion dieser Anwendungen mit höherer Qualität der virtuellen Welt in Bild und Ton gesteigert werden.
Die Adreno 540 unterstützt APIs wie DirectX 12, OpenGL ES und Vulkan. Displays werden mit 4K-Auflösung in 10-Bit pro Pixel Farbtiefe und 60 Hz oder synchronisierter Wiederholrate (Q-Sync) angesprochen und für Videoplayback kann HEVC mit „foveated video“ genutzt werden. Auch Rendering für VR und AR profitiert von dieser Erfassung des Blickpunktes und selektiv angelegter, geringerer Auflösung im peripheren Bereich. Mit einer Motion-to-Photon-Latenz von 15 Millisekunden begegnet der Snapdragon 835 dem Unwohlsein bei verzögerten Reaktionen der virtuellen Welt.
Große Fortschritte für VR in 2017
Ein wichtiger Vorteil von Mobile VR wird mit 6DOF und VIO abgekürzt. „6 Degrees of Freedom“ bedeutet, man kann sich mit einem drahtlosen Headset wie Qualcomms Referenzplattform VR820 im Raum bewegen und rundherum schauen. Die genaue Position und Blickrichtung des Nutzers wird aus Kameradaten, dem Gyroskop und Beschleunigungsmesser errechnet (VIO, Visual Inertial Odometry). Zusätzlich kann der Hexagon 682 DSP auf dem Snapdragon 835 auch Gesten und Sprache erkennen und umsetzen. Durch maschinelles Lernen auf dem Smartphone wird die Vorhersage der Blickrichtung erleichtert und die Gesten können präziser erkannt werden.
Die zugrundeliegenden Technologien für Virtual und Augmented Reality gleichen sich, die Überlagerung der realen Welt mit virtuellen Inhalten (AR) sieht Qualcomm im Vergleich aber noch in den Kinderschuhen während Virtual Reality im Jahr 2017 große Fortschritte verzeichnen werde.
Weitwinkel und Telelinsen, stabilere Videos, HDR
Dem Bildprozessor im Smartphone-SoC kommt eine besondere Bedeutung zu, denn laut Qualcomm bestimmen die Kamera-Funktionen zu einem großen Teil die Kaufentscheidung. Im Spectra 180 ISP (Image Sensor Processor) sitzen eigentlich zwei 14-Bit-ISPs, die Kameras mit bis zu 32 Megapixel unterstützen. Werden zwei Kameras eingesetzt, stehen jeder 16 Megapixel zur Verfügung. So können Kombinationen aus Weitwinkel- und Telelinsen eingesetzt werden, zwischen denen stufenlos gezoomt werden kann.
Smartphone-Hersteller können auf den EIS-3.0-Videostabilisator, hybriden Autofokus mit Dual-Photodiode- (2PD, Dual-Pixel), Laser-, Infrarot- oder kontrastbasierten Fokus oder einen Mix aus RGB- und Mono-Sensor zurückgreifen. HDR10, 4K, Gesichtserkennung und effizienteres Encoding gehören zum Feature-Set des Spectra-180-ISP.
Gigabit-LTE, WLAN-ac, Bluetooth 5
Der letzte Pfeiler des Snapdragon 835, „Connectivity“, wurde bereits im Vorfeld vorgestellt. Qualcomm integriert mit seinem X16-Modem Gigabit-LTE, vorausgesetzt die Smartphones können ein 4×4-MIMO-Antennensetup unterbringen. WLAN-ac ist für ein 2×2-MIMO nativ an Bord, Qualcomm spricht von einer Halbierung des Platzbedarfs und 60 Prozent weniger Stromverbrauch. Für WLAN-ad im 60-GHz-Frequenzbereich braucht es einen separaten Chip. Der Snapdragon 835 soll als erstes SoC mit Bluetooth-5-Zertifikat am Markt sein.
Zusammenfassung: Produktpflege für intelligente Apps
Ein sparsamerer Chip, heterogenes Rechnen, moderne Funkverbindungen und visuelle Verbesserungen – der Snapdragon 835 bringt als SoC keine eklatanten Neuerungen gegenüber seinem erfolgreichen Vorgänger Snapdragon 820 mit. Alle Eckpunkte wurden auch schon für den Vorgänger als Zielsetzung genannt. Das Samsung Galaxy S8 kann im Frühjahr als eines der ersten Smartphones mit Snapdragon 835 jedoch deutlich machen, dass mehr vom Potential des Chips genutzt wird.
Entwickler können die Fähigkeiten von Smartphone-SoCs nur verzögert umsetzen. Maschinelles Lernen wird in diesem Jahr auf Endgeräten ankommen und im nächsten Jahr laut IDC-Studie in jeder zweiten App genutzt. Smartphones werden Personen auf Fotos zuordnen können, Beschilderung in Echtzeit übersetzen, wichtige Emails markieren und Spam besser ausfiltern, Tierstimmen oder Blätter erkennen, Batteriesparmaßnahmen vorschlagen, Nutzer anhand des Gangs mit dem Smartphone in der Tasche authentifzieren und vieles mehr – ohne dabei auf externe Server angewiesen zu sein. Für die Privatsphäre und Datenschützer wird sich mit der Abkopplung von der Cloud zudem eine neue Situation ergeben.
In einem weiteren Artikel hat Computerbase Smartphones bis 200 Euro getestet.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.