Tolino Vision 4 HD im Test: Mit Blaulichtfilter und verdrehsicherem Micro‑USB

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Michael Schäfer
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Altes Display und neue Beleuchtung

Das Display des neuen Vision HD verfügt wie die Vorgängergeneration über eine Auflösung von 1.072 × 1.448 Bildpunkten und wird erneut von E-Ink gefertigt. Die Beleuchtung ist jedoch eine Neuentwicklung, an der Tolino nach eigenen Aussagen über zwei Jahre gearbeitet hat. Sie beinhaltet mit „smartLight“ eine Blaulichtreduktion, welche mit dem Vision 4 HD nun auch im Sechs-Zoll-Segment Einzug hält.

Genau wie beim Kobo Aura One wurde die unten angebrachte LED-Leiste um weitere Leuchteinheiten ergänzt, welche nun sieben Einheiten für kaltes und sechs Einheiten für warmes Weiß beinhalten und auf Wunsch ein Licht mit reduzierten Blauanteilen aussenden. Das soll beim Lesen in den dunklen Abendstunden für ein besseres Einschlafen und einen ruhigeren Schlaf sorgen. Während der Tolino lediglich die Darstellung eines wärmeren Weißtons ermöglicht, verschiebt sich beim Kobo die Farbtemperatur sogar bis ins Rötliche.

Größenvergleich Kobo Aura One, Tolino Vision 4 HD und Kindle Paperwhite

Ohne Reduktion weist der Vision 4 HD ein deutlich blaueres Licht als sein Vorgänger auf, für dessen neutrale Darstellung ist ein manueller Eingriff nötig. Es drängt sich hierbei der Verdacht auf, dass Tolino durch diese Grundeinstellung die Wirksamkeit der neuen Funktion bewusst hervorheben will.

Blaureduktion mit wenig Einflussmöglichkeiten

Die Wahl der Farbtemperatur lässt sich sowohl automatisch vom System als auch manuell vornehmen – im manuellen Modus kann über einen zusätzlichen Regler in den Einstellungen in zehn Abstufungen die gewünschte Farbtemperatur von 7.700 Kelvin bis 3.400 Kelvin eingestellt werden. Bei der automatischen Farbwahl wird der Blaulichtanteil dagegen vom System unter der Verwendung der aktuellen Tageszeit geregelt, dadurch stellt der Vision 4 HD morgens ein deutlich kälteres Weiß dar als am späten Nachmittag oder Abend. Lange Winter- und kurze Sommerabende sollen dabei berücksichtigt werden. Somit besitzt der Nutzer zunächst keine stärkere Einflussnahme als beim Konkurrenten von Kobo, bei welchem die Schlafenszeit gewählt werden kann.

Helligkeitseinstellungen beim Tolino Vision 4 HD
Helligkeitseinstellungen beim Tolino Vision 4 HD

Nach dem Aktivieren der automatischen Anpassung erfolgt die Einstellung der Farbtemperatur zunächst abrupt, danach aber angenehm und kaum wahrnehmbar. In dieser Hinsicht kann der Tolino mit dem Kobo gut mithalten. Der Schwenk geht dabei so langsam vonstatten, dass der Leser selbst nach längerer Zeit nicht bemerkt, wie weit die Blauanteile im Licht reduziert wurden. Dies wird erst deutlich, wenn die Funktion deaktiviert oder auf ein anderes Display geschaut wird.

Die neue Funktion wirkt sich auch auf die Leuchtkraft des Displays aus. Während bei hohen Blauanteilen die maximale Helligkeit bei durchschnittlich 54 cd/m² liegt, sinkt diese bei einer warmen Beleuchtung auf durchschnittlich 50 cd/m² leicht ab. Auch beim neuen Reader schränkt Tolino jedoch die maximale Helligkeit in der Grundeinstellung ein, was vor allem den Stromverbrauch niedrig halten soll. Über einen längeren Druck auf das Leuchtsymbol in den Einstellungen (nicht in den Schnelleinstellungen) kann die Leuchtkraft auf 120 cd/m² beziehungsweise 115 cd/m² erhöht werden. Für ein komfortables Lesen ist die zusätzliche Erhöhung jedoch nicht nötig.

Ausleuchtung bei normaler Höchsthelligkeit
Vision 4 HD 7.700 Kelvin Vision 4 HD 3.400 Kelvin
53 58 61 50 53 56
51 54 56 46 50 52
51 53 47 46 50 47
Durchschnitt: 54 cd/m² Durchschnitt: 50 cd/m²

Die Lichtverteilung erfolgt zunächst sehr ausgeglichen. An den Seiten treten zwar leichte Schattierungen auf, welche jedoch schnell übersehen sind – schlimmer ist der am unteren Ende vorhandene Balken, welcher sich knapp unter der Seitenzahl befindet und je nach Helligkeit und Farbtemperatur sehr störend ist.

Ausleuchtung bei maximaler Höchsthelligkeit
Vision 4 HD 7.700 Kelvin Vision 4 HD 3.400 Kelvin
119 128 134 114 122 126
115 120 124 108 115 120
113 113 107 110 113 104
Durchschnitt: 120 cd/m² Durchschnitt: 115 cd/m²

Größerer Speicher als einzige weitere Hardware-Änderung

Die technische Basis des Vision 4 HD lässt Tolino gegenüber dem Vorgänger nahezu unberührt, lediglich der Speicher wurde von vier auf acht Gigabyte heraufgesetzt. Für den Nutzer bedeutet dies am Ende den dreifachen nutzbaren Speicherplatz, genehmigte sich doch das Betriebssystem bisher über die Hälfte des verbauten Speichers. Die restlichen Spezifikationen bleiben gleich: Nach wie vor sorgt eine CPU mit einem Gigahertz Takt nebst 512 MB RAM für einen schnellen Seitenaufbau. Die Verwendung einer Speicherkarte sieht auch der neue Reader nicht vor. Blättergeschwindigkeit und Seitenaufbau liegen auf gleichem Niveau wie bei der Konkurrenz.

Gefüllt werden kann der Tolino Vision 4 HD genauso wie alle anderen Reader der Serie über verschiedene Quellen. Über den je nach Verkäufer vorinstallierten Shop können Inhalte einfach auf dem Reader gekauft werden, die Titel wandern anschließend zunächst in die hauseigene Cloud und von dort aus auf Wunsch auf das Lesegerät. Die Tolino-Cloud bietet dem Nutzer nach wie vor einen Speicherplatz von 25 Gigabyte, welcher auch mit eigenen Inhalten gefüllt werden kann. Sollte einmal kein eigener WLAN-Zugang vorhanden sein, kann auf die Cloud durch die über 40.000 in Deutschland verteilten Hotspot-Zugänge der Deutschen Telekom zugegriffen werden. Diese sollen auch nach der Übernahme von Tolino durch Rakuten Kobo dem Nutzer weiterhin zur Verfügung stehen.

War es früher noch so, dass nur gekaufte Inhalte des installierten Shops direkt in die jeweilige Händler-Cloud gewandert sind, können Nutzer eines Tolinos nun bei allen Mitgliedern der Allianz einkaufen und per Bibliotheksverknüpfung E-Books direkt auf den Reader laden. Generell sind Nutzer jedoch an keinen Shop gebunden – es muss nur drauf geachtet werden, dass die Inhalte entweder im EPUB- oder PDF-Format vorliegen. Dabei können beide Dateiformate auch mit dem Rechtemanagement von Adobe geschützt sein. Darüber hinaus unterstützt der Vision 4 HD noch das TXT-Format.

Eine weitere Möglichkeit zum Befüllen des Readers bieten die USB-Verbindung sowie der integrierte Webbrowser.