Tolino Vision 4 HD im Test: Mit Blaulichtfilter und verdrehsicherem Micro‑USB
4/4Fazit
Tolino schafft es auch im aktuellen Anlauf nicht, mit der Konkurrenz gleichzuziehen. Zwar bleibt der Tolino Vision 4 HD kompakt, leicht und daher angenehm zu nutzen. Und durch den verdoppelten Speicher können Nutzer nun sogar dreimal so viele eigene Bücher auf das Lesegerät ablegen. Dafür tun sich an anderer Stelle neue Baustellen auf.
Die Ausleuchtung ist zwar in weiten Teilen gut und gleichmäßig, weist aber im unteren Bereich einen deutlich sichtbaren Schatten auf, der sehr schnell stören kann. Die Blaulichtreduktion geht nicht weit genug – Kobo hat das beim Aura One durch den auf Wunsch höheren Rotanteil und die festlegbare Schlafenszeit besser gelöst. Tolino grenzt den Nutzer dagegen zu sehr ein. Abgesehen davon arbeitet die neue Funktion jedoch zuverlässig, als Leser merkt man kaum, wie sich die Farbtemperatur ändert – das hat Tolino dem Kobo wiederum voraus.
Eine fragwürdige Innovation stellt die zweite Neuerung, das neue beigelegte und wendbare USB-Kabel, dar. Dass der Anschluss zu klassischem Micro-USB kompatibel bleibt, ist zwar ein Vorteil, mit USB Typ C gibt es mittlerweile aber einen weiter verbreiteten Standard, der USB-Kabel verdrehsicher ausführt.
Auch wenn Tolino die eigene Software aufgeräumt und umstrukturiert hat – was sich besonders bei der Organisation großer Büchersammlungen bemerkbar macht –, bleibt sie in Sachen Funktionsumfang dennoch nach wie vor weit hinter den Kindles von Amazon zurück.
Gute EPUB-Darstellung und nicht vorhandenes PDF-Reflow
Das Lesen von E-Books im EPUB-Format hat gegenüber dem Vorgänger an Qualität dazugewonnen, da Tolino es endlich geschafft hat, die bei den vorangegangenen Modellen immer auftretenden Ghosting-Probleme in den Griff zu bekommen. Dennoch schaffen es Amazon und PocketBook mit ihren Render-Engines Texte im direkten Vergleich noch einen Tick besser darzustellen. Die Seiten werden wie gewohnt zügig aufgebaut, Gleiches gilt für die PDF-Funktion. Dennoch stellt sich hier die Frage, warum Tolino seit vier Jahren ein PDF-Reflow anbietet, welches nicht einmal im Ansatz funktioniert, da es seit vier Jahren keine Absätze und Zeilenumbrüche kennt und damit Texte unlesbar macht.
Schwere Konkurrenz
Mit einem Straßenpreis von 180 Euro wird es der Vision damit ebenfalls nicht einfach haben. Für 50 Euro mehr erhält der Nutzer mit dem Aura One von Kobo einen Reader mit einem acht Zoll großen Display und besseren Blaulichtfilter. Ist ein Wasserschutz nicht zwingend notwendig, erhält der Vision bereits aus eigenen Reihen eine starke Konkurrenz, denn hier wartet der Shine 2 HD mit ebenfalls hochauflösendem Display für 119 Euro. Zum gleichen Preis gibt es zudem den Kindle Paperwhite, welcher nach wie vor eine bessere Textdarstellung und vor allem eine bessere Software-Ausstattung besitzt – die fehlende EPUB-Unterstützung, kein Schutz gegen Wasser und der Verzicht auf einen Blaulichtfilter sprechen gegen den Kindle.
Nutzer, welche großen Wert auf viele Einstellungsmöglichkeiten legen, könnten vielleicht mit dem Touch HD von PocketBook glücklicher werden, welcher zwar knapp 20 Euro mehr als der Shine 2 HD kostet, dafür aber ebenfalls eine bessere Textdarstellung besitzt.
Trotz des Nachsehens könnte Tolino Amazon mit dem neuen Vision dennoch unter Zugzwang setzen, denn der Online-Händler besitzt weder einen wasserdichten Reader noch ein Modell mit einer Blaulichtreduktion in den eigenen Reihen. Bei den Kindle-Tablets ermöglicht der dieser ja bereits seit längerem eine blaulichtärmere Darstellung.
- hohe Auflösung
- gleichmäßige Beleuchtung
- Blaulichtfilter
- gute Verarbeitung
- Wasserabweisend
- geringe Softwareausstattung
- Schatten im Display
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