Alphacool Eiswand im Test: CPU-Wasserkühler und externer Turm-Radiator im Set
Die Alphacool Eiswand ist ein Wasserkühlungs-Set mit externer Radiator- und Pumpenkombination. Im Test erweist sich die Kühlleistung mit großem externen Radiator für eine CPU als mehr als ausreichend, der Pumpen-Doppelpack ist aber laut.
Externe Wasserkühlung einfach gemacht
Alphacool hat sich auf Wasserkühlungen für PC-Systeme spezialisiert. Neben Kühlkörpern für Prozessoren und Grafikkarten hat der Hersteller auch Radiatoren, Pumpen und weiteres Zubehör im Portfolio. Aus diesen Komponenten für Custom-Wasserkühlungen hat der Hersteller bereits Fertigsysteme zusammengestellt: Die AiO-Kühlungen Alphacool Eisbaer (Test) und Alphacool Eiswolf (Test).
Diese Kompaktwasserkühlungen vereinen standardisierte Komponenten aus erweiterbaren Kühlkreisläufen mit der einfachen Montage einer vorbefüllten Kompaktwasserkühlung. Doch nicht jeder Nutzer hat ein Gehäuse, das ausreichend Platz für die Anbringung eines Radiators erlaubt. Diese Marktlücke möchte Alphacool nun mit der neuen „Eiswand“ füllen.
Keine Platzprobleme mit externem Radiator
Dazu setzt Alphacool auf einen externen Radiator, der hochkant in einem Gehäuse mit Standfuß Platz findet. In diesem Turm werden auch die Pumpe(n) sowie sechs Lüfter für den 360-Millimeter-Radiator untergebracht.
Bei den Pumpen handelt es sich um dasselbe Modell, das auch in der Alphacool Eisbaer Verwendung findet. Die DC-LT Ultra Low Noise ist eine kleine Pumpe, die bis zu 70 l/h befördern kann und eine maximale Förderhöhe von 0,85 Metern bewältigt. Um in allen Lebenslagen auch mit externem Radiator genug Durchfluss zu erzeugen, setzt Alphacool bei der Eiswand auf einen Doppelpack – die besagte Pumpe ist zwei Mal im Radiatorturm verbaut.
Der Radiator selbst ist ein 45 Millimeter tiefer Kupferradiator für drei 120-Millimeter-Lüfter. Für die Eiswand wird der NexXxoS XT45 360 Radiator aber von sechs Ventilatoren mit Frischluft versorgt. In der „Push/Pull“-Konfiguration sorgen drei Lüfter drückend und drei Lüfter saugend für den notwendigen Durchsatz. Die Drehzahl der Lüfter wird mit 1.100 U/min angegeben. Weder eine Überwachung noch eine Feinregulation der beweglichen Teile der Kühlung ist vorgesehen: Es wird weder für die Lüfter noch die beiden Pumpen ein Tachosignal ausgegeben. Wahlweise kann aber durch einen beiliegenden Adapter die Betriebsspannung von 12 Volt auf 7,5 Volt gesenkt werden, so dass die Lüfter noch mit 700 U/min arbeiten und auch die Pumpen langsamer zu Werke gehen.
Die Eiswand sollte nicht mit Eigenbau-Lösungen über einen Mainboard-Lüfteranschluss Energie erhalten: Mit zwei Pumpen und sechs Lüftern könnte der Anschluss überlastet werden. Das Kühlsystem ist ausschließlich für den Betrieb direkt über das Netzteil ausgelegt – mangels Tachosignal könnte bei einer nachträglichen Drosselung der Betriebsspannung außerdem nicht garantiert werden, dass die Pumpen sicher anlaufen.
Die Eiswand wird auch beleuchtet: Herstellerlogo, Standfuß und Reservoir sind mit LEDs ausgestattet. Die Leuchtkraft sinkt beim Einsatz des 7,5-Volt-Adapters, eine separate Stromversorgung oder eine Möglichkeit zur Deaktivierung sind nicht vorhanden.
Netzgewebe an der falschen Stelle
An den Außenseiten des Kühlturms ist dasselbe Netzgewebe erkennbar, das Alphacool auch beim Eisbrecher-Radiator nutzt. Bei besagtem Radiator befindet es sich zwischen den Lüftern und den Lamellen des Wärmetauschers und soll durch Luftbrechung Totpunkte verkleinern. Bei der Eiswand ist das Netzgewebe aber außerhalb der Lüfter-Radiator-Kombination: Es dient somit rein optischen Zwecken – als Staubfilter ist es zu grobmaschig und eine Entnahme zur Reinigung ist nicht vorgesehen.
Daraus besteht der CPU-Kreislauf
Die Eiswand enthält alle Komponenten, die der Käufer für die Kühlung einer CPU benötigt. Alphacool nutzt allerdings nicht den aktuellen Eisblock-CPU-Kühler, sondern das Vorgängermodell NexXxoS XP3 Light V.2 als CPU-Kühlblock, der identisch zur Verkaufsversion im Set der Eiswand enthalten ist.
Für AMD und Intel, AM4 wird nachgerüstet
Der Kühler kann abgesehen vom kommenden Sockel AM4 auf allen gängigen AMD- und Intel-Prozessorsockeln befestigt werden, so dass die Eiswand für Prozessoren beider Hersteller eingesetzt werden kann. Alphacool wird aber ein optional erhältliches Upgrade-Kit für AMD Ryzen (AM4) anbieten. Der NexXxoS XP3 wurde von ComputerBase bereits in einem separaten Artikel getestet, so dass für weitere Bilder und Detailbeschreibungen auf den Test mehrerer CPU-Wasserkühler zurückgegriffen werden kann.
Zur Verbindung zwischen Kühler und Radiator-Pumpen-Turm werden vier Meter schwarzer PVC-Schlauch beigelegt. Der Schlauch hat einen Außendurchmesser von 11 Millimetern und einen Innendurchmesser von 8 Millimetern. Um auch enge Biegeradien bewerkstelligen zu können, werden vier Knickschutzfedern mitgeliefert. Die Metallspiralen sind gut 30 Zentimeter lang. Vier G1/4"-Anschraubtüllen sorgen für die Verbindungen am CPU-Kühler und am Kühlturm.
Zwei Schnellverschlüsse können zwischen PC und Kühlturm zwischengeschaltet werden, um ein unkompliziertes Abtrennen zum Transport des Systems zu ermöglichen. Die Verbinder sind wie die HF-Schnellverschlüsse aufgebaut, bestehen aber aus Kunststoff und verfügen an Stecker- und Kupplungsseite über Anschraubtüllen für 11/8-Schläuche, so dass sie direkt in den Kreislauf der Eiswand integriert werden können. Die Schnellkupplungen sind identisch mit der im Schlauch der Alphacool Eisbaer enthaltenen Kupplung. Sie verfügen über einen Schraubverschluss, der nach dem Entkoppeln sicher abdichtet. Dennoch sollte beim Öffnen ein Tuch unter die Kupplung gehalten werden: Bei jedem Öffnen entweichen einige Tropfen Flüssigkeit.
Als Kühlflüssigkeit legt Alphacool der Eiswand zwei 1-Liter-Flaschen des hauseigenen Cape Kelvin Catcher bei, ein Fertiggemisch, das Korrosion vorbeugen soll. Die Menge ist sehr großzügig bemessen: Für das Befüllen des Kreislaufs sind nur etwa 500 ml notwendig.
Energie für die Eiswand
Alphacool bietet zwei Möglichkeiten, um den Kühlturm der Wasserkühlung mit Strom zu versorgen. Ein 90 Zentimeter langes Molex-Stromkabel kann vom PC-Netzteil zur Eiswand gelegt werden. Wer den Kühlturm weiter entfernt vom PC aufstellen möchte, kann aber auch auf das im Lieferumfang enthaltene Netzteil zurückgreifen. Das separate Netzteil mit Molex-Ausgang kann ebenfalls die Stromversorgung von Pumpen und Lüftern übernehmen.
Beim Vorserienmodell, das ComputerBase für den Test erhalten hat, fehlt dem Netzteil noch ein An-/Aus-Schalter – dieser soll laut Hersteller in den Serienmodellen integriert sein. Das Netzteil ist sehr praktisch, um die Pumpe für das Befüllen des Kreislaufs mit Strom zu versorgen, kann im Alltagsgebrauch aber lästig werden: Bei jedem Systemstart muss darauf geachtet werden, dass die Eiswand Energie erhält – wenn nicht, versagt die PC-Kühlung: Eine Wasserkühlung ist von konstantem Durchfluss abhängig. Der Betrieb per Molex-Kabel über das PC-Netzteil sollte daher bevorzugt werden, denn es beugt Ausfällen durch Vergesslichkeit vor.
Montage und Inbetriebnahme
Dem Testmuster fehlt auch noch eine gedruckte Anleitung – Alphacool verspricht, diese den Kaufexemplaren beizulegen. Doch auch ohne Installationsanleitung fällt der Aufbau der Eiswand nicht schwer. Sobald der CPU-Kühler montiert ist, können die Schlauchverbindungen zur Eiswand hergestellt werden. Dazu muss der beiliegende PVC-Schlauch in Stücke passender Länge zugeschnitten werden und über die Anschraubtüllen an CPU-Kühler und Kühlturm angeschlossen werden.
Die Anschraubtüllen müssen hierfür handfest in die 1/4"-Gewinde eingedreht, der Schlauch aufgesteckt und mit der Überwurfmutter fixiert werden. So dichten die Anschlüsse sicher ab – das Abrutschen des Schlauchs von einer Tülle wird durch die Überwurfmuttern effektiv verhindert. Bei der Verschlauchung muss auf die richtige Flussrichtung geachtet werden: Kühlturm und CPU-Kühler sind beide je mit Einlass und Auslass gekennzeichnet.
Das Befüllen gestaltet sich sehr einfach, denn der Kühlturm kann neben dem direkt unterhalb des Deckels angebrachten Reservoir quasi den gesamten Radiator als Ausgleichsbehälter nutzen. Der hochkant in der Eiswand eingebaute Wärmetauscher befindet sich über den Pumpen, so dass Flüssigkeit vom Radiator von allein in die Pumpen läuft. Das Reservoir über dem Radiator dient als Kontrolle für den Füllstand der Kühlung. Der Einbau der Schnellkupplungen ist für den Betrieb der Kühlung nicht notwendig, aber empfehlenswert: Spätestens beim ersten Transport des wassergekühlten PCs lohnen sich die Schnelltrenner.
Messergebnisse
Die Eiswand wird auf dem Testsystem für Wasserkühlungen eingesetzt. Das Vorgehen richtet sich abgesehen von einigen notwendigen Abweichungen nach der Testmethodik für AiO-Wasserkühlungen. Wassertemperaturen werden mit G1/4"-IG-zu-AG-Sensoren und Durchflusswerte mit einem HF-Durchflusssensor von Aqua Computer ermittelt. Da weder für die Lüfter noch die Pumpen der Eiswand – abgesehen vom 7,5-Volt-Adapter – eine Drosselung vorgesehen ist, muss sie sich mit den bereits getesteten Kompaktwasserkühlungen mit 240-Millimeter-Radiatoren bei 800 U/min und bei maximaler Drehzahl stellen – sowohl bezüglich der Kühlleistung als auch bezüglich des Betriebsgeräuschs.
Kühlleistung und Lautstärke
Die Eiswand ist dank großem 360-Millimeter-Radiator problemlos dazu in der Lage, die CPU des Testsystems zu kühlen: Bei einer typischen Raumtemperatur von 22°C wird die CPU bei unter 60°C gehalten. Die mittlere Wassertemperatur der Kühlung ist dabei nur 9,5 Kelvin höher als die Raumtemperatur. Die Kühlung ist also mit nur einer CPU, selbst wenn es sich um einen so stromhungrigen Prozessor wie den übertakteten Intel Core i7-3960X des Testsystems handelt, noch lange nicht am Ende ihres Kühlvermögens angelangt. Mit 7,5-Volt-Adapter sinkt die Kühlleistung messbar, bleibt aber immer noch mehr als ausreichend. Die Wassertemperatur steigt um gut vier Kelvin an.
Wird die Push/Pull-Konfiguration mit den Datensätzen der getesteten AiO-Kühlungen verglichen, so schneidet die Kühlung zwar gut ab, es muss aber berücksichtigt werden, dass die Vergleichswerte von Kühlungen mit 240-Millimeter-Radiatoren stammen. Die Eiswand hat 50 Prozent mehr Kühlfläche und nutzt wie der Liquid Freezer von Arctic eine Push-/Pull-Lüfterkonfiguration. Dennoch liegen die beiden Kühlungen nahezu gleichauf – ein direkter Vergleich ist allerdings mangels genauer Drehzahleinstellungen der Eiswand nicht möglich.
Schallpegelmessungen
Eine geringe Lüfterdrehzahl lässt auf einen niedrigen Schalldruckpegel hoffen. Die Eiswand nutzt 120-Millimeter-Lüfter mit nur 1.100 beziehungsweise 700 U/min; aber dafür gleich sechs dieser Lüfter. Der Schalldruckpegel der Eiswand wird in 50 Zentimetern Abstand zur Front des Radiatorkorpus ermittelt. Das Testsystem ist während der Messungen ausgeschaltet, so dass nur die beiden Pumpen und die sechs Lüfter der Eiswand als Lärmquellen vorhanden sind.
Trotz der recht langsam drehenden Radiatorlüfter übertrifft die Eiswand die Kompaktwasserkühlungen bei reduzierter Drehzahl. Dafür gibt es einen (doppelten) Grund: die Pumpen. Auch wenn die gleiche Pumpe in der Alphacool Eisbaer arbeitet, ist das Pumpgeräusch der Eiswand präsenter. Das liegt daran, dass die Pumpen nicht geschlossen in einem PC-Gehäuse verbaut sind, was den Schalldruck etwas senken würde. Außerdem sind gleich zwei dieser Pumpen in der Eiswand – das erhöht den Schalldruck noch weiter.
Im Betrieb sind die Lüfter daher zwar wahrnehmbar, das Pumpengeräusch dominiert aber: Das hohe mechanische Summen der DC-LT-Pumpen ist subjektiv unangenehmer als das von den Ventilatoren erzeugte Luftrauschen. Ungedrosselt bei Volllast des PCs wäre der Lärmpegel noch akzeptabel – aufgrund der nicht steuerbaren Drehzahlen bleibt die Lautstärke der Eiswand aber auch im Leerlauf auf diesem Level. Und das ist zu laut.
Erst gedrosselt akzeptabel
Mangels temperaturabhängiger Regelungsmöglichkeit sollte daher auf jeden Fall der 7,5-Volt-Adapter eingesetzt werden. Mit reduzierten Drehzahlen agiert die Eiswand auf einem vernünftigeren Niveau, bleibt allerdings definitiv hörbar – in einem möglichst leisen PC ist die Eiswand fehl am Platze. Der Spannungsadapter sollte an einem gut belüfteten Ort liegen: Der Adapter wird bei längerem Betrieb sehr heiß. Die Spannung wird vermutlich über einen einfachen Widerstand abgesenkt.