Alphacool Eiswand im Test: CPU-Wasserkühler und externer Turm-Radiator im Set
2/2Durchfluss und Erweiterung
Die Eiswand kann einfach erweitert werden, da alle Komponenten gängige 1/4"-Gewinde nutzen. Das Set enthält auch genug Schlauch und Kühlflüssigkeit, um die Erweiterung um einen weiteren Kühlkörper zu ermöglichen. Lediglich die passenden Anschraubtüllen für weitere Komponenten müssen vom Nutzer zusätzlich erworben werden. Im Test darf sich die externe Wasserkühlung als zusätzlicher Herausforderung der Kühlung einer AMD Radeon R9 290 widmen, welche mit einem Alphacool NexXxoS GPX Wasserkühler bestückt wurde. Zunächst werden die Durchflusswerte mit und ohne Erweiterung ermittelt.
Die beiden Pumpen in der Eiswand stellen keinen Durchflussrekord auf, können aber solide mehr als 80 l/h durch den Kreislauf befördern. Der Kreislauf wurde hierzu mit beiden Schnellkupplungen aufgebaut. Die einzelne DC-LT der Alphacool Eisbaer erreicht in ihrem kleinen Kühlkreis hingegen nur 48 l/h. Der Pumpen-Doppelpack hat somit genug Leistung, um auch die Erweiterung um einen Grafikkartenkühler anstandslos zu bewältigen. Mit einem weiteren Alphacool GPX-GPU-Kühlkörper werden noch knapp 60 l/h erreicht. Durch den Spannungsadapter sinken auch die Drehzahlen der Pumpen. In der Folge sinkt logischerweise der Durchfluss, erreicht aber auch mit Grafikkartenkühler noch keinen kritisch niedrigen Wert.
Im Einzeltest des NexXxos XP3 Light V.2 CPU-Kühlers konnte dieser im internen Kreislauf mit einer auf minimale Leistung gedrosselten Laing D5 bereits ordentliche 72 l/h erreichen. Im Test der Alphacool VPP755 und VPP655 erreicht die leistungsstärkere Pumpe diesen Durchflusswert überdies bei einer geringeren Geräuschkulisse als der Pumpen-Doppelpack der Eiswand. Alphacool nutzt nach eigener Aussage zwei Pumpen anstelle von einer, um Ausfällen der Kühlung vorzubeugen. Dank simultanem Betrieb beider Pumpen bleibt die Eiswand auch beim Ausfall einer der beiden weiterhin funktionsfähig.
Da Keramik-gelagerte Pumpen bei ordnungsgemäßem Einsatz wahre Dauerläufer sind, hätte zugunsten einer niedrigeren Geräuschkulisse auch zu einer einzigen, aber größeren und kräftigeren Pumpe gegriffen werden können. Diese könnte den Kreislauf problemlos gedrosselt und somit leiser versorgen – mit der Ende 2016 vorgestellten VPP755 „Eispumpe“ hat der Hersteller hierfür sogar ein eigenes Produkt, das von einem 4-Pin-Lüfteranschluss per PWM-Signal nach Nutzerwunsch gesteuert werden kann.
Kühlleistung mit zusätzlicher Grafikkarte
In weiteren Messungen muss sich die Eiswand der Kühlung des übertakteten Sandy-Bridge-E-Prozessors sowie der stromhungrigen Hawaii-Grafikkarte von AMD widmen. Um den Extremfall darzustellen, wird die R9 290 mit Furmark 1.18.2.0 voll ausgelastet. Zeitgleich wird die CPU mit Prime95 27.9 (8k in-place FFTs) beschäftigt, wobei allerdings nur 10 von 12 Threads genutzt werden, um keine Lasteinbrüche auf der Grafikkarte zu forcieren. Nach 30 Minuten Lastphase erfolgt die Messung der Temperaturen über ein Intervall von fünf Minuten. Dieses Szenario sorgt für einen sehr hohen Energieverbrauch: Das Testsystem genehmigt sich nun unter Last etwa 550 Watt aus der Steckdose.
Leistungszustand | ungedrosselt | gedrosselt |
---|---|---|
Temperaturdifferenz CPU zu Raum [Kelvin] | 44,8 (+9,4) | 53,4 (+12,4) |
Temperaturdifferenz GPU zu Raum [Kelvin] | 34,0 | 43,7 |
Mittlere Temperaturdifferenz Wasser zu Raum [Kelvin] | 18,9 (+9,4) | 24,9 (+11,3) |
In Klammern ist der Anstieg im Vergleich zur reinen CPU-Kühlung angegeben. |
Bei einer Betriebsspannung von 12 Volt nimmt die Eiswand die zusätzliche Belastung anstandslos auf sich. Die mittlere Wassertemperatur steigt um knapp 10 Kelvin, was sich direkt in der CPU-Temperatur bemerkbar macht, welche um den gleichen Betrag ansteigt – bei einer Raumtemperatur von angenehmen 22°C bedeutet das eine CPU-Temperatur von knapp 70°C anstelle von etwas unter 60°C. Die höchste gemessene Wassertemperatur liegt bei 43,2°C, so dass auch hier alles im grünen Bereich bleibt.
Genug Puffer für CPU und GPU
Wird nun trotz der zusätzlichen Grafikkarte im Kreislauf der 7,5-Volt-Adapter eingesetzt, wird der Kreislauf bedenklich warm: Auch wenn CPU- und GPU-Temperaturen gut unter 80°C respektive 70°C bleiben, steigt die Wassertemperatur an. Am wärmsten Punkt (nach dem GPU-Kühler) wurden die 50°C leicht überschritten. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass ein Szenario aus gleichzeitiger Prime95- und Furmark-Belastung jenseits täglicher Anforderungen liegt. Im Testsystem wird mit dem übertakteten Sockel-2011-Prozessor und der R9 290 zudem überdurchschnittlich viel Abwärme erzeugt.
Mit reiner CPU-Rechenlast oder zwar kombinierter, aber weniger stromhungrigerer Gaming-Last wird der Kühlung weniger abverlangt – daher lässt sich festhalten, dass die Eiswand auch gedrosselt mit der Kühlung einer CPU und einer Grafikkarte problemlos umgehen kann.
Fazit
Die Idee eines externen Radiators mit integrierter Pumpe ist nicht neu – der Preisvergleich listet aktuell mehrere Produkte von Aqua Computer und Koolance. Alphacool betritt mit der Eiswand in diesem Produktsegment jedoch Neuland.
Die Idee einer solchen Kühlung ist grundsätzlich gut: Mit einem großflächigen externen Radiator werden keine hohen Lüfterdrehzahlen benötigt, um effektiv zu kühlen. Im Kühlturm wird zudem die Pumpe platzsparend untergebracht, im Falle der Eiswand sind es sogar gleich zwei Pumpen. Die Umsetzung dieses Konzepts ist für eine leistungsstarke, leise und anwenderfreundliche Kühlung entscheidend – und hier kann die Alphacool Eiswand nicht durchgehend punkten.
Die Lautstärke im Leerlauf ist zu hoch
Die Eiswand sollte grundsätzlich mit dem 7,5-Volt-Adapter betrieben werden: Andernfalls ist die Lautstärke störend. Während der Schalldruck unter Last noch als akzeptabel eingestuft werden könnte, ist der Pegel für einen PC im Leerlauf definitiv zu hoch. Gedrosselt wird der Kühlturm ruhiger, kann Silent-Freunde aber immer noch nicht zufriedenstellen. Eine große anstelle von zwei kleinen Pumpen sowie eine (temperaturabhängige) Regelungsmöglichkeit sowohl für die Ventilatoren als auch die Pumpe würden der Geräuschkulisse sehr zugute kommen.
Gut zu erweitern, schlecht zu warten
Einen klaren Pluspunkt im Vergleich zu üblichen Kompaktwasserkühlungen bietet die Modularität der Eiswand. Das Kit ist eine sehr nutzerfreundliche Custom-Wasserkühlung: Einfacher kann eine Wasserkühlung nicht befüllt und entlüftet werden. Für einen Kreislauf mit einer CPU und einer Grafikkarte steht mit der Eiswand auch genug Radiatorfläche zur Verfügung.
Eine fragwürdige Design-Entscheidung hat Alphacool mit dem Netzgewebe an den Außenseiten der Eiswand getroffen. Dieses erfüllt vorwiegend optische Zwecke und bietet zusätzlichen Luftwiderstand. Problematisch wird es außerdem, wenn der Kühlturm von Staub befreit werden soll: Alphacool sieht weder das Öffnen des Gehäuses noch einen Lüftertausch vor. Die Eiswand ist eine abgeschlossene Einheit, die weder Wartung noch präzise Steuerung oder Überwachung der enthaltenen Pumpen und Lüfter zulässt. Eine separate Wertung der Lüfter entfällt somit.
Die Veröffentlichung der Eiswand hat sich seit dem geplanten Termin so weit verzögert, dass in der Zwischenzeit das Nachfolgemodell des beiliegenden CPU-Kühlblocks erschienen ist. Zwischen dem neueren CPU-Wasserkühler und dem der Eiswand beiliegenden NexXxoS XP3 zeigt der Test des Eisblocks einen beachtlichen Leistungssprung – für Käufer eines Komplettsystems jenseits der 300 Euro ist das ärgerlich.
Es bleibt Luft nach oben
Die Eiswand hat das Potenzial, eine sehr gute Kühlung zu sein. Sie will die Leistung einer echten Custom-Wasserkühlung zu Nutzern bringen, die sich bisher aufgrund des Aufwands oder der Komplexität vor dieser Art der PC-Kühlung gescheut haben. In der Summe gibt es aber einige Punkte, die hätten besser gemacht werden können, um am Ende zu einer Kaufempfehlung zu werden. Für einen Preis von fast 350 Euro kann außerdem bereits ein leistungsstarker und leiser Kühlkreis für einen Prozessor selbst zusammengestellt werden – allerdings setzt dieser Planung und Zusammenbau in Eigenregie voraus.
- Sehr einfaches Befüllen und Erweitern
- Genug Kühlleistung für eine zusätzliche GPU
- Pumpen zu laut
- Kein Lüftertausch möglich
- Keine Überwachungsoptionen
- Sehr eingeschränkte Wartungs- und Steuermöglichkeiten
In einem separaten Artikel hat ComputerBase die Grundlagen für Custom-Wasserkühlungen zusammengefasst. Tests von einzelnen Komponenten für Wasserkühlungen, darunter auch Tests zu CPU-Wasserkühlern, hält ComputerBase im Bereich PC-Kühlung ebenfalls bereit.
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