Huawei P8 Lite 2017 im Test: So geht Smartphone für wenig Geld
Auf das P8, P8 Lite, P9 und P9 Lite folgt bei Huawei das P8 Lite 2017 im Test. Das P10 gibt es noch nicht, und offenbar war ein zweites P9 Lite nicht das, was Huawei auf den Markt bringen wollte. Wird die verwirrende Namensgebung zur Seite gestellt, steht unterm Strich vereinfacht ausgedrückt ein gutes Smartphone für 239 Euro.
Glas ist das neue Metall
Was Smartphones bis 200 Euro zu leisten imstande sind, hat ComputerBase vor rund drei Wochen aufgezeigt. Hersteller wie Lenovo, LG oder Wileyfox können in dieser Preisklasse überzeugende Geräte abliefern. Das Huawei P8 Lite 2017 setzt mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 239 Euro eine kleine Stufe darüber an.
Den Preisaufschlag belohnt Huawei mit einem eleganten Glasgehäuse, das ein wenig an das Honor 8 oder das zuletzt getestete HTC U Play erinnert. Das Glas flacht zu den Rändern hin leicht ab und geht mit einer dünnen Kante in den Rahmen über. Der wiederum besteht nur aus Kunststoff, wenngleich Huawei diese Eigenschaft gut tarnt. So hochwertig wie das HTC U Play ist das neue P8 Lite in dieser Hinsicht aber nicht.
Fingerabdrücke im Nullkommanichts
Trotzdem ist das Gesamtpaket optisch und haptisch überzeugend, sofern Fingerabdrücke nicht als störend empfunden werden. Vor allem das schwarze Testgerät ist dafür sehr anfällig, bei dem weißen oder goldenen Modell fällt das weniger auf.
Bei den Schnittstellen bietet das P8 Lite 2017 alles, was alt und bekannt ist: 3,5-mm-Klinke und auch Micro-USB 2.0. Den Wechsel zum neueren Typ-C-Format hat Huawei in dieser Preisklasse noch nicht geschafft. Wileyfox geht die Sache beim Swift 2 offensiver an und schafft es, auch für weniger als 200 Euro schon USB Typ C anzubieten.
Huawei-typisch sitzt der schnelle Fingerabdrucksensor auf der Rückseite. Das ist praktisch, wenn das Smartphone aus der Hosentasche gezogen wird und der Zeigefinger direkt auf dem Sensor liegt. Nervig wird es allerdings, wenn das Gerät flach auf dem Tisch liegt. „Tap to Wake“ unterstützt das Display nämlich nicht.
Sehr helles Full-HD-Display
Das Display ist mit 5,2 Zoll so groß wie das des HTC U Play. Mit 1.920 × 1.080 Pixeln unterscheidet sich auch die Auflösung nicht. Die Pixeldichte von 424 ppi sorgt für eine stets scharfe Darstellung aller Inhalte. In zwei Punkten unterscheiden sich die beiden Geräte aber, einmal zum Positiven und einmal zum (leicht) Negativen des P8 Lite 2017.
In puncto Display-Helligkeit ist Huawei dem HTC-Smartphone und vielen anderen Kontrahenten klar überlegen. Maximal 614 cd/m² sind über die manuelle und automatische Regulierung möglich. Das erlaubt ein gutes Ablesen selbst bei Sonnenschein. Sehr gute Schwarzwerte führen zudem zu einem hohen Kontrast von über 1.800:1. In beiden Punkten wird klar der P8-Lite-Vorgänger aus dem Jahre 2015 geschlagen. Für Huawei unüblich ist die Abstimmung des Weißpunktes, die diesmal nicht ganz so stark in Richtung Blau tendiert, wie es für den Hersteller normalerweise üblich ist.
Die Farbdarstellung des Displays gefällt mit einer natürlichen Darstellung, so lebendig und kräftig wie auf dem U Play von HTC ist das Bild aber nicht. Das fällt insbesondere bei identischer Einrichtung des Homescreens mit gleichem Wallpaper auf.
Android 7.0 mit EMUI 5.0
Das P8 Lite 2017 ist eines der wenigen Smartphones von Huawei, die bereits ab Werk mit Android 7.0 Nougat und dem aktuellen EMUI 5.0 ausgeliefert werden. Das erste Huawei-Modell mit dieser Eigenschaft ist das Mate 9. Für das P9 steht ein Over-the-Air-Update auf Nougat zur Verfügung, das Nova befindet sich in der Betaphase. Darüber hinaus gibt es Android 7.0 auch bei der Konzernschwester Honor für das 8.
Im Auslieferungszustand bietet das Betriebssystem EMUI-typisch keinen App-Drawer, alle App-Icons liegen iOS-ähnlich auf den verschiedenen Homescreens. Wer seine Apps lieber in einem eigenständigen Menü abgelegt sehen möchte oder mehr Platz für Android-Widgets benötigt, kann den App-Drawer aber über die Einstellungen aktivieren.
EMUI 5.0 macht in puncto Design einen größeren Schritt nach vorne, als es bei früheren Versionsänderungen von Huawei der Fall war. Die gesamte Benutzeroberfläche wirkt viel einheitlicher gestaltet und mehr aus einem Guss, als frühere EMUI-Versionen. Das zieht sich durch alle Menüebenen des Betriebssystems. Die Leiste für Benachrichtigungen ist bei EMUI 5.0 das erste Mal nicht mehr zweigeteilt. Die Android-Benachrichtigungen befinden sich jetzt zusammen mit den Schnelleinstellungen auf einer Seite.
Patchlevel noch auf dem Stand vom letzten Jahr
Bei der Android-Sicherheits-Ebene hinkt das P8 Lite 2017 bereits zum Marktstart etwas hinterher und bietet nur den Stand von Dezember des letzten Jahres, während schon zwei neue Patchlevels im Januar und Februar veröffentlicht wurden.
Gute Mittelklasse-Leistung
Der von der Huawei-Tochter HiSilicon gefertigte Kirin 655 kommt aus moderner 16-nm-FinFET-Fertigung. In dem SoC werkeln insgesamt acht Cortex-A53-Kerne von ARM, die in zwei Cluster zu jeweils vier Kernen aufgeteilt sind. Das Performance-Cluster darf mit maximal 2,1 GHz takten, für das Power-Cluster sind maximal 1,7 GHz vorgesehen.
Das Plus beim Takt mündet in einer etwas höheren Leistung als bei anderen SoCs mit Cortex-A53-Kernen. Der Helio P10 im HTC U Play kommt auf maximal 2,0 und 1,2 GHz, entsprechend niedriger fallen die Ergebnisse in den Benchmarks aus. Das P8 Lite 2017 wird mit mehr Takt zwar nicht zur Rakete, Ruckler im Alltag gibt es aber ebenso wenig zu bemängeln. Im Alltagseinsatz liegt die Leistung immer auf solidem Niveau. Mit 3 Gigabyte ist das P8 Lite zudem ordentlich mit Arbeitsspeicher bestückt. Im Vergleichstest von Smartphones bis 200 Euro waren maximal 2 Gigabyte Arbeitsspeicher üblich.
Als GPU ist die vergleichsweise schwache Mali-T830 MP2 von ARM verbaut. Die Leistung liegt mit nur zwei Shader-Clustern nicht ohne Grund eher im unteren Segment, wo sich auch das Honor 6X befindet: In beiden Smartphones ist das gleiche SoC verbaut. Für Casual-Games reicht die GPU aber völlig aus.
Den internen eMMC-Speicher mit 16 Gigabyte hat Huawei gegenüber dem ersten P8 Lite nicht vergrößert und hauptsächlich in puncto wahlfreiem Lesen verbessert. In allen anderen Disziplinen ist die Leistung nur marginal gestiegen, bei wahlfreien Schreibvorgängen sogar leicht gefallen. Der interne Speicher ist kein Glanzpunkt des P8 Lite 2017. Bei größeren Schreibvorgängen wie vielen gleichzeitigen App-Installationen über Google Play ist das gegenüber schnelleren Smartphones auch spürbar.
Zu wenig freier Speicher
Ärgerlich ist zudem, dass von den 16 Gigabyte Speicher nur 7,33 Gigabyte nach der Ersteinrichtung frei für den Anwender zur Verfügung stehen. Huawei installiert zahlreiche Apps und Spiele vor, darunter Facebook, Instagram, TripAdvisor, Twitter, Asphalt Nitro, Spider-Man: Ultimate Power, Disney Kingdoms und eine Werbe-App von Gameloft. Glücklicherweise lassen sich all diese Apps manuell einzeln deinstallieren. Das Betriebssystem des Smartphones belegt dennoch in jedem Fall 6,55 Gigabyte.
Cardreader ist schnell genug
An den Lese- und Schreibraten auf ein externes Speichermedium, im Testszenario auf eine sehr schnelle SanDisk Extreme Pro mit 64 Gigabyte, gibt es hingegen nichts auszusetzen. Androids Adoptable Storage unterstützt das P8 Lite 2017 jedoch nicht, interner und externer Speicher können somit nicht zu einer großen Partition zusammengelegt werden. Anwender können sich in den Einstellungen lediglich zwischen der Nutzung des internen oder externen Speichers entscheiden.
Kamera für Tageslicht
Das P8 Lite 2017 ist mit einer 12-Megapixel-Kamera ausgestattet, die dank Phasenvergleich einen schnellen Autofokus bietet, der im Test häufig zuverlässig funktioniert hat. Im üblicherweise verwendeten Automatikmodus ist die Kamera ein sicherer Alltagsbegleiter und ein Garant für gute Schnappschüsse. Huawei-typisch fehlt dem Smartphone aber ein Auto-HDR-Modus, der sich bei widrigen Lichtbedingungen automatisch zuschaltet. Das führt dazu, dass zum Beispiel Aufnahmen mit Gegenlicht teilweise überstrahlen. HDR muss stets in den Kamera-Einstellungen manuell zugeschaltet werden, was je nach Motiv wertvolle Sekunden vergehen lässt.
Wird es dunkler, wie auf der letzten Testaufnahme in einem abgedunkelten Raum mit minimaler Außenbeleuchtung durch geschlossene Jalousien, funktioniert der Autofokus per Phasenvergleich bei Weitem nicht mehr so gut wie bei Außenaufnahmen am Tag.
Solide Laufzeiten
Dass ein vergleichsweise günstiges Smartphone nicht unbedingt mit kleinem Akku daherkommt, beweist Huawei mit 3.000 mAh Nennladung. Zum Vergleich: Das HTC U Play kostet 200 Euro mehr und bietet einen im Alltag spürbar kleineren Akku.
In den Benchmarks sorgen die 3.000 mAh für ein insgesamt gutes Abschneiden. Rund neuneinhalb Stunden im PCMark (offline) und im YouTube-Dauertest (online) sorgen für einen Platz im vorderen Feld (PCMark) und für eine mittlere Platzierung (YouTube).
Während das U Play einen 16-Stunden-Tag von 7:00 bis 23:00 Uhr noch mit einer Restkapazität von etwa 30 Prozent absolvierte, sind es mit dem P8 Lite eher 45 bis 50 Prozent. Der typische Tagesablauf war dabei der gleiche: Er bestand aus jeweils 45 Minuten YouTube und 45 Minuten Musik-Streaming am Morgen, Gmail und E-Mail über drei IMAP-Konten (15-Minuten-Intervall) sowie WhatsApp, einer Handvoll Telefonaten und Browser-Nutzung am Mittag, einer 45-minütigen Mischung aus Spielen und Musikstreaming am Abend, und abschließend erneut WhatsApp und Surfen im Netz.
Ohne 5-GHz-WLAN
SIM-Karten nimmt das P8 Lite 2017 im Nano-Format auf. Wer Dual-SIM verwenden möchte, muss auf die Speichererweiterung per microSD-Karte verzichten, da es sich nur um einen Hybridslot handelt, der nicht beides aufnehmen kann. LTE wird nach Cat. 6 mit bis zu 300 Mbit/s im Downstream sowie 50 Mbit/s im Upstream unterstützt.
Eine Sparmaßnahme an dem Huawei-Smartphone ist der Verzicht auf WLAN mit 5 GHz. Ohne WLAN-a/ac fallen die Übertragungsraten spürbar niedriger aus, wenn eine 1 GByte große Datei kabellos auf das Smartphone kopiert wird. Huawei macht aber noch das Beste aus der Situation, indem die Übertragungsraten mit 2,4 GHz auf den weiter entfernten Router deutlich höher als mit den Smartphones bis 200 Euro ausfallen.
Huawei P8 Lite 2017 |
HTC U Play |
Gigaset GS160 |
HTC Desire 530 |
Huawei Y6 II Compact |
Lenovo Moto G4 |
LG X Power |
Samsung Galaxy J3 |
Sony Xperia E5 |
Wileyfox Swift 2 |
||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
WLAN | 2,4 GHz | b/g/n | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | |
5,0 GHz | a | × | ✓ | × | × | × | ✓ | × | × | ✓ | × | ||
ac | × | ✓ | × | × | × | × | × | × | × | × | |||
Asus RT-AC68* | 2,4 GHz | m:s | 2:43 | 2:43 | 2:44 | 3:44 | 2:37 | 2:38 | 2:44 | 3:41 | 2:39 | 2:36 | |
MB/s | 6,28 | 6,28 | 6,24 | 4,57 | 6,52 | 6,48 | 6,24 | 4,63 | 6,44 | 6,56 | |||
5,0 GHz | m:s | × | 0:32 | × | × | × | 1:09 | × | × | 1:25 | × | ||
MB/s | × | 32,00 | × | × | × | 14,84 | × | × | 12,05 | × | |||
ASRock AC2600** | 2,4 GHz | m:s | 3:01 | 2:27 | 5:52 | 5:20 | 5:03 | 4:36 | 5:05 | 5:10 | 6:05 | 5:53 | |
MB/s | 5,66 | 6,97 | 2,91 | 3,20 | 3,38 | 3,71 | 3,36 | 3,30 | 2,81 | 2,90 | |||
5,0 GHz | m:s | × | 0:47 | × | × | × | 1:34 | × | × | 2:21 | × | ||
MB/s | × | 21,79 | × | × | × | 10,89 | × | × | 7,26 | × | |||
*Im selben Zimmer, ca. 90 Zentimeter Abstand | |||||||||||||
**Zwei Zimmer weiter durch Rigipswände getrennt, ca. 10 Meter Abstand | |||||||||||||
✓ = ja / × = nein |
Fazit: Gutes Gesamtpaket
Huawei zeigt mit dem P8 Lite 2017, dass ein gutes Smartphone nicht viel Geld kosten muss. Für 239 Euro (UVP) bietet Huawei ein gutes Gesamtpaket, dessen kleinere Kritikpunkte nicht den insgesamt positiven Eindruck beeinflussen.
Die wichtigsten Alltagsdisziplinen, dazu zählen Display, Kamera, Akku und Leistung, tangieren die Negativpunkte ohnehin nicht. Dass es kein WLAN mit 5 GHz gibt, macht sich bei manch größerem App-Download bemerkbar, und ohne USB Typ C ist das Aufladen etwas weniger praktisch. Aber das alleine macht noch kein schlechtes Smartphone.
Für diejenigen, die sich leicht oberhalb der Preisklasse bis 200 Euro nach einem neuen Smartphone umschauen, ist das Huawei P8 Lite ein ernstzunehmender Kandidat.
- sehr helles Full-HD-Display
- gute Kamera bei Tageslicht
- lange Akkulaufzeiten
- hochwertiges Gehäuse
- Android 7.0 Nougat
- Fingerabdrucksensor
- Speicher erweiterbar
- Dual-SIM (Hybrid)
- kein WLAN mit 5 GHz
- wenig freier Speicher
- kein USB Typ C
Huawei P8 Lite 2017 (Dual-SIM) | |
---|---|
Software: (bei Erscheinen) |
Android 7.0 |
Display: | 5,20 Zoll, 1.080 × 1.920 424 ppi LTPS |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED |
SoC: | HiSilicon Kirin 655 4 × Cortex-A53, 2,10 GHz 4 × Cortex-A53, 1,70 GHz 16 nm, 64-Bit |
GPU: | Mali-T830 MP2 900 MHz |
RAM: | 3.072 MB LPDDR3 |
Speicher: | 16 GB (erweiterbar) |
1. Kamera: | 12,0 MP, 1080p LED, f/2,20, AF |
2. Kamera: | Nein |
3. Kamera: | Nein |
4. Kamera: | Nein |
5. Kamera: | Nein |
1. Frontkamera: | 8,0 MP, 1080p f/2,00 |
2. Frontkamera: | Nein |
GSM: | GPRS + EDGE |
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
LTE: | Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s |
5G: | Nein |
WLAN: | 802.11 b/g/n Wi-Fi Direct, Miracast |
Bluetooth: | 4.1 |
Ortung: | A-GPS, GLONASS |
Weitere Standards: | Micro-USB 2.0, NFC |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM |
Akku: | 3.000 mAh fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 72,9 × 147,2 × 7,60 mm |
Schutzart: | – |
Gewicht: | 147 g |
Preis: | 239 € |
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