Intel Itanium: Das letzte Einhorn „Kittson“ wird ausgeliefert
Der vermutliche letzte Prozessor seiner doch sehr speziellen Art wird ausgeliefert: Kittson. Intels Itanium-Serie findet damit höchstwahrscheinlich ihr eher unrühmliches Ende, nachdem es in den letzten Jahren nur noch Streit zwischen den beteiligten Parteien gab. Die letzte Generation hat bereits über vier Jahre auf dem Buckel.
Details zu den Eckdaten: Fehlanzeige
Bereits Ende 2012 wurde die aktuelle Serie des Itanium 9500, Codename Poulson, vorgestellt. Die CPUs mit acht Kernen, 16 Threads und bis zu 54 MByte Cache wurden in 32 nm auf dem Sockel LGA 1248 platziert, der bereits beim Itanium 9300 genutzt wurde.
All diese Möglichkeiten sollen nach bisherigem Stand auch mit Kittson weiter genutzt werden. Echte Fakten gibt es aber auch zu Beginn des neuen Jahres keine, wenngleich die Auslieferung der ersten Modelle bestätigt wurde, meldet IT World, größere Mengen sollen im Laufe des Jahres folgen. Ursprünglich sollte Kittson eine 22-nm-CPU werden, zuletzt wurden aber Gerüchte laut, dass auch dort noch einmal 32 nm als letzter Refresh zum Einsatz kommen könnte. Dies wiederum ist angesichts der Massenfertigung von 14-nm-Chips in allen anderen Bereichen und einem vollständigen Support bis 2025 kaum denkbar.
Der Codename Kittson ist seit 2007 bekannt
Der Codename Kittson selbst taucht bei Intel im Rahmen von Itanium bereits seit mindestens dem Jahre 2007 auf, zehn Jahre später sollen demnach endlich Produkte folgen. Wie viel in dieser Zeit hinter den Kulissen geändert wurde, kann nur vermutet werden, denn vor drei Jahren hatte Intel sogar offiziell verlauten lassen, die Xeon- und Itanium-Familie auf einem gemeinsamen Sockel zu vereinen, dies aber kurze Zeit später wieder zurückgezogen. Seitdem herrscht quasi Funkstille in dem Bereich, nur HPE traut sich als letzter verbliebener Kunde hier und da vor, OpenVMS als Lieferant des passenden Betriebssystems nennt das vierte Quartal 2017 als Zeitpunkt, indem Kittson in aktualisierten HPE-Systemen unterstützt werde (PDF-Dokument).
Die unendliche Itanium-Geschichte
Dass HPE erneut mit einer Ankündigung ein wenig voraus greift, ist nicht überraschend. Als einziger überlebender Anbieter in der Itanium-Sparte hatte HPE bereits im Februar 2016 erklärt, dass der Support für die Itanium-Serie in der Firma bis 31. Dezember 2025 gewährleistet sein soll und bietet auch entsprechend öffentliche Roadmaps (PDF), die dies zeigen. Dies klang seinerzeit nach einer neuen Übereinkunft mit Intel, denn HP ist nach dem Absprung von Microsoft und insbesondere auch Oracle die letzte Branchengröße, die noch auf das Itanium-Konzept setzt. Mit Oracle kam es deshalb sogar zum Streit, der vor wenigen Wochen von einem Gericht zugunsten von HPE entschieden wurde: Oracle muss 3,1 Milliarden US-Dollar für Vertragsbruch zahlen.
HPE zahlte an Intel in der Vergangenheit bereits hunderte Millionen US-Dollar, um den Support bis mindestens 2017 sicherzustellen – dem immer wieder in halbjährlichen Meldungen genannten Termin für Kittson. Zuletzt war aber auch HP mehr und mehr auf x86-Server gewechselt, was als stetiger Sargnagel für Itanium gewertet wird. Alles andere als eine Einstellung des Itanium-Programms nach der seit Jahren geplanten Kittson-CPU wäre eine faustdicke Überraschung.