Aus für LiMux: München schickt den Pinguin nach Hause

Ferdinand Thommes
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Aus für LiMux: München schickt den Pinguin nach Hause
Bild: digital cat | CC BY 2.0

Nach 13 Jahren hat der Stadtrat der bayerischen Landeshauptstadt München wie erwartet die Ablösung von Linux auf rund 20.000 Clients beschlossen. Auch die freie Office-Lösung LibreOffice muss Microsoft-Produkten weichen.

LiMux wird bis 2020 durch Windows ersetzt

Die heutige Entscheidung gegen Linux stellt den Endpunkt einer Kampagne dar, in der die seit 13 Jahren verwendete angepasste Lösung LiMux von den Bürgermeistern und der schwarz-roten Koalition in den letzten drei Jahren wiederholt in Frage gestellt wurde. In der letzten Woche war ein aktualisierter Antrag (PDF) bekannt geworden, der mit zwei eingeschobenen Sätzen das Schicksal des Pinguins in München besiegelte.

Der Antrag wurde heute mit den Stimmen der Regierungsfraktionen von SPD und CSU angenommen. Nur die Server sollen weiterhin unter Linux laufen. Wie im Antrag formuliert, soll nun bis Ende 2020 ein neuer Windows-Basis-Client für die Verwaltung entwickelt werden. Bis dahin darf LiMux weiterhin verwendet werden.

Die Entscheidung steht schon lange in der Kritik

Die Probleme der Münchner IT, die zweifelsohne vorhanden sind, wurden von politischer Seite LiMux zugesprochen, wobei die Aussagen oft entweder vorgeschoben wirkten oder nicht von tieferer Sachkenntnis des Themas zeugten. Aussagen von Fachleuten wie dem IT-Beauftragten Kotulek, die Beschwerden der Angestellten und die Kritik des zweiten OB Schmid hätten mit LiMux wenig zu tun, wurden nicht gewürdigt.

Er bezog sich dabei auf Beschwerden, die aus dem Rathaus von Bürgermeister Reiter und dessen Vize Schmid kolportiert wurden. Dabei ging es um Mail- und Kalenderfunktionen sowie Einschränkungen bei der Nutzung von Tablets und Smartphones. Auf die Frage, was an der Kritik sich tatsächlich auf LiMux beziehe, sagt Kotulek: „Beide Themenbereiche haben ursächlich nichts mit der Frage LiMux oder Microsoft zu tun.“ Es handle sich größtenteils um Beschwerden über veraltete Browser- und Mail-Client-Versionen und eine schlecht funktionierende Kalenderfunktion.

Dafür, dass die Entscheidung vielerorts als politisch motiviert eingeordnet wird, trugen der vom heutigen OB Reiter in seiner Zeit als Wirtschaftsdezernent eingefädelte Umzug der deutschen Microsoft-Konzernzentrale von Unterschleißheim nach München sowie die Beauftragung eines Gutachtens als Bestandsaufnahme der Münchner IT an das Microsoft-Partner-Unternehmen Accenture bei. Dabei geht die jetzige Radikallösung sogar über die Expertise von Accenture hinaus, die zu einem Ausstieg auf Raten geraten hatte.

Die Opposition zeigt sich entsetzt

Dementsprechend laut ist die Kritik von Grünen, Linken, Piraten und unabhängigen Experten. Die Piraten sehen den heutigen Tag „als schlechten Tag für den Datenschutz und die Bürger“ und die Entscheidung nicht „auf Basis von Fakten, sondern von Emotionen und politischen Interessen getroffen.“ Die Linke Brigitte Wolf sprach von einer „Pippi-Langstrumpf-Politik“.

Externe Schätzungen beziffern die Kosten für den Umstieg auf bis zu 20 Millionen Euro, wobei die Neuanschaffung für Rechner, die aussortiert werden müssen, weil Windows 10 darauf nicht lauffähig ist, noch nicht enthalten sind. Laut Golem.de gehen die Berater von Accenture lediglich von sechs Millionen Euro aus. Kritik wird auch an Windows 10 und dessen Umgang mit Daten laut.

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