Steigende PC-Preise: Neben Speicher sind auch Akkus und Displays knapp
Nicht nur Speicher ist zur Zeit knapp und teuer, auch Engpässe bei Displays und Akkus treiben die Preise von PCs in die Höhe. Die Situation und die Auswirkungen auf die PC-Branche hat Gianfranco Lanci, COO beim PC-Hersteller Lenovo, im Rahmen einer Telefonkonferenz am Donnerstag beschrieben.
Engpässe nicht nur bei RAM und Flash
Wie PC World berichtet, erklärte Lanci, dass nicht nur die Knappheit bei Arbeitsspeicher und SSDs die Preise für Personal Computer (PC) aktuell in die Höhe treibt. Auch bei LC-Displays und Akkus gebe es Engpässe. Die Verknappung bedeute für PC-Anbieter wie Lenovo höhere Anschaffungskosten für die genannten Komponenten, was sich im Gegenzug bei den Preisen für das Endprodukt, Desktop-PCs und Notebooks, bemerkbar mache.
Zumindest beim Speicher ist noch keine Entspannung in Sicht: Marktforscher gehen davon aus, dass die Preise für DRAM noch mindestens bis zum zweiten Halbjahr 2017 weiter steigen. Auch bei SSDs, die durch die Knappheit an NAND-Flash teurer werden, wird erst im Laufe des Jahres eine Entspannung erwartet.
Teure Komponenten treffen auf schrumpfendes PC-Geschäft
Laut Mikako Kitagawa, Analyst bei der Marktforschungsfirma Gartner, führen nicht nur die höheren Kosten für Komponenten zu steigenden PC-Preisen. Hinzu käme nämlich, dass Hersteller Preise erhöhen, um höhere Gewinne aus dem global schrumpfenden PC-Geschäft zu erzielen. Der PC-Absatz geht seit Jahren weltweit zurück, was vor allem auf die zunehmende Verbreitung anderer Computer-Formate wie Smartphones und Tablets zurückzuführen ist. Insbesondere der weiter wachsende Smartphone-Markt ist auch eine Ursache für knappe PC-Komponenten: So wird beispielsweise bevorzugt Mobile DRAM produziert. Auch bei der Produktion von NAND-Flash und Displays hat das Smartphone-Segment einen besonders hohen Stellenwert erreicht.
PC-Käufer sind bereit, mehr Geld auszugeben
Zwangsläufig müssen PC-Käufer derzeit mehr Geld in die Hand nehmen. Dazu seien viele laut Kitagawa aber auch bereit: Angeblich würden insbesondere Spieler sowie die Generation der sogenannten Jahrtausender mittlerweile mehr Geld in PCs investieren. Im Gegenzug würde diese Kaufbereitschaft auch die PC-Branche motivieren, den Fokus auf teurere Produkte zu legen.
Untere Preisklasse benachteiligt
Der Gartner-Analyst führt weiter aus, dass PCs der unteren Preisklasse zwar nicht aussterben werden. Doch würden diese Segmente weder wachsen, noch sich für die Hersteller lohnen. Aus diesem Grund würden einige PC-Hersteller dazu übergehen, die Auswahl bei der Zusammenstellung eines günstigen Komplettsystems derart einzuschränken, dass Kunden „bei gewissen Konfigurationen zum Kauf zusätzlicher Komponenten gezwungen werden“.
Dabei wird das 13-Zoll-Notebook Dell XPS 13 als Beispiel angeführt: Dieses biete in der Basiskonfiguration für etwa 800 US-Dollar eine Core-i3-CPU, 4 GB RAM und eine 128-GB-SSD. Wird mehr Speicherplatz in Form einer 256-GB-SSD gewünscht, stehe diese in der Basiskonfiguration gar nicht erst zur Auswahl. Stattdessen müsse ebenso eine teurere CPU (Core i5) samt mehr Arbeitsspeicher ausgewählt werden, was den Preis gleich auf 1.100 US-Dollar ansteigen lasse. Soll es gar eine SSD mit 512 GByte sein, sei dies erst zusammen mit dem Wechsel auf einen Core i7 und ein hochauflösendes Touch-Display möglich, was den Preis auf 1.750 US-Dollar treibe.
Immer weniger, aber dafür teurere PCs
Dass analog zum Rückgang des PC-Absatzes die Verkaufspreise für PCs ansteigen, hat auch der CPU-Hersteller Intel jüngst veranschaulicht. Im vergangenen Jahr haben laut einer Grafik die durchschnittlichen Verkaufspreise (ASP) für PCs den höchsten Wert seit 2011 erreicht – etwa in diesem Zeitraum begann das Schrumpfen des globalen PC-Markts. Durch diese Entwicklung wiegt der Absatzrückgang weniger schwer: Es werden weniger PCs verkauft, dafür wird mehr Geld pro PC eingenommen, was den Einnahmerückgang zwar nicht gänzlich kompensiert, aber deutlich verringert. Dennoch will Intel künftig anderen Segmenten vor der PC-Sparte den Vorrang geben.
Auch der Prozessor als Herzstück des PCs ist teurer geworden. Im vergangenen Jahr hätten sich Intel-CPUs für PCs im Schnitt um etwa sieben Prozent verteuert. Dies liegt aber auch daran, dass Intel mehr teure Modelle der Reihe Core i7 verkauft hat.