Bitkom-Studie: Fake News und die Rolle von sozialen Netzwerken

Andreas Frischholz
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Bitkom-Studie: Fake News und die Rolle von sozialen Netzwerken
Bild: Andrew Feinberg | CC BY 2.0

Inwieweit Fake News die öffentliche Meinung beeinflussen können, ist aktuell einer der zentralen Streitpunkte. Nun hat der IT-Branchenverband Bitkom eine Studie vorgelegt, die besagt: Die Bürger bemerken zwar, dass sich Fake News häufen, doch die sozialen Netzwerke sind eben nicht die erste Anlaufstelle für Nachrichten.

Soziale Netzwerke nicht erste Anlaufstelle für Nachrichten

Die Umfrage befasst sich sowohl mit Falschmeldungen als auch mit Fake News. Der Unterschied: Bei den Falschmeldungen handelt es sich um klassische Zeitungsenten, die entweder aufgrund von sachlichen Fehlern oder einer schlechten Quellenlage entstanden sind. Fake News sind hingegen gefälschte Nachrichten, die gezielt gestreut werden, um Reichweite in den sozialen Netzwerken zu erreichen – sei es aus kommerziellen oder politischen Gründen. Der Begriff füllt „eine Lücke zwischen den etablierten Wörtern Falschmeldung und Propaganda“, heißt es etwa in der Laudatio von Sprachforschern, die Fake News zum Anglizismus des Jahres 2016 kürten.

Fake News und Falschmeldungen werden eher wahrgenommen

Dass die Bürger das Thema wahrnehmen, legt nun die Umfrage (PDF) nahe. Demnach haben 68 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten Falschmeldungen oder Fake News in klassischen Medien oder in sozialen Online-Medien bemerkt. 40 Prozent der Befragten haben zudem einen leichten und 31 Prozent sogar einen starken Anstieg von Falschmeldungen und Fake News wahrgenommen. Keine Veränderung hat ein Fünftel der Befragten registriert. Auffällig waren die gefälschten Nachrichten dabei vor allem beim amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf und beim Thema Flüchtlinge. Von der Gruppe, die Fake News bemerkt hat, räumen zudem 8 Prozent ein, selbst schon mal versehentlich Falschmeldungen oder Fake News geteilt oder weiter verbreitet zu haben

Soziale Netzwerke haben nur untergeordnete Rolle bei den Nachrichten

Die Frage ist nun, welche Rolle die sozialen Netzwerke spielen, die – im Vergleich zu den klassischen Falschmeldungen in etablierten Medien – entscheidend sind, um Fake News zu verbreiten. Das Ergebnis der Umfrage ist: Als Informationsquelle für Nachrichten liegt das Internet in der Gesamtbevölkerung mit 63 Prozent auf Platz fünf. Bei jüngeren Bürgern in der Altersgruppe von 14 bis 29 Jahre und der mittleren Altersgruppe von 30 bis 49 Jahre steht das Internet zwar schon auf Rang 2, doch die erste Anlaufstelle für Nachrichten ist nach wie vor das Fernsehen.

Und selbst bei Menschen, die Nachrichten im Internet konsumieren, spielen soziale Netzwerke nur eine untergeordnete Rolle. 20 Prozent nutzen demnach Dienste wie Facebook und Twitter sowie soziale Medien wie WhatsApp, um sich zu informieren. Bei Videoportalen sind es 18 Prozent, 12 Prozent lesen zudem Blogs. Und auch bei den 14- bis 29-jährigen ist es nur jeder Vierte, der sich über soziale Netzwerke informiert.

Bitkom: Soziale Netzwerke als Informationsquelle nur auf Rang 5
Bitkom: Soziale Netzwerke als Informationsquelle nur auf Rang 5 (Bild: Bitkom)

Auf Rang 1 liegen im Internet hingegen die Web-Angebote der Printmedien mit 79 Prozent, gefolgt von den TV-Sendern (69 Prozent) und den Startseiten von E-Mail- und Internetprovidern wie T-Online und Web.de

Der Bitkom bezeichnet die Umfrage als repräsentativ. Befragt wurden 1.009 Personen ab 14 Jahren.

Umfrage als Beleg für politische Forderungen

Die Ergebnisse der Umfrage nutzt der Bitkom, um weniger Regulierung zu fordern. Wenig überraschend für einen Branchenverband, der auch die Interessen von Konzernen wie Facebook, Google und Twitter vertritt – und die verschärfte Gesetze verhindern wollen. Selbst die von der Bundesregierung geplante Löschfrist von 24 Stunden samt Bußgeldern bei Vergehen lehnt der Bitkom ab, weil die Konzerne dann dazu neigen könnten, bei unklaren Fällen die Inhalte eher zu löschen. „Rechtsstaatliche Prinzipien und das hohe Gut der Meinungsfreiheit müssen geschützt werden“, so Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder

Erstaunlich ist nun an der Forderung, dass die im Kern auch von den Netzaktivisten vertreten werden, die sich normalerweise nicht im selben Lager wie die Wirtschaftsverbände aufhalten. Doch bei der Debatte um Fake News warnen etwa auch die Autoren von Netzpolitik.org, dass bei verschärften Gesetzen eine private Rechtsdurchsetzung droht, die eine Gefahr für die Meinungsfreiheit darstellt.

Außerdem kritisiert Rohleder noch, dass „Themen wie Fake Follower, Fake News, Hatespeech oder Social Bots wild durcheinander geworfen“ werden. Ebenfalls ein Punkt, den Experten bemängeln. Wie bei einer Anhörung im Bundestag deutlich wurde, lautet vorerst der Status Quo: Dass soziale Netzwerke ein Problem mit Fake News und Social Bots haben, ist zwar offensichtlich. Heikel ist nur, wie die Politik damit umgehen soll. Denn es liegen schlicht noch zu wenige Erkenntnisse vor, wie sich die gefälschten Nachrichten tatsächlich auswirken.

Soziale Netzwerke reagieren

Spurlos geht der öffentliche Druck an den sozialen Netzwerken ohnehin nicht vorbei. So hat Facebook bereits vor Wochen einen Maßnahmenkatalog präsentiert, um die Verbreitung von Fake News einzudämmen. Neben Kooperationen mit Fact-Checker-Organisationen wie dem Rechercheportal Correctiv in Deutschland soll auch der News-Feed-Algorithmus angepasst werden.

Wie Facebook kürzlich mitteilte, ist das Ziel, authentische Inhalte besser zu identifizieren und dann höher einzuordnen. Daher wurde der Algorithmus nun um ein weiteres Signal ergänzt. Berücksichtigt wird künftig, ob eine Facebook-Seite viel Spam verbreitet oder die Nutzer zu Likes und Kommentaren aufruft. Ein weiterer Anhaltspunkt ist zudem, ob Nutzer die Beiträge einer Seite verbergen. Ist das der Fall, soll sich das auch auf das Ranking im News-Feed-Algorithmus auswirken.