AMD Naples: Erste Benchmarks zur 32-Kern-CPU mit Octa-Channel-RAM
Keine Woche nach dem Start der Zen-Architektur mit Ryzen hat AMD auch einen Ausblick auf den größeren Bruder für Server gegeben: Naples. Mit Naples will AMD den Weg zurück in das Data Center gehen. Die bisher präsentierten Eckdaten und Benchmarks hinterlassen einen guten Eindruck.
32 Zen-Kerne und Octa-Channel-RAM
AMD hat vor zwei Wochen in den USA nicht nur über Ryzen gesprochen, auch die neue Server-CPU Naples war Thema. „Der Kern ist der gleiche“, erklärte AMD gleich zu Beginn der Veranstaltung mit Blick auf die wenige Minuten zuvor präsentierte Prozessorarchitektur Zen für Ryzen 7, „aber der Rest nicht“. Das ist nicht verwunderlich.
Der Computerbase-Test zu den Desktop-Varianten ist hier zu finden: AMD Ryzen 7 1700, 1700X und 1800X im Test.
Großes Package mit über 4.000 Pins
Naples wird ein Extra-Chip, vermutlich ein Multi-Chip-Modul in einem sehr großen LGA-Package mit über 4.000 Kontaktpunkten – darauf wollte sich AMD auch auf Rückfrage aber noch nicht festnageln lassen. Um zu einem Multi-Chip-Modul zusammengefasst werden zu können, bedarf es eines anderen Aufbaus als bei Ryzen für den Desktop. Zu möglichen Taktraten gab es ebenfalls noch keine Angaben, gegenüber der Presse vor Ort ließ AMD aber bereits durchblicken, dass es spezielle Taktraten wie bei Intel für AVX-Szenarien nicht geben wird.
Octa-Channel-RAM mit bis zu 171 GB/s
Neue Details hatte AMD zum Speicher zu bieten: Den Prozessoren mit maximal 32 Kernen wird ein Acht-Kanal-Speicherinterface zur Seite gestellt. Maximal möglich ist DDR4-2.667. Die Speicherbandbreite eines Dual-Sockel-Systems, für das die Naples-Prozessoren hauptsächlich gedacht sind, beträgt somit hohe 170,7 GByte pro Sekunde. Der Speicherausbau liegt bei maximal 2 TByte pro CPU, ein Dual-CPU-System kann folglich mit 4 TByte bestückt werden. Auch NVDIMM wird unterstützt, ECC ist obligatorisch.
128 PCIe-Lanes für eine oder zwei CPUs im Server
Naples bietet je CPU 128 PCIe-Lanes, und auch im Dual-Sockel-System sind so viele Leitungen extern nutzbar. Wird ein System mit zwei Prozessoren bestückt, werden jeweils 64 Lanes einer CPU für die Kommunikation untereinander abgezweigt. Damit steigt der Vorsprung gegenüber Intel zwar nicht so rasant an, wie es auf den ersten Blick scheint – 128 Lanes bieten aber immer noch mehr Entfaltungsspielraum als je zuvor. Die Konkurrenz bietet bisher nur 40 pro CPU oder 80 pro Dual-CPU-System, wird aber im Sommer mit Skylake-EP nachlegen.
Naples ist ein SoC
Wichtige Unbekannte bleibt, wie die Rechnung bei den sonstigen Schnittstellen aufgeht. AMD betonte, dass Naples ein SoC ist, also schnelles LAN und SATA an Bord hat, ohne dass ein zusätzlicher Chipsatz benötigt wird. Wie viel genau an der Zahl, wurde hingegen noch nicht offenbart.
Intel bietet Schnittstellen bisher über einen extra Chip, der via spezieller DMI-Verbindung an die CPUs gekoppelt ist, die via QPI miteinander kommunizieren – das alles braucht keine PCIe-Lanes. Der Chipsatz gibt bei Intel dann noch einmal zusätzliche PCIe-Lanes frei, zudem werden SATA, LAN und USB darüber separat realisiert. Wie es bei Skylake-EP mit jeweils 44 PCIe-Lanes und neuem Server-Chipsatz mit noch mal vermutlich 24 weiteren Lanes ab Sommer im direkten Vergleich von 2P-Server-Systemen aussieht, ist damit höchst interessant – aber aktuell noch offen.
Benchmarks: AMD Naples gegen Intel Broadwell-EP
In San Francisco hat AMD auch erste Benchmarks gezeigt, wie bei Ryzen geht der Hersteller dabei Schritt für Schritt vor. Die genutzte 32-Kern-Variante des neuen Prozessors trat mit bisher noch unter Verschluss gehaltenem Takt mit dem Vollausbau von 4 TByte gegen Intels Broadwell-EP vom Typ Xeon E5-2699A v4 mit maximal 3,6 GHz an. Dabei trafen bereits auf dem Papier Welten aufeinander: 32 Kerne gegen 22 Kerne, im Dual-Sockel-System damit 128 Threads gegen 88 Threads. Die Speicherbandbreite bei Naples liegt dank Acht-Kanal-Speicherinterface bei 170,7 GByte pro Sekunde, Broadwell-EP bietet über vier Kanäle lediglich 76,8 GByte/s.
Testsystem AMD | Testsystem Intel | |
---|---|---|
CPU | 2 × „AMD Naples“ | 2 × Intel Xeon E5-2699A v4 |
Kerne/Threads | 64/128 | 44/88 |
Speichervolumen | 4 TB | 3 TB |
Speicherbandbreite | 170,7 GB/s | 76,8 GB/s |
Deutliche Führung für AMD
Das gewählte Testszenario von AMD war auf den Speicher ausgelegt: „Memory is most important“, lautete die Devise des Tages. Im ersten Test schnitt AMDs Neuling folglich 2,5 Mal so schnell ab wie Broadwell-EP – bei 122 Prozent mehr Speicherdurchsatz und 45 Prozent mehr Threads. Wurden mehr als drei Terabyte Arbeitsspeicher angefordert, stieg Intels CPU komplett aus – 4 TByte Arbeitsspeicher unterstützt aktuell nur AMD.
Wie im Test von Ryzen 7 1800X, 1700X und 1700 für den Desktop-Prozessor herausgestellt, sind die von Herstellern vorab gezeigten Benchmarks immer mit Vorsicht zu genießen. Das betrifft sowohl die Auswahl der Tests als auch der Konkurrenten. So wird Intel parallel zu Naples im Sommer Skylake-EP vorstellen. Die Plattform wird nicht nur mehr Kerne als Broadwell-EP bieten, auch das Speicherinterface wird vergrößert: Sechs statt bisher vier Kanäle liegen dann vor. Zudem konnte Intel bisher immer drei DIMMs pro Channel (3DPC) ansprechen, 18 Module pro Prozessor wären hier denkbar, während Naples mit zwei DIMMs pro Channel (2DPC) auf 16 Module kommt. Dies würde zwar nicht die Speicherbrandbreite erhöhen, wohl aber die insgesamt mögliche Speichermenge von Intel über die von Naples heben – der nächste Benchmark mit mehr als vier Terabyte Speicherbedarf kündigt sich also schon an.
AMD will auch Skylake-EP schlagen
AMD gab sich auf Nachfrage zu Skylake-EP allerdings kämpferisch und zuversichtlich, auch Intels neuen Xeon schlagen zu können. Dabei dürfte es wie so oft auf die Einsatzzwecke ankommen, die im Server-Segment noch deutlich spezieller sind. Ein vermeintlich nur kleiner Vorteil/Nachteil kann dort ganz schnell große Auswirkungen haben. Naples soll noch im zweiten Quartal ausgeliefert werden. Mehr Details zu dem Termin und den exakten Eckdaten der verfügbaren Modelle wird AMD in den kommenden Wochen verraten.
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