AMD Ryzen 7 1800X, 1700X, 1700 im Test: König in Anwendungen, Prinz in Spielen
7/8Overclocking von Ryzen-CPU und DDR4-Speicher
Hinweis: Dieser Abschnitt wurde nach AMDs Bekanntgabe, Ryzen 7 1700X und Ryzen 7 1800X würden bewusst mit einem Temperatur-Offset von 20 °C auf den eigentlichen Wert arbeiten, angepasst. Zur Erstveröffentlichung des Artikels wurden die gemessenen Temperaturen der beiden X-Modelle als sehr hoch bewertet, unter Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse sind sie als sehr niedrig einzuordnen.
Overclocking ist bei Ryzen ein wichtiges Thema, schließlich wirbt AMD bereits seit Monaten damit, dass alle Ryzen-CPUs mit frei bestimmbaren Multiplikator verfügbar sein werden. Doch ein Haken bleibt: Wie immer geht bei einer Übertaktung die Garantie verloren.
Das Ryzen Master Utility als Nachfolger von AMD Overdrive stand vorab lediglich zwei Tage in einer Beta-Version zur Verfügung und wurde erst wenige Stunden vor Fall des NDA als finale Variante veröffentlicht. Da das Tool auch in der finalen Version weiterhin abstürzte und dabei mitunter das ganze System mitriss, wurde darauf keine Zeit verwandt.
Theoretisch können mit dem Tool nahezu alle Einstellungen, die auch im BIOS möglich sind, direkt unter Windows vorgenommen werden. Im ComputerBase-Test wurde in zwei von drei Fällen deshalb der klassische Weg über das BIOS genommen, erst mit dem Ryzen 7 1700 wurde auch das finale Tool kurz ausprobiert. Dabei zeigte sich, dass die 3rd-Party-Tools insbesondere die Spannung bisher nicht korrekt auslesen.
Overclocking-Wunder sind die neuen Ryzen-Prozessoren nicht, dies stellte auch AMD beim Event in den USA klar. Gerade das Flaggschiff hat kaum Luft nach oben, knapp über 4 GHz für alle acht Kerne sind normal. Der 1700X zeigt hingegen genau das gleiche Verhalten, da er von 200 MHz weniger Basistakt kommt und am Ende auf gleichem Overclocking-Niveau landet; ist er die dafür bessere CPU.
Deutlich höherer Stromverbrauch
Der kleinste Ryzen 7 ist stabil noch bei maximal 3,9 GHz zu betreiben. Mit 4,15 GHz ohne große Last, 4,1 GHz für Spiele und Co sowie 4,05 GHz für Prime95 liegen die Übertaktungsergebnisse für Ryzen 7 1800X und 1700X ziemlich exakt auf dem Niveau der Intel-Prozessoren mit acht Kernen und entsprechen damit den Erwartungen der Realisten vorab. Die Takt- und Spannungserhöhung hat natürlich auch bei AMD massive Folgen auf die Leistungsaufnahme: 230 bis 250 Watt zeigen sich beim Einsatz von Prime95 für das komplette System, ein Plus von bis zu 80 Watt gegenüber dem Standard.
Unkritische Temperaturen
Unter Berücksichtigung des Temperatur-Offsets von 20 °C bei den X-Modellen bleiben die CPUs aber weiterhin vergleichsweise kühl: 75 °C liegt noch unter dem Wert mancher Kaby-Lake-CPU mit Standardtakt. Der Ryzen 7 1700 bleibt trotz 220 Watt Systemverbrauch bei rekordverdächtigen 60 °C – und dieser Wert ist laut AMD absolut korrekt.
Overclocking vom DDR4-Speicher mit Ryzen
AMD hatte zu Beginn der Woche über Twitter mit DDR4-3.400 geworben, im ComputerBase-Test wurde dies noch übertroffen. Ein Speicherkit G.Skill TridentZ DDR4-3.600 konnte bei CL16 auf den spezifizierten Takt gehievt werden. Die Voraussetzungen waren optimal: Single Rank im Dual-Channel-Modus entspricht den Vorgaben von AMD, der Rest liegt am Mainboard und BIOS – wenn alle Vorzeichen stimmen, ist demnach auch Speicher-Overclocking möglich.
Der Grundtenor zum Start ist jedoch verhalten, vor allem seitens der Speicherhersteller: Der Speicher ist noch eine sehr schwierige Angelegenheit, insbesondere was das Overclocking angeht. In vielen BIOS-Varianten ist deshalb bisher nur maximal DDR4-3.200 als höchste OC-Stufe hinterlegt. Da die Mainboardhersteller in der Regel erst mit einigen neueren BIOS-Varianten an der Speicherkompatibilität und auch -geschwindigkeit arbeiten – zu Beginn steht die CPU-Leistung immer im Fokus –, sollte sich die Situation in den kommenden Wochen und Monaten weiter verbessern.
Undervolting
Undervolting, also das Absenken der Spannung der CPU, ist in der Regel noch mehr für Geeks denn das Overclocking – aber es kann einen beachtlichen Effekt haben! Moderne Mainboards bieten dafür seit einigen Jahren mit dem Offset-Modus ein einfaches Werkzeug: Darüber wird von der Standardspannung, die AMD bei der CPU in verschiedenen Lastszenarien verlangt, einfach ein Wert X abgezogen. In der Regel sind dies mindestens 0,1 Volt, wenn es gut funktioniert auch 0,15 Volt oder sogar noch ein klein wenig mehr.
Dies alles funktioniert auch bei AMD Ryzen 7. Dem Modell 1800X konnte für den Normalbetrieb 0,1 Volt weniger Spannung verabreicht werden, dem „Golden Sample“ des 1700X sogar 0,15 Volt weniger. Bei beiden Modellen sank die Leistungsaufnahme unter Volllast um knapp über 20 Watt, gleichzeitig verringerte sich die Temperatur um sechs Grad.
Ryzen 7 1700: 55 Watt Delta zwischen Leerlauf und Last möglich
Der Ryzen 7 1700 zeigt hier sein wahres Bild: Während er in der Default-Konfiguration fast mit dem 1700X konkurriert, sinkt die Leistungsaufnahme mit 0,15 Volt weniger nochmals deutlich. Mit nur noch 100 Watt auf der Anzeige ist daraus nun ein 55-Watt-Prozessor (Differenz Leerlauf/Last) geworden.
Preis-Leistungs-Verhältnis
Im Preis-Leistungs-Verhältnis wird das Performance-Rating auf Basis aller Anwendungen und Spiele in Full-HD-Auflösung herangezogen. Bei den Preisen gilt, dass die Produkte zum Zeitpunkt der Ermittlung auch verfügbar sein sollten, mit der Randbedingung, dass es sich um einen renommierten Shop handelt (Stand 02.03.2017).
AMDs Prozessoren zeigen sich in diesem Streudiagramm von ihrer wahren Seite. Die Broadwell-E haben sie im Griff: Der Ryzen 7 1700X liegt bei quasi gleichem Preis wie der Core i7-6800K deutlich über ihm, gleiches gilt für den 1800X im Vergleich zum gleichteuren 6850K. Der kleine Ryzen 7 1700 hat es da etwas schwerer, er kämpft beim Preis genau gegen Intels Mainstream-Flaggschiff Core i7-7700K, welches in vielen Alltagsszenarien einfach über den brutal hohen Takt von 4,4 GHz für acht Threads punktet. Da können 3,2 GHz für 16 Threads oft nicht mithalten.