Britische Innenministerin: WhatsApp-Verschlüsselung ist „völlig inakzeptabel“
Verschlüsselte Messenger wie WhatsApp sind nicht akzeptabel, erklärt die britische Innenministerin Amber Rudd infolge des Anschlags von London in der letzten Woche. Tech-Firmen müssten kooperieren, damit Sicherheitsbehörden einen Zugang zu verschlüsselten Nachrichten erhalten können.
Verschlüsselte WhatsApp-Chats sind „völlig inakzeptabel“
Rudd wählte dabei harsche Worte, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Angesprochen auf Messenger-Dienste mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung erklärte sie am Wochenende: „Es ist völlig inakzeptabel, es sollte keinen Ort für Terroristen geben, um sich zu verstecken.“ Das beträfe sowohl WhatsApp als auch weitere Messenger-Anbieter, die Terroristen einen „geheimen Platz“ bieten, um heimlich miteinander sprechen zu können.
Nötig wären also neue Überwachungsmaßnahmen. Geheimdienste müssten in der Lage sein, auch verschlüsselte WhatsApp-Nachrichten abzufangen, so Rudd. Verschärfte Gesetze hat die britische Innenministerin aber noch nicht auf dem Schirm, zunächst will sie sich mit Unternehmen wie Facebook treffen, um freiwillige Kooperationen zu vereinbaren. Dabei soll es auch generell um die Frage gehen, wie sich die Aktivitäten von Terroristen in den sozialen Medien eindämmen lassen.
Kritik: Ein Verbot von Verschlüsselung hätte kein Menschenleben gerettet
Rudds Aussage ist eine Reaktion auf den Terroranschlag in der letzten Woche, bei dem vier Menschen und der Attentäter starben. Vor der Tat soll er noch verschlüsselte Nachrichten verschickt haben.
Die britische Opposition lehnt den Vorstoß der Innenministerin allerdings ab. So erklärte Brian Paddick, ein Sprecher für innere Angelegenheiten bei der Liberalen Partei: „Die zentrale Frage ist: Hätte man Menschenleben in der letzten Woche retten können, wenn Ende-zu-Ende-Verschlüsselungen verboten wären? Alle Beweise deuten derzeit darauf hin, dass die Antwort nein lautet.“ Zumal Sicherheitsbehörden heute schon Mittel hätten, um die verschlüsselte Kommunikation von Terror-Verdächtigen abzufangen, so Paddick.
Neue Runde im Streit um Verschlüsselungen
Es ist also die altbekannte Verschlüsselungsdebatte, die Rudd neu entfachen will. Denn seit dem Streit zwischen Apple und dem FBI im letzten Jahr ist es ruhiger geworden. Selbst Geheimdienste wie die NSA haben sich damals gegen Hintertüren in Verschlüsselungen ausgesprochen. Der Grund: Wenn Sicherheitsbehörden die Verschlüsselung knacken können, handelt es sich im Prinzip um eine Sicherheitslücke, die auch Kriminelle oder eben fremde Geheimdienste ausnutzen können.
Für Sicherheitsbehörden gelten deswegen Staatstrojaner für Smartphones als Mittel der Wahl, um Nachrichten schon abzufangen, bevor diese verschlüsselt werden. So geht etwa auch die CIA vor, wie aus den Dokumenten hervorgeht, die WikiLeaks kürzlich veröffentlicht hat.
Entsprechende Pläne verfolgt zudem die Bundesregierung. Mit der Zentralstelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (Zitis) hat in diesem Jahr eine neue Behörde die Arbeit aufgenommen. Die soll Technologien für Polizei und Geheimdienste entwickeln, um Verschlüsselungen zu knacken. Allerdings ist das Vorgehen umstritten. Kritisiert wird, dass Staatstrojaner ebenfalls auf offene Schwachstellen angewiesen sind, die letztlich die Sicherheit der Nutzer gefährden.