Netzteile von Enermax im Test: Platimax D.F. und Revolution SFX sind die neue Oberklasse

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Nico Schleippmann
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Testergebnisse

Für die Netzteile kamen während der Tests folgende selbstkalkulierten Lasten zum Einsatz. Die prozentualen Auslastungen stellen dabei die Lastverteilung nach, wie sie die 80Plus-Organisation verwendet. Die festen Lasten sollen typische Lastverteilungen aktueller Hardware-Konfigurationen nachstellen.

Die im Test verwendeten Lasten im Detail

Die einzelnen Ergebnisse jeder Kategorie können anhand der Schaltflächen über den Diagrammen durchgeschaltet werden.

Effizienz

Die Anforderungen von 80Plus Gold beziehungsweise Platinum erfüllen die beiden Netzteile ohne Probleme. Das Revolution SFX 550W macht insbesondere bei geringeren Lasten eine gute Figur, da dessen Wirkungsgrad mit 20 Prozent Auslastung die Vorgaben um zwei Prozentpunkte übersteigen kann. Bei denselben Lasten aber einer Eingangsspannung von 230 Volt profitieren die Testkandidaten wie erwartet durch den geringeren Eingangsstrom, der für geringere Verluste in den primärseitigen Bauteilen sorgt.

Diagramme
Effizienz bei 115 Volt Eingangsspannung
707580859095Prozent 10 %20 %50 %100 %110 %

Erst mit den festen Lasten kann aber ein sinnvoller Vergleich zu anderen Netzteilen hergestellt werden, weil Messungen unter denselben Testbedingungen und praxisrelevanteren Lastverteilungen stattfinden. Trotz der höheren Nennleistung des Revolution SFX 550W hat es gegenüber dem Corsair SF450 in keinem Lastszenario eine Chance und liegt um ein bis zwei Prozentpunkte hinter dem Konkurrenten. Mit einer Effizienz von 91 bis 92 Prozent im optimalen Auslastungsintervall kann es für ein 80Plus-Gold-Netzteil daher nur ein durchschnittliches Ergebnis abliefern.

Das Platimax D.F. 500W liegt mit dem Super Flower Platinum King 450W derselben Wirkungsgradzertifizierung nahezu gleichauf. Für höhere Belastungen oberhalb von 300 Watt ist allerdings ein deutlicher Abfall der Effizienz festzustellen, der untypisch für ein Netzteil dieser Klasse ist. Das ist etwas enttäuschend, da selbst günstigere 80Plus-Gold-Geräte hierbei effizienter arbeiten.

Leistungsfaktorkorrektur (PFC)

Im 230-Volt-Netz funktioniert die Leistungsfaktorkorrektur des Platimax D.F. 500W nicht perfekt. Bei Halblast kommt es nur auf 91,7 Prozent – mit einer Eingangsspannung von 115 Volt übertrifft es aber die für 80Plus Platinum geforderten 95 Prozent. Für die Stromkosten hat ein schlechterer Leistungsfaktor in einem Privathaushalt jedoch keine direkten Auswirkungen. Das Revolution SFX 550W zeigt sich in diesem Test hingegen unauffällig.

Leistungsfaktor
66,27073,01679,76286,50893,254100,000Prozent 10 %20 %50 %100 %110 %

Spannungsregulation

Die Spannungsregelung funktioniert bei beiden Testkandidaten sehr gut, wobei das Platimax D.F. 500W seinen Job ein bisschen besser macht, da die Abweichungen mit der Last besonders klein bleiben. Der Test mit festen Lasten zeigt dasselbe Bild: Die Spannungen befinden sich weit innerhalb der Spezifikation.

Diagramme
Spannungsregulation +12 Volt
11,011,411,812,212,613,0Volt 10 %20 %50 %100 %110 %Crossload 12 VCrossload Minor

Negative 12-Volt-Schiene mit zu hoher Spannung

Das Platimax D.F. 500W muss ohne zusätzlichen Regler für die -12-Volt-Schiene auskommen, weshalb diese Schiene trotz des größeren Toleranzbandes von -10,8 bis -13,2 V die Spezifikationen bei bestimmten Lastkonfigurationen verlassen kann. Ein Problem sind insbesondere größere Belastungen auf den Haupt-Schienen und eine Nulllast oder sehr kleine Last auf der -12-Volt-Schiene. So können ohne Belastung Spannungen von -13,9 V anliegen – bei einer Last von 36 mA liegt die Spannung mit 13,0 V schließlich innerhalb der Spezifikation. Auf nur noch wenigen aktuellen Mainboards wird diese Schiene überhaupt noch verwendet und für die seltenen Ausnahmen dürfte die genannte Mindestlast kein Problem darstellen.

Restwelligkeit

Ähnliche High-End-Werte wie in der Spannungsregulation (der drei Haupt-Ausgangsschienen) können für die Restwelligkeit nicht attestiert werden. Zumindest auf der wichtigen +12-Volt-Schiene ist der Wechselspannungsanteil sehr gering und schöpft die Spezifikationsgrenze von 120 mV nicht einmal zur Hälfte aus. Anders sieht es auf der 5-Volt-Schiene des Platimax D.F. 500W aus, deren Restwelligkeit bei Volllast gerade noch tolerabel ist.

Diagramme
Restwelligkeit +12 Volt
0,076,8153,6230,4307,2384,0Millivolt 10 %20 %50 %100 %110 %Crossload 12 VCrossload Minor

Moderne Systeme belasten diese Schiene jedoch deutlich geringer, weshalb die Messungen bei festen Lasten hier auch bessere Ergebnisse offenbaren. Eine höhere 5-Volt-Belastung kann heutzutage quasi nur durch die parallele Stromversorgung vieler Hochleistungs-USB-Geräte resultieren.

Schutzschaltungen

Die Überstromsicherungen (OCP) beider Enermax-Netzteile funktionieren einwandfrei. Die Auslösepunkte wurden für das Revolution SFX 550W sinnvoll bemessen. Das Platimax D.F. 500W könnte jedoch etwas früher abschalten, weil erst bei einer Gesamtlast von knapp 150 Prozent der Nennleistung die Sicherung greift. Auf eine extra Strommessung der +12-Volt-Schiene verzichten beide Kandidaten und sichern diese Schiene stattdessen über die Überlastsicherung (OPP) ab, weil ohnehin die gesamte Leistung der Netzteile auf der +12-Volt-Schiene abgegeben werden kann.

Enermax Platimax D.F. 500W
Sicherung Nennstrom / Nennleistung Auslösepunkt der Schutzschaltung
3,3 V OCP 16 A 30 A
5 V OCP 15 A 32 A
12 V OCP 41 A 63 A (Abschaltung bedingt durch OPP)
OPP 500 W 740 W
Enermax Revolution SFX 550W
Sicherung Nennstrom / Nennleistung Auslösepunkt der Schutzschaltung
3,3 V OCP 18 A 25 A
5 V OCP 15 A 27 A
12 V OCP 45,8 A 58 A (Abschaltung bedingt durch OPP)
OPP 550 W 695 W
OTP 65 °C (an Thermistor zwischen Haupt-Transformator und Synchrongleichrichter)

Sobald der Thermistor des Revolution SFX 550W eine Temperatur von etwa 65 °C erreicht, schaltet sich das Netzteil ab, um Schäden aufgrund von Überhitzung zu vermeiden. Das Platimax D.F. 500W muss ohne diese Schutzschaltung auskommen, weshalb bei Überhitzung auf andere Sicherungen vertraut werden muss.

Die Kurzschlusssicherung (SCP) wurde ordnungsgemäß umgesetzt. So erkennt diese sowohl niederohmige Kurzschlüsse auf dem 24-Pin-ATX- als auch auf den SATA-Steckern.

Wärmekammer

Obwohl die beiden Netzteile der Oberklasse zuzuordnen sind, spezifiziert Enermax diese nur auf eine Umgebungstemperatur bis 40 °C – in dieser Preisklasse sind 50 °C als Maximaltemperatur üblich. Wenn das Netzteil mit zur Entlüftung des Systems genutzt wird, können solche hohen Temperaturen auftreten. Viele Gehäuse erlauben mittlerweile aber einen getrennten Luftstrom, das der Lautstärke und Performance des Netzteils zugute kommt. Die folgenden Messungen wurden mit anderem Mess-Equipment und abweichender Lastverteilung bei einer Umgebungstemperatur von 50 °C und Volllast durchgeführt.

Die Ausgangsspannungen und die Restwelligkeit bleiben auch nach längerer Belastung in der Wärmekammer weit innerhalb der Spezifikationen. Der Lüfter muss aber wie zu erwarten deutlich schneller drehen, was für das Platimax D.F. und für das Revolution SFX 550W eine Drehzahl von 1.000 UPM beziehungsweise 3.770 UPM bedeutet.

Ausgangsspannungen Platimax D.F. 500W Revolution SFX 550W
12 V 12,13 V 12,12 V
5 V 4,98 V 5,04 V
3,3 V 3,27 V 3,24 V

Stützzeit & ErP

Gerade für günstige Netzteile wird gerne am Stützkondensator gespart, weil ein ordnungsgemäßer Betrieb in einem stabilen Niederspannungsnetz wie dem deutschen auch für geringere Stützzeiten sichergestellt werden kann.

Stützzeit
  • AC_loss bis PWR_OK-Ende:
    • Xilence Performance A+ 530W
      8,8
    • Chieftec Force CPS-500S
      9,3
    • LC-Power GP4 LC6560
      9,7
    • Cougar GX-S450
      9,9
    • Super Flower Platinum King 450W
      10,1
    • Corsair Vengeance 500
      10,3
    • Aerocool Xpredator 500W
      11,6
    • LC-Power LC8850III
      11,8
    • Enermax Revolution X't II 550W
      12,4
    • be quiet! S8 500W
      12,5
    • Bitfenix Whisper M 450W
      12,9
    • EVGA 500 BQ
      13,1
    • Enermax Revolution SFX 550W
      14,2
    • Silverstone Strider Titanium ST80F-TI 800W
      15,4
    • Minimum
      16,0
    • Cooler Master V850
      16,1
    • FSP Hydro X 550W
      16,3
    • Thermaltake Toughpower DPS G Platinum 850W
      16,3
    • Enermax Platimax D.F. 500W
      16,7
    • Cougar LX 500 (2. Muster)
      16,7
    • Cougar LX 500 (1. Muster)
      16,8
    • Corsair HX850i
      17,6
    • Corsair SF450
      18,6
    • Super Flower Leadex Titanium 850W
      19,1
    • be quiet! P11 850W
      22,7
    • be quiet! Pure Power 10 500W CM
      34,0
  • PWR_OK-Ende bis DC_loss:
    • be quiet! Pure Power 10 500W CM
      0,0
      tatsächlicher Wert: -1,1
    • Aerocool Xpredator 500W
      0,0
      tatsächlicher Wert: -1,3
    • Silverstone Strider Titanium ST80F-TI 800W
      0,0
      tatsächlicher Wert: -2,2
    • Chieftec Force CPS-500S
      0,4
    • Minimum
      1,0
    • Enermax Revolution X't II 550W
      1,1
    • Thermaltake Toughpower DPS G Platinum 850W
      1,2
    • Enermax Platimax D.F. 500W
      1,8
    • Super Flower Platinum King 450W
      2,1
    • Enermax Revolution SFX 550W
      2,3
    • LC-Power LC8850III
      2,4
    • EVGA 500 BQ
      2,5
    • Bitfenix Whisper M 450W
      3,0
    • FSP Hydro X 550W
      3,0
    • Corsair Vengeance 500
      3,2
    • Corsair SF450
      3,4
    • be quiet! S8 500W
      3,5
    • Cougar GX-S450
      4,0
    • LC-Power GP4 LC6560
      4,1
    • Cougar LX 500 (1. Muster)
      4,1
    • Cougar LX 500 (2. Muster)
      4,1
    • be quiet! P11 850W
      4,5
    • Corsair HX850i
      4,5
    • Super Flower Leadex Titanium 850W
      5,1
    • Xilence Performance A+ 530W
      5,2
    • Cooler Master V850
      5,5
Einheit: Millisekunden

Die Kapazität des Stützkondensators im Revolution SFX 550W ist nicht ausreichend, um die erforderliche Stützzeit bereitstellen zu können. Mit einer Belastung von 80 Prozent der Nennleistung sollte das Netzteil die Anforderung hingegen erfüllen. Das Platimax D.F. 500W kommt knapp über die 16,0 ms, sodass der Betrieb an einer offline UPS selbst für Volllast kein Problem darstellen sollte.

Aber nicht nur die Stützzeit selbst ist ein relevantes Messergebnis, sondern auch der Zeitpunkt, wenn das Netzteil das PWR_OK-Signal fallen lässt, bevor die Spezifikationen der Spannungsschienen verlassen werden (DC_loss). Diese Zeit soll mindestens 1 ms betragen, wobei eine möglichst kurze Zeitspanne bevorzugt wird, weil dadurch die Stützzeit verlängert werden kann – mit über 1,0 ms liegen die Testprobanden über dieser Vorgabe.

ErP Lot 6 2013 Platimax D.F. 500W Revolution SFX 550W
Keine Last 0,22 0,14
45 mA auf 5 VSB 0,50 0,43
Maximum 0,50
Aufgenommene Leistung in Watt

Die für das CE-Zeichen verbindlichen Energiesparrichtlinien kann Enermax – wenn auch knapp – erfüllen.