Hassbeiträge: Behörden prüfen Facebooks Lösch-Team
In Deutschland beschäftigt Facebook die Bertelsmann-Tochter Arvato, um die von Nutzern gemeldeten Inhalte zu prüfen. Es existieren aber die Vorwürfe, dass bei dem Lösch-Team zum Teil unwürdige Arbeitsbedingungen herrschen. Nun hat die Berliner Arbeitsschutz-Behörde unabhängige Kontrollen durchgeführt, meldet der Spiegel.
Vorwurf: Verstörende Inhalte im Akkord abarbeiten
Beim Umgang mit Hassbeiträgen steht Facebook nicht nur wegen dem geplanten Gesetz unter Druck. Beobachtet wird auch, wie es dem Team mit rund 100 Mitarbeitern bei Arvato ergeht, das die gemeldete Inhalte prüft und löscht. Im Dezember hatte die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf anonyme Quellen von unwürdigen Arbeitsbedingungen berichtet. Mitarbeiter klagten, dass selbst verstörende Inhalte mit Gewaltszenen, Kinderpornographie oder Tierquälerei in Akkord abgearbeitet werden müssten, ohne dass eine ausreichende psychologische Betreuung erfolgt.
Betriebsprüfung von Berliner Behörde
Deswegen hat sich nun das Berliner Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (LaGetSi) eingeschaltet. Die Berliner Behörde prüft unter anderem, ob sich Arvato ausreichend um Mitarbeiter kümmert, die psychologisch belastenden Inhalten ausgesetzt sind. Ende Februar haben daher zwei Mitarbeiter der Behörde eine nicht angekündigte Betriebsprüfung durchgeführt, meldet der Spiegel. Demnach wurden dabei Arvato-Mitarbeiter befragt und Unterlagen mitgenommen. Ausgelöst durch die Medienberichte war zuvor schon eine angemeldete Kontrolle erfolgt.
Geklärt werden müssten noch „einige offene Punkte“, sagte ein Sprecher der Behörde. LaGetSi-Leiter Robert Rath erklärte aber noch am Freitag: „Bislang gibt es keinen Anlass für ordnungsbehördliches Handeln.“ Facebook und Arvato hatten die Vorwürfe stets dementiert, blieben dabei aber vage und hüllen sich ansonsten weitestgehend in Schweigen, wenn es um die Arbeitsbedingungen bei dem Lösch-Team geht. Nun erklärte aber Arvato auf Anfrage des Spiegel, dass es „umfassende Gesundheitsfürsorge sowie Betreuungsangebote“ gebe, die kontinuierlich weiterentwickelt werden. Dazu zähle auch psychologische Betreuung außerhalb der Arbeitszeiten.
Arbeitsbedingungen spielen auch beim Fake-News-Gesetz eine Rolle
Die Arbeitsbedingungen bei den Lösch-Teams sind auch Teil des umstrittenen Gesetzentwurfs, mit dem die Bundesregierung die Verbreitung von Fake News und Hassbeiträgen in sozialen Netzwerken eindämmen will. So ist etwa ein Rechenschaftsbericht vorgesehen, in dem die sozialen Netzwerke wie Facebook, Google und YouTube unter anderem angeben müssen, wie viele Mitarbeiter eingesetzt werden, um die Beschwerden von Nutzern zu bearbeiten.