Icarus Illumina Pro im Test: 9,7-Zoll-Android-Reader mit umständlicher Stifteingabe
Der Icarus Illumina Pro ersetzt den E-Book-Reader Excel 2014. Im Test kann das 9,7-Zoll-Gerät mit Android aber nur teilweise überzeugen. Das liegt in erster Linie an der umständlichen Bedienung über den Stift. Aber auch die neue Hintergrundbeleuchtung ist eine Enttäuschung.
Große E-Book-Reader sind gefragt
Die Nachfrage nach E-Book-Readern in Tablet-Größe ist nach wie vor groß. Die vielen Kommentare von ComputerBase-Lesern sind ein Indiz, der Anfang 2016 über Indiegogo in wenigen Tagen finanzierte 13,3-Zoll-Reader ein weiteres. Bisher stand dem Erfolg von Lesegeräten im 10-Zoll-Bereich allerdings in der Regel der Preis im Weg: Das Crowfunding-Modell kostet beispielsweise 699 US-Dollar.
Der Icarus Illuminia Pro im Test
Auch die großen Reader des niederländischen Herstellers Icarus sind im oberen Preissegment angesiedelt. Nach der im Jahr 2014 veröffentlichten aktualisierten Version des Excel und dem Versuch, Mitte des letzten Jahres mit dem A4 einen 13,3 Zoll großen E-Book-Reader per Crowdfunding zu finanzieren, hat Icarus nun mit dem Illumina Pro erneut einen 9,7 Zoll großen Reader samt freiem Android veröffentlicht. Sein Preis: 399,95 Euro.
Was der große E-Book-Reader kann und ob sich ein Umstieg vom Excel 2014 lohnt, darüber gibt der Test Aufschluss.
Spezifikationen: Beleuchtung, mehr Speicher, größerer Akku
Gegenüber dem Excel 2014 heben sich die Eckdaten des Illumina Pro durch das beleuchtete Display, den vier Mal so großen internen Speicher sowie den fast doppelt so großen Akku ab. Das Gehäuse ist dabei nur zwei Zentimeter länger, aber nicht dicker, das Gewicht sogar leicht gefallen. Auch der Arbeitsspeicher fällt jetzt doppelt so groß aus, während das SoC unverändert geblieben ist.
Icarus Illumina Pro | Icarus Excel 2014 | |
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OS: | Android 4.0.4 | |
Display: | 9,7 Zoll, 825 × 1.200 Pixel (153 ppi), 16 Graustufen E-Ink-Display Pearl-Technologie Regal-Technologie Wacom-Digitizer |
|
Beleuchtet: | Ja | Nein |
Bedienung: | Stylus, Tasten | |
CPU: | Freescale i.MX6 (ARM Cortex-A9) mit 1 GHz | |
Arbeitsspeicher: | 1024 MB | 512 MB |
Speicher: | 16 GB erweiterbar |
4 GB erweiterbar |
Übertragungsstandards: | WLAN 802.11 b/g/n Bluetooth 4.0 |
|
Akku: | 3.000 mAh | 1.600 mAh |
Abmessung: | 260 × 180 × 9 mm | 240 × 180 × 9 mm |
Gewicht: | 487 Gramm | 506 Gramm |
Unterstützte Formate (nativ): |
Dokumente: PDF, FB2, E-Pub, RTF, TXT, HTML, PRC, Word/Excel/PPT Bilder: JPG, BMP Audio: MP3, WMA (ungeschützt) |
|
Lieferumfang: | Icarus Excel, USB-2.0-Lade-und Verbindungskabel (USB Typ A auf Mini B), Stylus, Kurzanleitung | |
Preis (UVP): | 399,95 Euro | 319,95 Euro |
Verarbeitung und Stifteingabe
Optisch reiht sich der neue Reader deutlich besser ins restliche Icarus-Portfolio ein als der Excel 2014. Technisch basiert der Illumina Pro auf dem Onyx Boox N96ML, was auch der Schriftzug unter dem Display verrät.
Die Verarbeitung ist gut, die Spaltmaße sind gering und gleichmäßig. Die glatte Rückseite aus Aluminium verleiht dem Reader einen Hauch von Tablet-Flair, auch wenn der sichere Halt darunter leidet und die erste Berührung sich zumeist kalt anfühlt. Das Gewicht konnte der Hersteller trotz einer Verlängerung des Readers um 20 Millimeter marginal auf 487 Gramm reduzieren. Weil er nicht gegen Staub und Wasser geschützt ist, ist der Illumina Pro nur bedingt für den Außeneinsatz geeignet.
Illumina Pro ohne Steuer-Joystick
Auffällig ist die geringere Tastenanzahl des Illumina Pro. So verzichtet Icarus beim aktuellen Reader auf den beim Excel 2014 noch am rechten Rand angebrachten Joystick, weshalb sich der Reader fast ausschließlich per Stifteingabe steuern lässt – im Alltag ein deutlicher Nachteil. Auch die zuvor am unteren Rand angebrachten Wippen zur Lautstärkeregelung sind dem Rotstift zum Opfer gefallen. Diese Aufgabe übernehmen nun die vier rechts positionierten Knöpfe, die fest sitzen und einen guten Druckpunkt bieten. Sie können zum Blättern verwendet werden, eine Belegung mit anderen Funktionen ist ebenfalls möglich.
Zur Erweiterung des 16 GB großen internen Speichers bietet auch der Illumina Pro einen Kartenslot, diesmal jedoch platzsparend im microSD-Format. Wie bereits der Vorgänger verfügt auch der neue 9,7-Zoll-Vertreter über einen Lautsprecher und einen Kopfhörerausgang, über die Audio-Dateien im MP3- und im ungeschützten WMA-Format wiedergegeben werden können. Damit kann der Reader auch zum Abspielen von Hörbüchern beziehungsweise Hörspielen wie auch zur leisen Musikberieselung im Hintergrund beim Lesen verwendet werden. Über eine Vorlese-Funktion verfügt der Illumina Pro zwar ebenfalls, die dazu erforderlichen TTS-Voice-Dateien müssen jedoch nachinstalliert werden. Direkt neben dem Kartenslot findet sich das Mikrofon, mit dem auch Sprachaufzeichnungen erstellt werden können.
Icarus legt dem E-Book-Reader nur das nötigste Zubehör bei: Eine Kurzanleitung, ein USB-Kabel sowie ein Stylus finden sich im Karton.
Display: Groß, aber gering beleuchtet
Im Gegensatz zum Vorgänger verfügt der Illumina Pro über eine integrierte Beleuchtung. Sie ist mit einer maximalen Leuchtkraft von 9,4 cd/m² im Durchschnitt aber kaum der Rede wert. Zum entspannten Lesen im Dunkeln ist das viel zu gering – Kindle, Tolino & Co. bieten im kleineren Format nicht selten das Zehnfache an Leuchtkraft. Hier enttäuscht der Illumina Pro auf ganzer Linie.
Ausleuchtungsvergleich | ||||||||
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Icarus Illumina Pro (9,7 Zoll) |
PocketBook InkPad 2 (8 Zoll) |
Kobo Aura One (7,8 Zoll) |
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7,8 | 8,6 | 10,2 | 90 | 89 | 80 | 102 | 101 | 100 |
9,6 | 10 | 10,6 | 67 | 61 | 62 | 111 | 121 | 116 |
8,6 | 9 | 10 | 56 | 58 | 59 | 103 | 109 | 108 |
Durchschnitt: 9,4 | Durchschnitt: 69 | Durchschnitt: 107 | ||||||
Angaben in cd/m² |
Von der Beleuchtung abgesehen weist der neue Reader in Sachen Bildschirm die gleichen technischen Eigenschaften wie sein Vorgänger auf: Basis ist ein E-Ink-Display samt Pearl- und Regal-Technologie sowie ein Digitizer von Wacom. Das Display verfügt über eine Auflösung von 825 × 1.200 Pixeln und damit eine Pixeldichte von gerade einmal 153 ppi – auch hier bieten andere Hersteller deutlich mehr, wenn auch zu einem oftmals höheren Preis. Zudem weisen aktuelle Reader mit Carta-Technologie einen helleren Hintergrund und einen damit verbundenen besseren Kontrast auf. Der ist auf dem Illumina Pro nur mittelmäßig ausgeprägt, was sich besonders bei alternativen Reader-Apps, welche oftmals durch eine blassere Schriftdarstellung auffallen, negativ auswirkt.
Im Gegensatz zu Lösungen von PocketBook verzichtet Icarus zudem auf E-Inks Fina- oder Mobius-Technologie, die mit einem Glas- beziehungsweise Kunststoffsubstrat für einen widerstandsfähigeren Unterbau sorgen. Dies kann besonders im Außeneinsatz einen großen Vorteil darstellen, wobei insbesondere die deutlich flexiblere Mobius-Technologie den Reader weniger anfälliger gegenüber Stößen machen würde.
Gleiches SoC, mehr Speicher
Unter dem Panel verrichtet wie beim Excel 2014 ein i.MX6-SoC (ARM Cortex A9) aus dem Hause Freescale mit einem Gigahertz Taktfrequenz seinen Dienst. Änderungen gibt es wiederum beim Speicher: Doppelt so viel RAM und vier Mal so viel Flash-Speicher stehen zur Verfügung. Ebenfalls vergrößert wurde der Akku, der im Test des Excel noch mit für die schlechte Akku-Leistung verantwortlich gemacht wurde. Der neue verfügt mit 3.000 mAh fast über die doppelte Kapazität. Als Verbindung zu drahtlosen Netzwerken kommen unverändert WLAN und Bluetooth zum Einsatz.
Handhabung: Komplizierter als beim Excel
Das Befüllen des Illumina Pro mit Daten gestaltet sich einfach: Neben den üblichen Methoden per USB-Verbindung oder microSD-Karte kann der Reader über geeignete Apps auch Inhalte per WLAN und Bluetooth entgegen nehmen. Über den integrierten Browser ist sogar ein direkter Download von Materialien möglich, mit entsprechenden Apps auch von diversen Cloud-Diensten. Nativ unterstützt der Illumina Pro eine Vielzahl von Formaten, darunter unter anderem E-Pub, PDF, TXT und HTML. Als Rechtemanagement kommt AdobeDRM zum Einsatz.
Aufgefallen ist im Umgang allerdings ein Fehler, der von der Redaktion bereits beim Excel 2014 kritisiert wurde: So werden nach wie vor viele E-Books in der Bibliotheksübersicht zuerst ohne Cover dargestellt. Erst nach dem ersten Öffnen des Buches wird es auf der Hauptseite angezeigt. Auch zeichnet sich die Bücherübersicht nach wie vor nicht durch eine große Funktionsvielfalt aus, ein Organisieren der Inhalte in Kategorien ist auch beim neuen Reader nicht möglich - hier bleibt dem Nutzer lediglich die Sortierung per Ordnerstruktur.
Über die Bedienung per Stifteingabe wird die Nutzung des Illumina weiter unnötig verkompliziert. Auf den beim Vorgänger noch vorhandenen Joystick, welcher zumindest eine rudimentäre Bedienung ohne Stylus zuließ, muss der Nutzer beim neuen Reader verzichten. Geht der Eingabestift einmal verloren, hat der Nutzer ein Problem – selbst das Herunterfahren des Readers ist ohne den Stift nicht möglich. Ersatz schlägt zur UVP von knapp 30 Euro zu Buche.
Kein Reader für Schmökerstunden
Icarus hätte sich als Vorlage zwar für den Onyx N96 statt für den N96ML entscheiden können, der auch eine Nutzung per Fingereingabe ermöglicht, damit hätte der Nutzer aber auf die integrierte Beleuchtung verzichten müssen. Sollte der Reader als produktives Gerät eingesetzt werden, könnte die Anschaffung eine Bluetooth-Maus oder -Tastatur Abhilfe schaffen.
Die umständliche Handhabung wirkt sich auch auf das normale Leseverhalten aus und zeigt, dass sich der Illumina Pro – leider – nicht als Schmöker-Reader eignet. Für jede „komplexere“ Aktion, sei es das Markieren von Textstellen, das Nachschlagen im Wörterbuch oder auch nur das einfache Verändern der Textdarstellung: Für alles wird der Eingabestift benötigt. Lediglich ein geringer Funktionsumfang wie zum Beispiel das Blättern ist mit den Hardware-Tasten möglich.