Razer Ornata im Test: Mecha-Membran-Tastatur mit Einzel-Tasten-Beleuchtung

Max Doll
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Razer Ornata im Test: Mecha-Membran-Tastatur mit Einzel-Tasten-Beleuchtung
Bild: Razer

Mit der Ornata will Razer eine Alternative zu mechanischen Tastaturen im oberen Preisbereich schaffen. Das Unternehmen motzt die Leiterfolien-Technik deshalb mit Einzeltastenbeleuchtung und „Mecha-Membran“-Tastern auf, die deutlich spür- und hörbare Klicks von sich geben. Richtig „Klick“ hat es im Test aber nicht gemacht.

Razer Ornata im Test: einzigartig

Im Preisbereich um einhundert Euro zählen Tastaturen, die Signale mit Gummiglocken und Leiterfolien generieren, mittlerweile zu den Ausnahmeerscheinungen. Das liegt zuvorderst am Preisverfall mechanischer Modelle, die mittlerweile zu vergleichbaren Kursen zahlreiche Features zugleich anbieten können. Günstige Tastentechnik mit üppiger Ausstattung wie dutzenden Zusatztasten und einer RGB-Beleuchtung aufzuwiegen geht deshalb nicht mehr auf.

Razer wählt einen neuen Weg

Die Ornata schlägt deshalb einen anderen Weg ein: Razer verzichtet auf umfangreiche Zusatzausstattung oder Zusatztasten und konzentriert sich stattdessen darauf, Gummiglocken eine Daseinsberechtigung zu geben. Das bedeutet einerseits, die Technik mit einer echten Einzeltastenbeleuchtung in diesem Punkt mit mechanischen Tastaturen gleichziehen zu lassen, andererseits ein Design zu wählen, das mit dieser Art der Signalerfassung derzeit nicht (in diesem Preisbereich) verfügbar ist.

Darunter fallen flache Tastenkappen, die auf der Ornata wie auf allen anderen teureren Membrantastaturen (z.B. Roccat Isku FX und SteelSeries Apex M350) eingesetzt werden. Außerdem versucht Razer, mit „Mecha-Membrane“-Tastern Elemente von Gummiglocken und Mechanik zu vereinen und die Ornata wie durch das erweiterte Key-Rollover von günstigen Vertretern ihrer Art abzugrenzen. Statt auf Ausstattung setzt das Unternehmen auf veredelte Gummiglocken und flexible RGB-Beleuchtung.

Razer Ornata
Roccat Isku FX
Größe (L × B × H): 45,8 × 15,2 (23,5) × 3,0 (4,2) cm
Handballenauflage
50,1 × 24,5 × 2,5 cm
Handballenauflage integriert
Layout: 105 ISO 105 ISO (erweitert)
Gewicht: 1.183 g 975 g
Gehäuse-Material: ?
Kabel: 2,00 m, USB 2.0
Hub-Funktion:
Key-Rollover: 10-KRO 2-KRO
Schalter: Razer Mecha-Membrane Rubberdome
Switch Plate: ?
Tasten: Form: zylindrisch
Material: ABS-Kunststoff
Beschriftung: laser cut
flache Tasten
Form: zylindrisch
Material: ABS-Kunststoff
Beschriftung: pad printed
Zusatztasten: 8 × Makro
6 × Medien
2 × Extra
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Vor/Zurück Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück
Zusatzfunktionen: Helligkeit (regeln, ausschalten), Gaming-Modus, Makroaufnahme, System-Funktionen Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), Programmverknüpfungen, Makroaufnahme
Beleuchtung:
Farbe: Grün
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus
Sonstige: individuelle LED-Profile
Variante
Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt
Makros & Programmierung: vollständig programmierbar 5 Profile
teilweise programmierbar
Preis: 90 € / 110 €

Äußerlichkeiten: durchdachtes Chassis mit RGB-LED

Äußerlich hinterlässt die Ornata auf den ersten Blick einen positven Eindruck. Das Chassis ist stabil und von matter, rauer Beschaffenheit, die Schmutz und Staub nicht sofort sichtbar werden lässt. Auf empfindliche Glanzelemente wird mit Ausnahme eines umlaufenden Rahmens, der weder typischerweise Hautkontakt ausgesetzt ist noch das saubere Erscheinungsbild beeinträchtigt, verzichtet. Die Integration von Kabelkanälen mit rückwärtigem und seitlichen Ausgängen, die das Kabelmanagement auf dem Schreibtisch erleichtern, zeigt auf, dass sich Razer im Detail mit dem Design befasst hat.

Eine bequeme Auflage für die Handballen

Als ähnlich angenehm kann die mit Kunstleder bezogenje Handballenauflage bezeichnet werden. Wie bei Cherrys MX Board 6.0 wird die Auflage magnetisch an die Tastatur gekoppelt. Ihre Handhabung wird deshalb spielend leicht: Sie hält fest, kann aber mühelos entfernt, verschoben oder bei Bedarf getrennt vom Gehäuse genutzt werden. Schaumstoff-Polsterung und eine große Auflägefläche gewährleisten eine bequeme Nutzung.

Praktische Detaillösungen statt überbordender Ausstattung klingen bis hierher nach einem guten Konzept. Halten kann Razer das Niveau aber nicht immer: Werden die Anstellfüße genutzt, reduziert sich die Auflägefläche auf einen kleinen Streifen der vorderen Gummielemente, die kaum noch Einfluss auf die Bewegung des Gehäuses nehmen können. Diese viel zu hohe Mobilität wird erst durch die Handballenauflage gebremst, die das ungewollte Verschieben der Ornata unterbindet; sie wird deshalb nicht in jedem Fall zu einem optionalen Zubehör.

Echte Einzeltastenbeleuchtung

Nicht den einfachen Weg gewählt hat Razer bei der Beleuchtung. Üblicherweise werden Rubberdome-Tastaturen beleuchtet, indem eine Leiterplatte, in der Regel aus transparentem Plexiglas, abhängig von der Preisklasse von den Rändern oder einer Seite aus beleuchtet wird. Einzelne Tasten in Wunschfarbe leuchten zu lassen, ist mit einem Verfahren dieser Machart indes nicht möglich. Razer nutzt unter den Leiterfolien deshalb ein PCB, auf dem sich eine separate Diode für jede Taste befindet. Das erlaubt es Tasten einzeln nach Wunsch zu illuminieren.

Weil die Beleuchtung nicht länger indirekt erfolgt, sind die Farben zudem fast gänzlich unabhängig vom Betrachtungswinkel. Die Diode sitzt dabei zentral unterhalb der Tastenkappe, ohne dass mechanische Bauteile für Verdunkelung sorgen. Davon profitiert die Ausleuchtung sichtbar. Einzig die Dämpfung des Lichts durch die Gummiglocken oberhalb der Dioden sorgt dafür, dass das Tastenbett marginal heller leuchtet als die Beschriftung der Kappen selbst. Aber das sind Details: Die Beleuchtung gehört bis hin zu den angenehm dezenten Status-LEDs zu den Highlights der Tastatur.

Taster: Mecha-Membran nur beim Feedback

Der Versuch, Gummiglocken mit der Präzision oder anderen Eigenschaften „mechanischer“ Taster zu verbinden, ist an und für sich kein Trend der vergangenen Monate. Topre zeigt beispielsweise schon seit Urzeiten, dass sich die Rubberdomes auch ohne Leiterfolien mit kapazitiver Technik auf PCBs mit Gewinn einsetzen lassen. Von solchen „High-Tech“-Lösungen sind Razers Mecha-Membran-Modelle aber weit entfernt.

Die Bezeichnung bedeutet bei Razer nicht einmal das Funktionsprinzip wie bei anderen hybriden Tastern, die etwa in der Turtle Beach Impact 100 verwendet werden und mit separatem Stempel MX-Tastentechnik mit Gummiglocken zu emulieren suchen, sondern ausschließlich das Feedback. Der Unterbau gleicht damit dem bei Leiterfolientechnik seit jeher verwendeten Prinzip: Stempel und Tastenkappe sind eine Einheit, die beim Herunterdrücken auf eine Gummiglocke einwirkt. Diese presst zwei Leiterfolien zusammen und generiert so ein Signal.

Neu ist nur der Klick

Razers Mecha-Membran-Tastern ist allerdings eine modifizierte Charakteristik eigen. Sie besitzen zwar einen gummibedingten, weichen Anschlag, aber eine stärker ausgeprägte taktile Charakteristik; der Druckpunkt wirkt stärker und präziser. Praktisch hat Razer also Gummiglocken-Taster mit „clicky“-Charakteristik geschaffen: Mecha-Membran-Modelle geben beim Auslösen ein hörbares akustisches Feedback von sich. Dieses hängt zu einem guten Teil mit der einzigen Neuerung der Taster zusammen, ihrem hörbaren Klick. Der wird durch einen Metallbügel generiert. Eine kleine Erhöhung am Stempel erzeugt beim Vorbeigleiten an der Imitation der „Kontaktplatte“ mechanischer Taster, die bei Razer jedoch kein Signal generiert, den „Klick“.

Ergebnis der Bemühungen ist ein taktiler Taster mit weichem Druckpunkt und gedämpftem Anschlag, der wie bei vielen Rubberdomes aus dem Spielebereich nach 3,5 Millimeter Wegstrecke erreicht wird. Hubweg und Signalpunkt sind aus technischen Gründen identisch, der Klickpunkt wird jedoch bereits nach drei Millimetern Wegstrecke erreicht und verlangt, einen Widerstand von rund 60 Gramm zu überwinden; der anschließende starke Abfall des Widerstandes gewährleistet das sichere Auslösen eines Signals.

Alltagserfahrungen: Tasten als Wundertüte

Trotz einer solchen vorgeblich minimalen Änderung sind die Auswirkungen auf das Tippgefühl von erheblicher Tragweite: Der weiche Druckpunkt wird durch das Klicken tatsächlich ein wenig stärker akzentuiert und damit subjektiv taktiler. Das erweist sich als angenehme Abstimmung und suggeriert erfolgreich eine gewisse Präzision. Um mehr als einen Einschlag handelt es sich dabei aber nicht, der weiche Grundton verrät die Gummiglocken weiterhin.

Ein theoretisch interessantes Konzept

So klar wie bei echten mechanischen Tasten lässt sich der Signalpunkt auch hier nicht erkennen, zumal die Taste weiterhin mit ein wenig Kraftüberschuss vollständig heruntergedrückt werden muss, um durch das Zusammenpressen der Leiterfolien ein Signal zu generieren. Wie diese Abstimmung die von Razer deklariert „hohe Auslösegeschwindigkeit“ gewährleisten soll, erschließt sich im Test nicht. Unabhängig der theoretischen Lebensdauer bleibt zudem das Problem der Alterung des Gummis, die mit den Jahren aushärten können.

Razer Ornata

Trotz des gewünscht hörbaren Feedbacks bleibt die Tastatur unter anderem aufgrund ihrer Technik sowie der flachen Tastenkappen grundsätzlich leise. Das helle Klackern und Klickern mechanischer Taster ist der Ornata fremd, was zusammen mit der Abstimmung die potentiell geringere Lebensdauer aufwiegen kann. Gepaart mit echtem 10-Key-Rollover und Einzeltastenbeleuchtung entsteht im Gesamtpaket tatsächlich eine potentielle Alternative zu mechanischer Tastentechnik, die auf dem Papier nicht mit der ein oder anderen Einschränkung einhergeht - die Ornata schlägt sich im Vergleich mit mechanischer Konkurrenz zumindest theoretisch ordentlich.

Die Tasten als Wundertüte

Als Wermutstropfen präsentiert sich jedoch das inhomogene Feedback der Taster. Im Test war eine ungleichmäßige Rückmeldung der Tasten zu verzeichnen, die zu einer großen Spannbreite Rückmeldungen in den Fingerkuppen führte. Der ausgeprägte „Klick“ ließ sich nicht immer auf jeder Taste und nicht immer gleichmäßig erspüren, verschwand in Teilen und sporadisch auch einmal komplett.

In diesem Fall wird die Ornata punktuell eine einfache Rubberdome-Tastatur. Betroffen ist hiervon im Prinzip das gesamte Tastenfeld: Die Intensität des Klicks hängt stark von der Position ab, an der die Tastenkappe heruntergedrückt wird, d.h. sie ist eng verbunden mit der Position der Finger. Werden die Tasten nicht perfekt gleichmäßig gedrückt, stellt sich unvermeidlich eine gewisse Varianz ein – auch und gerade im Alltag.

Damit lassen sich zwar praktische Rückschlüsse auf die Auswirkungen des „Klicks“ für das Tippgefühl ziehen, für ein finales Produkt ist das Phänomen aber ungünstig. Die Ornata verwandelt sich so in eine Wundertüte, bei der am Ende doch wieder auf die Tasten gehämmert wird, um das in seinen extremen Ausschlägen ohne Weiteres spürbar ungleichmäßige Feedback zu überdecken.

Gut im Alltag

Die Tastatur selbst ist an sich im Alltag gut zu nutzen. Die hohe und große Handballenauflage sorgt für Komfort, das für Razer typische Layout ist durchdacht: Statt die „F“-Tasten mit Füllfunktionen zu belegen, bleibt zwischen Funktionsgruppen einfach Platz – eine elegantere und übersichtliche Lösung. Lediglich die Lautstärkesteuerung kann, als einziges Manko, einhändig aber nur unter Verrenkungen bedient werden.

Auch das für Leiterfolientechnik untypische 10-Key-Rollover funktioniert wie gewünscht und sorgt dafür, dass sich die Tastatur von anderen Vertretern ihrer Gattung – unabhängig der Preisklasse – abzuheben vermag. Ein Wermutstropfen bleibt aber auch hier: Razer verzichtet auf eine stabilisierende Metallplatte. Zwar ist das Gehäuse zweifelsohne mehr als ausreichend solide, erfahrungsgemäß profitiert das Tippgefühl aber zumindest ein wenig durch eine solche Verstärkung, die für einen dreistelligen Eurobetrag eigentlich erwartet werden kann.

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