Withings Steel HR im Test: Hybride Uhr mit Herzsensor und langer Laufzeit
Mit der Steel HR zeigt Withings ein neuartiges Wearable-Konzept, das auf einer analogen Uhr mitsamt kleinem Display sowie einem Herzfrequenzsensor beruht und mit einer Laufzeit von bis zu 45 Tagen ein sehr gutes Bild im Test hinterlässt.
Withings Steel HR im Test: Hybride auf neuen Wegen
Sind analoge Uhren gepaart mit Fitness-Tracker-Funktionen spätestens seit der IFA 2015 keine wirkliche Neuerung mehr, präsentierte der auf Connected-Health spezialisierte Hersteller Withings zur letztjährigen IFA eine neuartige Interpretation des Themas. Gegenüber den zahlreichen Nebenbuhlern wie der Runtastic Moment und der Fossil Q Grant bietet die Withings Steel HR einen Herzfrequenzsensor und ein kleines Info-Display.
Gehäuse und Tragekomfort
Beide Neuerungen integriert Withings hervorragend in das gewohnte Design der Activité-Serie, wenn auch mit leichten Veränderungen. Sowohl das kleine Display als auch die auf 6 Uhr angeordnete Aktivitätsskala sind leicht eingefasst, was dem Design mehr Ausdruck verleiht und es überdies noch eleganter macht. Gehäuse, Indexe, Zeiger und Ziffernblatt erinnern nach wie vor ein wenig an den minimalistischen Max-Bill-Stil, der durch das Info-Display keinesfalls gestört wird.
Ungeachtet des Designs, das ohnehin subjektiv und nach den eigenen Vorlieben betrachtet werden muss, zeigt sich ein sehr gutes Verarbeitungsbild, das vor allem (zunächst) kein smartes Gadget vermuten lässt. Das polierte Edelstahlgehäuse ist aus einem Stück gefertigt und im Zusammenspiel mit dem leicht gewölbten Uhrenglas über alle bisher getesteten Wearables erhaben. Das mitgelieferte Armband aus mattschwarzem Kunststoff passt hingegen weniger zum sonst gediegenen Auftritt der Uhr. Dennoch sind Kunststoffbänder für Aktivitäten hinsichtlich der Hygiene besser geeignet. Das 18 Millimeter breite Armband kann über Federstege leicht gewechselt werden.
Neben der im Test vorliegenden 36-Millimeter-Variante der Steel HR bietet Withings zudem noch eine 40mm-Variante der Uhr an. Der Durchmesser von 36 Millimeter erwies sich im Test in Verbindung mit einem normalen Handgelenk als äußerst angenehm zu tragen. Als Zusatz verfügt der größere Ableger über einen breiteren Gehäuserahmen, auf dem Minutenindexe eingraviert sind. Die Armbandbreite liegt hier bei 20 mm. Das Gewicht steigt gegenüber dem kleineren Modell von 39 auf 49 Gramm.
Withings Steel HR | Withings Activité Pop | Withings Activité | |
---|---|---|---|
Form: | rund | ||
Kompatibilität: | iOS ab Version 8, Android ab Version 6 | ||
Uhrenglas: | gehärtetes Mineralglas | Saphirglas | |
Bedienung: | via App | ||
Display: | ja | – | |
Anbindung: | Bluetooth 4.0 LE | ||
Sensoren: | Beschleunigungsmesser Bewegungssensor Herzfrequenzsensor |
Beschleunigungsmesser Bewegungssensor |
|
Energieversorgung: | Akku | CR2025 Knopfzellenbatterie | |
Abmessung: | 36,3 × 13 Millimeter (36mm) 39,5 × 13 Millimeter (40mm) |
36,3 × 10,5 Millimeter | |
Gewicht: | 39 Gramm (36mm) 49 Gramm (40mm) |
37 Gramm | |
Schutz: | wasserdicht 5 ATM | ||
Preis: | 189,95 / 199,95 Euro | 129,95 Euro | EOL |
Display nur für kurzen Überblick
Wie viel Display muss ein Wearable bieten? Eine Frage, die sich nicht ohne Weiteres beantworten lässt und dabei sehr stark vom Benutzungsverhalten des Trägers abhängt. Klar ist, dass ein Display zusätzlich Energie benötigt. Wiederum wird die Uhr – viel mehr die smarten Funktionen – durch ein Display autark zum gekoppelten Smartphone.
Die kleine Anzeige gibt Auskunft über die wichtigsten Parameter und Benachrichtigungen . Letztere gaben bisherige Wearables dieser Klasse lediglich mittels Vibration oder aufleuchten einer Status-LED aus. Benachrichtigungen sind derzeitig lediglich für Anrufe, Kalendereinträge und SMS-Nachrichten verfügbar, weitere Einbindungen soll jedoch laut Withings folgen. Der Wechsel zwischen den Anzeigen erfolgt mittels Knopfdruck an der rechten Gehäuseseite. Eine Interaktion bleibt aus.
Natürlich bieten Smartwatches unter Android Wear, Apple Watch oder Tizen wesentlich umfangreichere Funktionen, sodass der Nutzer etwa auf Benachrichtigungen Antworten kann, doch muss hier zwischen Fitness-Tracker und der reinen Smartwatch differenziert werden. Das Konzept der Withings Steel HR gefällt sehr gut. Withings findet einen sehr guten Mittelweg und zeigt mit einem analogen Ziffernblatt und dem kleinen Schwarz/Weiß-Display eine sehr schöne Kombination beider Elemente. Die Helligkeit des Displays kann automatisch oder über die App reguliert werden. Ein kleiner Negativpunkt zeigt sich aber trotzdem: das Display ist nicht permanent aktiv. Es leuchtet lediglich bei eingehenden Benachrichtigungen oder per Knopfdruck auf, was zwar der Engerieeinsparung dient, jedoch der Schnellübersicht weniger förderlich ist. Eine Aktivierung beim Anheben des Arms oder ein gedimmter Always-on-Modus fehlen im Alltag.
Überzeugende App und genaue Sensoren
Bei der App überzeugt Withings wie schon in den vorherigen Tests. Geräte werden spielend einfach gekoppelt und die jeweiligen Daten in einer strukturierten Übersicht ausgegeben. Hier macht sich die Erfahrung des Herstellers bezahlt. Die im Test der Activité Pop bemängelte Synchronisationszeit der Fitnessdaten gehört der Vergangenheit an. Negative Punkte gibt es nicht, sodass in Summe die Harmonie zwischen App und Wearable als überaus gut zu bezeichnen ist.
Durchschnittliche, aber zuverlässige Sensoren
Hinsichtlich der Sensorik reiht sich die Withings Steel HR inmitten ihrer Smartwatch-Kontrahenten ein, kann jedoch nicht den Thron besteigen. Zur Herzfrequenzmessung wurde die Uhr in drei Szenarien – vor dem Sport, während des Sports und nach dem Sport – getestet. Als Referenz dient weiterhin der Brustgurt Polar H7. Kann die Steel HR den Ruhepuls zwar exakt bestimmen, schlichen sich bei den verbleibenden Messungen leichte Abweichungen von rund zwei Prozent ein. In Summe bedeutet dies eine durchschnittliche Abweichung von 1,38 Prozent, was die Steel HR, zumindest bei der Herzfrequenzmessung, im Mittelfeld platziert.
Bei der Schrittzählung spielt die Steel HR hingegen vorne mit und kann sogar das Partnermodell Withings Activité Pop weit hinter sich lassen. Bei gezählten 1.000 Schritten registriert die Uhr einen hervorragenden Wert von 1.007.
Auch die Schlafmessung funktioniert subjektiv betrachtet sehr gut. Ohne möglichen Referenzwert, vernimmt die Uhr kurze Zeit nach dem zu Bett gehen das Schlafen, welches in die Phasen wach, Tief- und Leichtschlaf untergliedert wird. Wie schon bei der Activité Pop stützt sich die Analyse auf den Bewegungssensor, was indes nicht bedeutet, dass das einfache bewegen des Arms bereits als Beginn einer Wachphase ermittelt wird. Ebenso suggeriert ein Stillliegen nicht zwingend eine Tiefschlafphase. Die Kategorisierung der Phasen erfolgt indes auf Grundlage eines im Schlaflabor erprobten Algorithmus.
Laufzeit
Die Laufzeit soll laut Herstellerangaben bei bis zu 45 Tagen liegen. Dabei soll der volle Funktionsumfang für 25 Tage gewährleistet werden, nachdem die Uhr für weitere 20 Tage im Energiesparmodus (ohne Herzfrequenzmessung) ausharrt. Im Test bewahrheitet sich das Versprechen des Herstellers. Je nach Nutzungsintensität verbraucht die Steel HR am Tag etwa ein bis drei Prozent Akkuleistung. Während des zweiwöchigen Tragens verbrauchte die Steel HR 46 Prozent des Akkus. Ein guter Wert, bedenkt man die hybride Lösung und ruft sich zugleich die Laufzeiten herkömmlicher Smartwatches, die zumeist zwischen einem und fünf Tagen liegen, ins Gedächtnis. Doch bleibt auch der Blick auf andere Vertreter in der direkten Sparte. Die Withings Activité Pop, Runtastic Moment oder Fossil Q halten mit einer Knopfzellenbatterie bis zu 8 Monate durch – wenn auch ohne Display und Herzfrequenzsensor.
Altgedientes Mittelmaß gibt es beim Ladekonzept. Die Uhr wird mit Hilfe eines Ladesockels samt Kontakten geladen. Mit kontaktlosen Ladeschalen oder einfachen USB-Steckern gibt es im Wearable-Sektor sowohl bessere als auch schlechtere Systeme. Eine vollständige Ladung nimmt rund zwei Stunden in Anspruch.
Fazit
Die Withings Steel HR gefällt – die hybride Lösung eines analogen Ziffernblattes gepaart mit smarten Funktionen, einem kleinen Display und anständiger Akkulaufzeit überzeugen im Test. Hinzu kommt eine tadellose Verarbeitung, die gleichauf mit dem rundum gediegenen Design ist. Auch die Fitnesssensoren hinterlassen, gerade im Bezug auf die Schrittmessung, ein gutes Bild. Einziger negativer Punkt ist die Abschaltautomatik des Displays, die hinsichtlich der langen Laufzeit einen vernünftigen Kompromiss darstellt. Eine eventuell gedimmte Always-on-Funktion würde der Uhr sehr gut stehen. Dessen ungeachtet richtet sich die Withings Steel HR an Träger, die nicht permanent auf Benachrichtigungen reagieren möchten, sondern lediglich über jene informiert werden wollen und eine kleine Fitnessübersicht suchen. Zusammengefasst geht die Withings Steel HR somit als erstes Wearable mit einer ComputerBase-Empfehlung aus dem Test.
- tadellose Verarbeitung
- sehr gute hybride Umsetzung
- schönes Design
- lange Akkulaufzeit
- Abschaltautomatik des Displays
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