Die neuen AMD-Prozessoren zeigen sich auf den X370-Plattformen im Leerlauf nicht so genügsam wie Kaby Lake und benötigen immer knapp 45 Watt – sowohl auf dem Asus Crosshair VI Hero als auch auf dem MSI X370 Xpower Gaming Titanium. Damit liegt die neue AMD-Plattform zehn Watt über der von Intel.
Geht es an die unterschiedlichen Lastszenarien, zeigt sich das zu erwartende Bild:
Ryzen 5 spielt gut in der Mitte mit, das Ryzen-5-Flaggschiff von AMD ist aber kein Kostverächter. Etwas anderes war aufgrund der 95-Watt-TDP-Einstufung aber auch nicht zu erwarten. In Alltagsszenarien bei voller Last (ohne AVX) liegt der Broadwell-E mit sechs Kernen und zwölf Threads auf Augenhöhe.
TDP ist nicht der Verbrauch!
Auch heute zeigt sich, dass die TDP als Anforderung an das Kühlsystem nicht mit dem Verbrauch in extremen Lastszenarien gleichzusetzen ist. So kommt das schnellste 65-Watt-TDP-Modell Ryzen 5 1600 im Extremfall auf 81 Watt Differenz zwischen Leerlauf und maximaler Last, das 95-Watt-TDP-Modell Ryzen 5 1600X bringt es auf 101 Watt Differenz. AMD geht auf diesen Punkt im Reviewer's Guide explizit ein.
Die TDP ist immer im Zusammenspiel mit der Tcase- (maximal 60 Grad) und der Tambient-Temperatur zu sehen. Werden die Grenzwerte eingehalten, darf der Ryzen 5 1600X bis zu 128 Watt verbrauchen – er bewegt sich im Test somit im Rahmen des Erlaubten. Auch XFR hält ich an diese Vorgaben: Werden 128 Watt Verbrauch und die Tcase von 60 Grad nicht überschritten, liegt XFR beim Ryzen 5 1600X bei Last auf maximal zwei Kernen an. Der Kühler AMD Wraith Max für 140 Watt Verlustleistung ist darauf ausgelegt, exakt diese Spezifikationen einzuhalten. Für den Ryzen 7 1700 liegt der Schwellwert bei rund 90 Watt, Gleiches gilt demnach vermutlich auch für die anderen 65-Watt-Modelle, wenngleich AMD dies nicht noch einmal genauer dargelegt hat.
Unter Linux das gleiche Bild
Neben Windows ermittelt ComputerBase auch die Leistungsaufnahme unter Linux. Dort zeigt sich das gleiche Bild sowohl im Leerlauf als auch unter voller Last auf allen Threads.
Der ursprüngliche AMD-Ryzen-Test überraschte, lagen die Temperaturen der Flaggschiffe mit X-Nomenklatur offensichtlich doch auf sehr hohem Niveau. Nachdem alle Medien über die hohen Temperaturen berichtet hatten, gab der Hersteller einige Tage später allerdings des Rätsels Lösung bekannt: Ryzen 7 1700X und Ryzen 7 1800X arbeiten bewusst mit einem Temperatur-Offset von 20 °C auf den eigentlich gemessenen Wert, um die Lüftersteuerung im BIOS auf diesem Weg zu beeinflussen. Der kleinste Ryzen 7 1700 tat das nicht. Verdacht: Die TDP macht den Unterschied.
Ryzen 5 bestätigt diesen Verdacht: Der große Ryzen 5 1600X mit 95 Watt TDP bekommt die gleichen 20 Grad Offset, die drei kleineren Modelle mit 65 Watt TDP hingegen nicht. Mittlerweile können die aktualisierten Tools diese Temperatur aber auslesen respektive den korrigierten echten Wert angeben: HWiNFO64 (Download) zeigt in der neuesten Version 5.50 zwei Temperaturen an, und AMD Ryzen Master (Download) soll es mit Version 1.0.1 ab heute ebenfalls können.
Auf Basis der korrekt ermittelten Temperaturen lässt sich sagen: Auch bei Ryzen 5 macht sich AMDs Entscheidung, den Die mit dem Heatspreader zu verlöten, bemerkbar. Trotz vergleichbarer Leistungsaufnahme wie bei der Konkurrenz fallen die Temperaturen unter Last signifikant niedriger aus. Mit Ryzen 5 und 7 lassen sich so Ergebnisse erzielen, die bei Skylake oder Kaby Lake erst nach dem „Köpfen“ der CPU möglich sind.